Leben/Gesellschaft

Sie erklären Wissenschaft so, dass sie jeder versteht

Was haben ein Experimentalphysiker, ein Genetiker, ein Philosoph, ein Chemiker, ein Weltraumforscher, ein Verhaltensbiologe, eine Archäologin, eine Mikrobiologin und eine Umwelthistorikerin gemeinsam? Viel, wenn sie Anton Zeilinger, Josef Penninger, Konrad Paul Liessmann, Nunu Maulide, Wolfgang Baumjohann, Kurt Kotrschal, Sabine Ladstätter, Renée Schoeder und Verena Winiwarter heißen.

Sie alle wurden innerhalb der vergangenen 25 Jahre zum „Wissenschafter des Jahres“ gekürt. Ein Grund zum Feiern, wie der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten fand, der diesen Preis seit 1994 an Forscher vergibt, die sich um die leicht verständliche Vermittlung ihrer Arbeit verdient gemacht und so das Image der österreichischen Forschung gehoben haben.

Wissenschafter des Jahres: Einige bekannte Gesichter

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Dabei sei es früher gar nicht so einfach gewesen, Forscher in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, erinnert sich der Erfinder des Preises, Christian Müller von der Austria Presseagentur. Statt Auskunft bekam Müller hin und wieder ein „Tut-Tut“ zu hören, weil der angerufene Professor einfach auflegte, als er „Presse“ vernahm.

Nicht so der Pathologe und Alternsforscher Georg Wick, der der erste Preisträger war. „Es war eine große Ehre, es gab aber keinen Präzedenzfall dafür“, sagt der spätere Präsident des Wissenschaftsfonds FWF. Einzig seine Mutter sei ein wenig enttäuscht gewesen, habe sie doch gedacht, er würde „diesen schwedischen Preis“ (den Nobelpreis) bekommen. Lautes Lachen im Saal der Aula der Wissenschaften in Wien, wohin 13 der 26 ausgezeichneten Wissenschafter gekommen waren, um Anekdoten aus dem Forscherleben zum Besten zu geben.

Die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter, Preisträgerin 2013, hat es etwa mit einem Griff in die Handarbeits-Trickkiste geschafft, Gesellschaftsschichten auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen, die sich sonst vielleicht nicht getraut hätten, auf eine „Wissenschafterin des Jahres“ zuzugehen. Pressefotos von ihr mit Strickzeug bauten gewissermaßen Kontakt-Barrieren ab. Tatsächlich, sagt sie, habe sich in Sachen Wissensvermittlung viel verändert. In den 1970er-Jahren habe es den einen oder anderen Soziologen bestimmt noch „extrem gestört, verstanden zu werden“.

Der amtierende „Wissenschafter des Jahres“, der Chemiker Nuno Maulide, hat im Gegensatz dazu am Jahresbeginn einen 15-minütigen Auftritt in der „ZiB 24“ launig absolviert. Von so viel Redezeit können Politiker oft nur träumen.

Apropos Politiker

Wissenschaftsminister Heinz Fassmann gratulierte ebenfalls und regt an, „laut darüber nachzudenken, ob nicht die Presseförderung an wissenschaftliche Berichterstattung gekoppelt werden sollte“. Der Wissenschaftsjournalismus sei „ein wichtiger Transporteur“ von Erkenntnissen, die auf wissenschaftlicher Basis gewonnen wurden. In Zeiten von Fake News sei es „falsch, dort zu sparen“. Maulides Vorgänger als „Wissenschafter des Jahres“, Komplexitätsforscher Stefan Thurner, ist jedenfalls überzeugt, dass „die Wissenschaft das einzige Ökosystem ist, in dem alternative Fakten nicht überleben können.“

Who’s who

Weitere Ausgezeichnete: Gendermedizinerin  Alexandra Kautzky-Willer, Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann, Physiker  Rudolf Grimm, Allergieforscherin Fatima Ferreira, Germanist Wendelin Schmidt-Dengler, Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, Mathematiker  Rudolf Taschner, Theologe Ulrich Körtner, Transplantationschirurgin Hildegunde Piza, Sozialforscher  Christoph Badelt, Prionen-Forscher Herbert Budka, Mars-Forscher Rudolf Rieder und Heinrich Wänke sowie Zeithistoriker Stefan Karner.