Leben/Gesellschaft

So haben sie Hunde und Katzen noch nie gesehen

Ob wuscheliger Pudel, schwerfälliger Pitbull, elegante Dogge, divenhafte Angora-Katze oder edler Rappe, für ihn machten sie sich alle bereitwillig zum Affen: Andrius Burba, 24-jähriger Fotograf aus Litauen.

Er ließ die Katzen antanzen

Der spleenige Bildkünstler aus Vilnius stieß beim Internet-Surfen zufällig auf ein Foto, das eine Katze von unten zeigt. Seither steht er quasi Kopf. Die gesamte Schönheitskonkurrenz einer Internationalen Katzenschau in Vilnius ließ er schon antanzen, damit sie ihm als Modell posieren. Leichter gesagt als getan. Denn um die Objekte seiner Begierde so zu platzieren, dass er sie auch von unten vor die Linse bekam, musste Andrius Burba neben einem kleinen mobilen Studio samt Glastisch allerhand bei der Hand haben – mehr als „nur“ willige Katzenbesitzer, fleißige Mitarbeiter sowie zahlreiche Leckerlis. Doch das Ergebnis ist den Aufwand wert. Und der daraus entstandene Bildband „Unter Katzen“ (Riva) entwickelte sich auf Anhieb zu einem Bestseller.

Mehr noch. Der Erfolg schrie nach einer Fortsetzung. Sobald er den Entschluss gefasst hatte, neben Katzen auch Hunde in derselben Position abzulichten, musste jedoch eine robustere Konstruktion her. „Als Erstes widmete ich mich den Schoßhunden“, erklärt Andrius Burba. Später bestellte er eine widerstandsfähigere Glasplatte, „durch die ich dann auch größere Kaliber fotografieren konnte“.

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Rösser sind nicht immer leicht auf eine Glasplatte zu bringen

War das schon kompliziert und aufwendig genug, wirkte es geradezu wie eine Fingerübung im Vergleich zu seinem nächsten Projekt: Pferde!
Warum das? Immerhin wiegen ausgewachsene Rösser fast so viel wie ein Kleinwagen und sind nicht leicht über eine Glasplatte zu bewegen. Aber wenn schon die Katzen und Hunde bei so vielen Menschen gut ankamen, wollte Burba diese Fotosessions mit wirklich aufsehenerregenden Tieren übertrumpfen. Und es war auch wegen der Ehre: Er wollte der Erste sein, der ein stehendes Pferd von unten fotografieren würde.

Wie die Making-of-Fotos links zeigen, war diese Prozedur nicht nur umständlich, sie war megaaufwendig. Auf einer Wiese musste erst einmal eine tiefe Grube ausgehoben und eine ganze Kiste – quasi das Fotostudio – versenkt werden, um dem Fotografen einen geeigneten Platz für die gewünschte Sicht zu verschaffen.

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Allein die Vorbereitung dafür nahm zwei Monate in Anspruch. Statt nur einer Handvoll Helfer waren diesmal gleich vierzig Mitarbeiter involviert. Als wäre das nicht genügend Trubel, regnete es auch noch an einem der für das Projekt „Unter Pferden“ fixierten Fotoshooting-Tage. Ein besonderes Pech für die Helfer, die dann noch emsiger wischen mussten, um für den darunter stundenlang ausharrenden Fotografen das Glas von der verschmierten Erde zu säubern. Man sieht, diese Kür unter den Hufen war eine echte Herausforderung für den fotografierenden Tierfreund. Mit locker aus der Hüfte geschossenen Schnappschüssen war jedenfalls kein Weiterkommen möglich.

Allergisch auf Katzen

„Ich liebe Katzen“, bekräftigt der Fotograf, der sich in seiner Heimat schon zuvor einen Namen als umsichtiger Straßen- und Modefotograf gemacht hat. Er ist ja auch mit einem Stubentiger aufgewachsen. Leider aber ist Burba seit ein paar Jahren sowohl gegen Katzen als auch Hunde allergisch. Ein Problem, das er seit Kurzem kompensieren kann. „Als ich Kaninchen fotografierte, spürte ich, dass ich auf sie nicht allergisch reagiere.“ Die dabei entstandenen Fotos gefielen ihm dann so sehr, dass nun zu Hause immer ein Kaninchen auf ihn wartet.

Aber zurück zu den größeren Exemplaren der Fauna. Die ungewöhnlichen Pferdebilder sind seit Monaten im Kasten, jetzt tastet sich der experimentierfreudige Tierfotograf weiter zu anderen, exotischeren Modellen vor.

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Dafür will er auch mit Tiergärten kooperieren, erste Bilder gibt es schon. Darauf zu sehen: Schlangen, Frösche, Leguane, Hühner „und was weiß ich noch alles“. Schön langsam wird der Schmäh mit der Perspektive zu einer Sucht. „Wahrscheinlich höre ich nicht auf, bevor ich einen Elefanten auf meiner Glasplatte stehen hatte“, sagt Andrius voraus. Das einzige, was er nicht versuchen wolle, seien Aufnahmen mit Wassertieren wie Krokodilen. Die sind ihm dann doch zu gefährlich. Vorerst jedenfalls.

Dafür hat die ständige Untersicht auf Katzen, Hunde & Co neben der Herausgabe von Fotobänden und der Vermarktung von hochwertigen Fine-Art-Prints im Format von 42 x 30 Zentimeter bis zu 100 x 70 Zentimeter bereits ein weiteres Nebenprodukt entstehen lassen: Samtpfotige T-Shirts mit Motiven seiner „Unter Katzen“- und „Unter Hunde“-Fotos entwickeln sich nicht zuletzt im Online-Handel zu einem echten Renner.