Leben/Gesellschaft

Test: Samsung-Kamera NX20 funkt Fotos per WLAN

Die NX20 Systemkamera ist Samsungs derzeitiges Spitzenmodell unter den WLAN-Kameras und schlägt mit 1100 Euro (UVP, im Kit mit 18-55 mm-Objektiv) zu Buche. Ganz so hochpreisig sieht die Kamera am ersten Blick nicht aus. Das Design ist sehr konventionell gehalten und orientiert sich sehr stark am Vorgängermodell NX11.

Erster Eindruck
Das Gehäuse bietet keinen Grund für Beschwerden und macht einen hochwertigen und guten Eindruck. Sogar der aufklappbare Blitz wirkt stabil. Trotz der eher kompakten Abmessungen von 122 x 89.6 x 39.5mm lässt sich die NX20 sicher in Händen halten. Ganz so komfortabel wie eine ausgewachsene DSLR liegt die Systemkamera jedoch nicht in der Hand. Außerdem werden die Bedienelemente rechts vom Display bei festem Griff überdeckt und man muss darauf achten, keinen Knopf aus Versehen zu betätigen.

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Display und Sucher
Die NX20 verfügt über ein AMOLED Display mit drei Zoll und einer Auflösung von 640 x 480 Pixel. Hier spielt Samsung seine Stärken als einer der weltweit größten Display-Hersteller aus und punktet mit hoher Schärfe, natürlicher Farbdarstellung und guten Kontrasten. Auch die Spiegelungen halten sich in Grenzen, in Kombination mit der ausreichenden Helligkeit lässt sich auch im Freien Genügend erkennen.

Da die NX20 als Systemkamera über keinen Spiegel verfügt, dient ein elektronischer Sucher als Ersatz. Der Sucher hat eine Auflösung von 800 x 600 und deckt das komplette Sichtfeld ab. In Sachen Bildqualität und Reaktionsfähigkeit gibt es auch hier nichts Negatives zu berichten.

Bedienung
Bei der NX20 versucht Samsung mit einigen kreativen Ansätzen die geringe Gehäusegröße auszugleichen. So kann man gewisse Einstellungen direkt über das Objektiv regulieren. Dazu ist ein am Objektiv ein Fn-Knopf vorhanden, drückt man jenen, kann man etwa Belichtung oder Blende über den Scharfstellring ändern. An der Rückseite befindet sich außerdem eine zusätzlich Fn-Taste, mit der man in den meisten Modi ein Menü aufrufen kann, das die wichtigsten Einstellungen enthält. Wer ein wenig Erfahrung mit Kameras hat, hat die Bedienung der NX20 sehr schnell durchschaut. Ähnlich verhält es sich mit dem Menü und den Optionen.

Software und Funktionen
Neben den Standard-Modi wie Programmautomatik, Blendenpriorität und Zeitpriorität, hat die NX20 noch einen Smart-Modus. Dabei handelt es sich im Grunde um einen Automatikmodus, der anzeigt, was er gerade tut beziehungsweise welche Szenen-Einstellung für das jeweilige Motiv als passend eingestuft wird. In der Praxis funktionierte dieser Modus durchaus verlässlich, einzig mit Gegenlicht hatte die NX20 immer wieder Probleme.

Das größte Manko der NX20 ist die Tatsache, dass die Software der Kamera sehr fehleranfällig und träge ist. Überhaupt war es im Test erst nach einem Firmware-Update (von 1.0.0 auf 1.0.1) möglich, Verbindung mit WLAN-Netzwerken herzustellen.

Die Menüführung war auch nach dem Update immer wieder von längeren Ladezeiten unterbrochen. Teilweise reagierte die Kamera dabei gar nicht mehr und es musste der Akku entfernt werden. Die Probleme dürften kein Einzelfall sein, denn auch andere Nutzer berichten von ähnlichen Problemen.

WLAN
Durch den integrierten WLAN-Empfänger kann die NX20 Fotos drahtlos an verschiedene Dienste und Geräte übertragen. Sobald die Verbindung mit einem WLAN-Netzwerk hergestellt ist, kann man seine Bilder über den Punkt "Social Sharing" etwa direkt zu Facebook, Picasa oder Photobucket hochladen. Videos können direkt zu YouTube geladen werden.

Wahlweise können Bilder und Videos auch via E-Mail verschickt, oder auf Microsoft SkyDrive geladen werden. Über "Auto-Backup" kann man die Dateien automatisch auf einen Compter übertragen. Vorher muss die entsprechende Software jedoch auf dem Rechner installiert sein.

Man kann die Kamera auch direkt mit seinem Smartphone oder Tablet verbinden und Fotos überspielen. Dazu benötigt man nur die entsprechende App "Mobile Link" für Android oder iOS. Im Test haben die WLAN-Funktionen (nach dem Firmware-Update) keine Probleme gemacht, das Übertragen der Bilder und Videos ging durchwegs schnell und stabil vonstatten.

Zusätzlich kann man noch sein Android- oder iOS-Gerät als Fernauslöser und Sucher verwenden. Dazu muss nur die entsprechende App auf dem Handy oder dem Tablet installiert sein. Belichtung oder ähnliches kann man dabei jedoch nicht vom mobilen Gerät aus regeln, die Funktion ist aufs Auslösen beschränkt. Offiziell werden nur einige ausgewählte Smartphones und Tablets unterstützt, im Test zeigte sich aber, dass auch andere Geräte problemlos funktionieren.

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Sensor und Bildqualität
In der höchstmöglichen Auflösung schießt die Systemkamera Bilder mit 5472 x 3648 Pixel. Die schnellste Verschlusszeit liegt bei 1/8000 Sekunden, mit der Serienbildfunktion lassen sich bis zu acht (RAW) beziehungsweise elf (JPG) Fotos pro Sekunde schießen, womit die NX20 in seiner Klasse durchaus im Spitzenfeld angesiedelt ist. Sonys etwas älteres Spitzenmodell NEX-7 schafft etwa nur elf Fotos pro Sekunde.

Die Lichtempfindlichkeit lässt sich von ISO 100 bis 12.800 schrauben. In Sachen Bildqualität kann die NX20 durchwegs glänzen, auch mit dem Kit-Objektiv (18-55mm, f3,5 - 5,6). Die Optik liefert dabei durchwegs scharfe und zufriedenstellende Fotos.

Der APS-C-Sensor zeigt sich scharf und rauscharm, selbst unter hohen ISO-Werten. Geringfügig bemerkbar wird das Bildrauschen etwa ab einem Wert von ISO 800. Mit aktivierter Rauschreduzierung lassen sich sogar Fotos in der höchsten ISO-Stufe noch halbwegs schmerzfrei betrachten.

Auch in Sachen Videos präsentiert sich die NX20 souverän und profitiert von ihrem guten Rauschverhalten. So lassen sich auch unter schlechten Lichtverhältnissen brauchbare Bilder machen.

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Akku
Bei Systemkameras Aussagen zur Akkuleistung zu machen ist immer schwierig, da die Laufzeit von sehr vielen Faktoren abhängig ist. Benutzt man vorwiegend den elektronischen Sucher und verzichtet auf den Einsatz des OLED-Displays, holt man das Maximum aus dem Akku heraus.

Im Test waren bei moderatem Einsatz der Displays rund 300 Aufnahmen möglich, bevor der Akku wieder geladen werden musste. Einen deutlichen Einfluss hatte der WLAN-Adapter auf die Laufzeit, sollte der Akku also knapp werden, sollte man auf die drahtlosen Funktionen verzichten.

Fazit
Mit der NX20 hat Samsung eine Systemkamera mit viel Potential abgeliefert, die durch die eigene Software im Zaum gehalten wird. Verarbeitung und Bildqualität lassen wenig bis gar nichts zu wünschen übrig. Auch das mitgelieferte Kit-Objektiv überrascht positiv.

Getrübt wird der Gesamteindruck durch die instabile Software. Selbst nach dem Firmware-Update ist der Alltag mit der NX20 durch Hänger und andere kleine Ärgerlichkeiten geprägt. Die Bildqualität kann noch so gut sein, wenn die Kamera im entscheidenden Moment hängen bleibt und den Dienst verweigert. Um wirklich in dieser Klasse von Kameras mitspielen zu können, muss Samsung hier deutlich nachbessern.

Die NX20 kostet im Kit mit 18-55mm-Objektiv 1100 Euro (UVP).