Sharif Baruwa: Die Kunst als Spiegel der Identität
In London als Kind eines nigerianischen Vaters und einer Südtirolerin geboren, wuchs Sharif Abdul Baruwa in der 1000-Seelen-Gemeinde Lüsen in der Heimat seiner Mutter auf. Den Drang zum künstlerischen Schaffen spürte er bereits in Kindertagen: "In der Schule hatte ich immer Plastilin dabei, aus dem ich verschiedenste Dinge geknetet habe", erinnert er sich. Seine Zimmer glichen schon in seiner Jugend kleinen Ausstellungsräumen. Besondere Faszination übten Franz Kafkas Literatur und das Spiel des ortsansässigen Orgelspielers auf ihn aus.
Kunst ist für den Halbnigerianer bis heute etwas Magisches geblieben. Einen Zauber zu erleben, dazu lädt Baruwa auch im Rahmen seiner aktuellen Ausstellung "Pfade der Erkenntnis" ein. Dabei dreht sich alles um den Objektbegriff, den Baruwa aufspaltet, seziert und inszeniert. Daraus entstanden ist eine Sammlung von als Bühnenbild aufgebauten Skulpturen, die Verweise an den Künstler und sein Leben darstellen.
"Es geht um Herkunft und Identität, erzählt anhand von Dingen und Zeichen, Skulpturen, gefundenen Objekten und Text. Die Ausstellung ist dabei ganz nah bei mir und meiner Geschichte", sagt er. Dass die gezeigten Bildnisse nah an seiner eigenen Realität sind, das zeigt sich nicht zuletzt im Thema Alltagsrassismus, das Baruwa unter anderem aufgreift.
So wie sich die kleinteilige Ausstellung des Südtirolers, die neben Skulpturen auch fotografische Elemente, interaktive Leseproben und Projektionen umfasst, zu einem größeren Ganzen zusammenfügt, versteht Baruwa auch den Begriff der Identität. "Identität ist ein Produkt eines immer währenden Prozesses, der durch Austausch entsteht - und meine Skulpturen sind ein Produkt davon." Als hinderlich für diesen Prozess sieht der Künstler nicht zuletzt die aktuelle politische Debatte, die sich um Abgrenzung dreht, anstatt die Grenzen der Identitäten verschwimmen zu lassen.
"Pfade der Erkenntnis" von Sharif Abdul Baruwa, school/Grüngasse 22, 1050 Wien. Weitere Infos finden Sie hier.