Auf Holz gebaut
Von Hedwig Derka
Holz im Nagerheim ist nie für die Ewigkeit bestimmt. Es trägt aber wie bei Menschen zum Wohlbefinden bei", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn kennt die Verwendungsmöglichkeiten von Ästen im Käfig und erklärt, welche Zweige zu bevorzugen sind.
Mäuse, Ratten und Chinchillas klettern mit Begeisterung. Auf verzweigten Ästen können sie hoch hinaus, auf Holzbrücken von Etage zu Etage laufen. "Die Äste müssen stabil verankert sein. Stricke aus Naturfasern oder Draht ohne Kunststoffummantelung eignen sich zum Befestigen", sagt Schratter. Der Parcours aus dem Naturprodukt soll freilich so angelegt sein, dass Zweige nicht abbrechen. Und die Kleintiere – vor allem höheren Alters – nicht abstürzen.
Nager, die sich lieber bodennah aufhalten, können ebenfalls mit Holz verwöhnt werden. Dünne Zweige, die unter die Einstreu gemischt sind, stabilisieren das Tunnelsystem von Hamster und Kaninchen.
Zahngesundheit
"Holz zum Nagen sollte selbstverständlich sein, Nager heißen ja nicht umsonst so", sagt die Expertin. Das harte Material fördert die Zahngesundheit. Die Schneidezähne nützen sich ab, die Backenzähne werden gereinigt. Das Zahnfleisch wird durch das Kauen am Holz stimuliert. Darüber hinaus bereichern frische Blätter und Knospen das Nahrungsangebot, Rinde enthält wertvolle Mineralstoffe. Sind die Zweige abgefressen, können Leckereien wie Obst aufgespießt werden. Solch Mahlzeit will über Kletterhürden verdient sein.
"Knabberhölzer gibt es auch im Handel zu kaufen", hat Schratter einen Tipp für Haustierhalter, die mit Gewächsen aus der Natur nicht vertraut sind. Prinzipiell eignen sich Äste von Apfel- und Birnbäumen. Auch Haselnuss und Weide sollen schmecken. Ungenießbar dagegen sind die Zweige von Steinobstbäumen. Kastanie und Eiche enthalten viele ungesunde Gerbstoffe. Auch harzhaltige Nadelhölzer müssen nicht sein, einige – wie Eibe und Zypresse – sind sogar giftig.
Futter
Ist genügend Holz im Käfig und sorgt dort für Abwechslung in der Freizeit und auf dem Speiseplan, kann der Käfig selbst auch aus Holz sein. Die Stäbe aus Buche oder Ahorn, Birnen- oder Apfelbaum müssen freilich beschichtet sein. Holz, das mit Bienenwachs für Möbel imprägniert ist, weist Trinkwasser und Urin ab. Auch (Sabber-)Lack, der sonst chrom- und quecksilberfrei Kinderspielzeug schützt, eignet sich zur Behandlung des Gitters. Kostengünstiges Speiseöl bleibt Notlösung.
Resümee von KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter: "Holz soll in keinem Nagerkäfig fehlen."