Wie Journalisten mit psychischen Erkrankungen umgehen
Wenn Journalisten psychisch krank sind...dann machen Sie daraus ein preisgekröntes Projekt und versuchen gesellschaftliche Aufklärung zu leisten. So geschehen in Tschechien, und das äußerst erfolgreich: Drei Journalisten und eine Journalistin, alle vier mit eigener Psychiatrieerfahrung, machen genau diese psychische Erkrankung und wie sie mit ihr leben zum Thema.
Damit haben sie den mit 15.000 Euro dotieren Hauptpreis bei der diesjährigen SozialMarie gewonnen. Die Jury: "Studio 27 will den Mythos durchbrechen, psychisch kranke Menschen seien unfähig, gefährlich und asozial". Das gelinge mit Bravour. Die Journalistinnen und Journalisten, die sich in diesem Studio zusammen getan haben, konterkarierten mit ihrer Arbeit das gesellschaftliche Vorurteil, dass Menschen wie sie nicht zu geistiger Arbeit fähig seien.
Die anderen Gewinner des Abends
Der zweite Platz ging an "Welcome to Life" aus Österreich. Anders als sonst können Jugendliche, die in sozialpädagogischen Einrichtungen leben, im Rahmen dieses Pilotprojektes auch nach ihrem 18. Geburtstag weiter auf ihrem Weg ins Erwachsenen-Leben begleitet werden. Zudem werden sie über regionale Treffen, Workshops zu Themen wie Wohnen, Gesundheit, Finanzen und über soziale Medien miteinander vernetzt. Die 'Care Leaver' sollen ihre Zukunft aktiv in die Hand nehmen.
Der dritte Hauptpreis ging an das tschechische Projekt "Na Ovoce". Eine digitale Landkarte zeigt, wo im Land frei zugängliche Obstbäume stehen, alle können neue hinzufügen, täglich werden es mehr. Eine gemeinschaftsbasierte Plattform mit klaren Regeln: Ich kläre, ob das Obst pflückbar ist, ich schade dem Baum nicht, ich teile mit anderen. Damit will 'Na Ovoce' biodiverse Kulturlandschaften erhalten und vergessene Obstsorten wieder ins Bewusstsein der Menschen bringen.
Neben diesen drei Hauptpreisen gab es noch zwölf weitere Gewinner, die sich jeweils über 2000 Euro freuen dürfen - sowie über einen ordentlichen PR-Schub, den die Sozialmarie den Nominierten ermöglicht. Unter ihnen auch das österreichische Projekt "SIM", das sich den Problemen im heimischen Maßnahmenvollzug widmet. Der Verein setzt sich seit einem Jahr für die Rechte der rund 900 geistig abnormen Rechtsbrecher in den österreichischen Gefängnissen aktiv ein. Lesen Sie mehr dazu hier:
Ehrenamtliche Gefängnis-Betreuer – für die SozialMarie nominiert
Sozial - über die Grenzen
Seit 2005 würdigt die SozialMarie jährlich hervorragende soziale Innovationen. Aus 190 eingereichten Projekten hat die ExpertenInnen-Jury auch heuer 15 Preisträgerprojekte ausgewählt. Diese wurden am 1. Mai 2017 im Rahmen einer großen Preisverleihung im ORF RadioKulturhaus Wien ausgezeichnet.