Studie: 84 Mal täglich greift man zum Handy
84 Mal pro Tag schauten Teilnehmer einer Studie durchschnittlich auf ihr Handy - ungefähr alle 13 Minuten, während sie wach waren. Im Schnitt wurde das Smartphone 44 Mal auch entsperrt. Wie die Untersuchung der Technischen Universität ( TU) Wien und der Arbeiterkammer NÖ zeigt, erschwert das Smartphone die Abgrenzung von Beruf und Privatleben, teilte die Uni am Montag in einer Aussendung mit.
Aufzeichnung der Nutzungsdaten
Die Wissenschafter haben von rund 150 Studienteilnehmern einerseits Fragebögen und Kurztagebucheinträge ausgewertet. Andererseits wurde von der Forschungsgruppe Industrial Software der TU Wien eine App entwickelt, die automatisch deren Smartphone-Nutzungsdaten aufzeichnet. Indem die Experten zwei Arten von Datensätzen kombinierten, konnten sie überprüfen, ob die Eigeneinschätzung mit dem tatsächlichen Nutzungsverhalten übereinstimmt.
Anhand dieser Daten haben die Forscher die Studienteilnehmer in Gruppen mit moderater, mittelmäßiger und intensiver Smartphone-Nutzung eingeteilt, die sich zum Teil signifikant unterschieden: "Wer das Handy weniger nutzt, ist zufriedener - und zwar sowohl mit seinen Arbeitstagen als auch mit den freien Tagen", erklärte Martina vom Institut für Managementwissenschaften der TU Wien. Dagegen würden sich intensive Smartphone-User weniger gut in ihre Arbeit vertiefen können, sich aber auch häufiger gelangweilt fühlen. Sie gaben häufiger an, an freien Tagen unter Zeitdruck und Stress gestanden zu haben, und seien öfter gereizt oder verärgert.
Weitere Untersuchungen benötigt
Die Daten verraten aber nicht, ob intensive Smartphone-Nutzung die Zufriedenheit senkt oder Personen deshalb öfter zum Handy greifen, weil sie weniger zufrieden sind. "Dazu benötigen wir noch weitere Untersuchungen, über längere Zeiträume. Wir vermuten, dass sich beides gegenseitig beeinflusst", so Hartner-Tiefenthaler. Gesundheitlich waren alle Gruppen gleichermaßen zufrieden. Allerdings haben intensive Handy-Nutzer signifikant häufiger chronische Nackenschmerzen.
Hartner-Tiefenthaler empfiehlt einen bewussten Umgang mit dem Smartphone, etwa die Festlegung von E-Mail- und Smartphone-freien Zeiten. Auch mit dem Arbeitgeber sollte man klären, welche Art von Erreichbarkeit erwartet wird, um Stress und Ärger zu reduzieren. Eine strikte Trennung von Beruf und Privatleben ist ihrer Meinung nach aber nicht unbedingt notwendig. "Manchmal ist die Organisation des Alltags einfacher, wenn Grenzen nicht zu strikt gezogen sind. Manche Leute berichten, dass sie die Freizeit besser genießen können, wenn sie noch eine wichtige Kleinigkeit erledigt haben", so Hartner-Tiefenthaler.