Der Hoatzin
Von Marcel Ludwig
Ohne seinen auffälligen Kopfschmuck könnte man den Hoatzin (Opisthocomus hoazin) leicht für ein auf Bäumen lebendes, großes Huhn halten, doch der auch als Schopfhuhn, Zigeuner- oder Stinkvogel (er soll nach frischem Kuhdung riechen) bekannte Bewohner der Regenwälder um den Amazonas und den Orinoco ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.
Vor allem die Frage nach der Verwandschaft des Hoatzin wird in Wissenschaftskreisen bis heute heiß diskutiert. Mangels Alternativen wird er - aktuell - meist einer eigenen Familie, der der Opisthocomidae, zugeordnet.
Lange Zeit war man sogar der Ansicht, dass es sich beim Hoatzin um den "Missing Link" zwischen den heutigen und den mittlerweile ausgestorbenen reptilienartigen Vögeln handelt. Wegen seiner juvenilen Flügelkrallen wird sogar über eine direkte Verwandschaft mit dem Archaeopteryx spekuliert. Entsprechende fossile Funde konnten nicht eindeutig dem Hoatzin zugeordnet werden.
Unförmig
Der Körperbau des Hoatzin hat sich im Laufe der evolutionären Entwicklung nur sehr bedingt, viele würden sogar behaupten "schlecht", an seinen Lebensraum angepasst. So können die Zehen - wie bei allen Hühnervögeln sind drei nach vorne, eine nach hinten gerichtet - nur schwer die Äste umgreifen, auf welchen die Hoatzins einen Großteil ihres Lebens verbringen. Statt zu "sitzen", liegen die Tiere meist auf dickeren Ästen.
Aufgrund von nur ganz schwach ausgebildeter Flugmuskulatur können Hoatzins schlecht fliegen. Falls doch, nur bis zu 300 Meter weit und selbst dann wird die meiste Strecke gleitend zurückgelegt.
Am meisten verblüfft sind Wissenschaftler allerdings über die in der Vogelwelt einzigartigen "inneren Werte" des Hoatzin. Sein eklatant vergrößerter Vorderdarm ist fünfzig Mal größer als sein Magen und kann - wenn gerade gefressen wurde - bis zum einem Viertel des Gesamt-Gewichts des Tieres betragen. Da die eigentliche Verdauung im Kropf oder in der Speiseröhre stattfindet, erinnert das System eher an das eines wiederkäuenden Säugetiers, als an das eines Vogels.
Gewohnheitstier
Der erstmals 1776 beschriebene Vogel lebt dabei ausschließlich an Fluß- oder Seeufern, und bevorzugt hier noch einmal wenige Baumarten. Dies macht den oft grunzenden und zischenden Vogel sehr anfällig für Veränderungen, zumal er, bedingt durch die schlechte Flugfähigkeit, nur sehr schlecht "umsiedeln" kann.
Da der Hoatzin jedoch in einem sehr großen Gebiet verbreitet ist, gilt die Art nicht als gefährdet, obwohl durch die fortschreitende Abholzung sein Habitat immer weiter eingeschränkt wird.
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