Leben/Gesellschaft

Technisches Museum: Schatzkammer wird online

Wer in das Depot des Technischen Museums in der Braillegasse im 14. Bezirk Wiens hinein will, muss zuerst an einem Schranken vorbei und einen Ausweis vorzeigen. Seit den 1990er-Jahren lagert das Museum hier, am Gelände des Verteidigungsministeriums, besonders seltene Exponate. Es ist eines von drei Depots, in dem 160.000 Objekte aufbewahrt werden. Im Museum sind davon fünf Prozent ausgestellt.

Ab heute sind diese Objekte aber für alle zugänglich. Zumindest virtuell, in einem Online-Katalog. Was vor Ort in fünf Geschoßen in Kisten und in Regalen unter Stofftüchern versteckt ist, ist online mit Fotos, ausführlicher Beschreibung und Datierung zu sehen. Zum Beispiel Grafiken, technische Zeichnungen und Drucke von Eisenbahnmodellen sowie Streckennetzen. Sie zeugen von der schweren Arbeit der Ingenieure, etwa beim Bau der Semmeringbahn. Oder Apothekergefäße, Biedermeier-Keramik, Dampfmaschinen oder Glasaugen aus dem Jahr 1820.

Alle Inhalte anzeigen

Genauso wie Materialproben aus Stoff, Papier und Leder aus der österreichisch-ungarischen Monarchie, die im Depot sorgfältig in Schubladenkästen verwahrt sind. Diese Sammlung wurde von Kaiser Franz I. (1768– 1835) angeregt. Der Monarch beobachtete die fortschreitende Industrialisierung in Europa und wollte sich ein Bild über die Produkte in den Kronländern machen. Stadtverwalter mussten handwerkliche Proben aus den Provinzen nach Wien schicken. Dort wurden sie nicht nur ausgestellt, sondern dienten auch als Anleitung für die Studenten am Polytechnischen Institut (heute TU Wien, Anm.).

Mitarbeit erwünscht

In der neuen Datenbank können Interessierte nicht nur recherchieren und nachlesen, sondern auch mitarbeiten. Zum Beispiel, wenn sie über Objekte gut Bescheid wissen oder ähnliche Gegenstände besitzen und deren Bedienungsanleitungen oder Geschichten dazu haben. Via Online-Formular können sie sich bei Museumsmitarbeitern melden. Das TMW ist das erste Bundesmuseum in Österreich, das diese Art von Wissensvermittlung betreibt. Vorbild war etwa das British Museum in London, dort gibt es 10 Millionen digitale Datensätze. Im TMW wird seit 1910 inventiert. Zu Beginn mit handschriftlich geführten Karteikarten, dann elektronisch. Seit 2002 läuft eine Generaldepotinventur, "um die Schätze des Technischen Museums zu heben und zu erschließen", sagt Direktorin Gabriele Zuna-Kratky. Sie bezeichnet es als wichtige Aufgabe, die Sammlungen für nachfolgende Generationen gut aufzubewahren, so wie es jene zuvor gemacht haben.

Auch für die neue Datenbank wird derzeit viel fotografiert, restauriert – die Bestände laufend ergänzt. Denn neben historischen Hammer- und Tangentenflügeln sammelt das Museum auch Objekte aus der Gegenwart wie Brustimplantate oder Spielzeugroboter. Damit wird die Sammlung künftig noch weiter wachsen

www.technischesmusum.at/online-sammlung/site/default.aspx#/