Leben/Gesellschaft

Schüler wollen keine Bildungsverlierer sein

Sie sind jung, haben aber keine Zukunft: 20 Prozent der Schulabgänger können weder sinn­erfassend lesen noch einfache Rechnungen lösen. Ihr Lebensweg ist somit programmiert: Arbeit werden sie selten bekommen. Und wenn, dann höchstens Hilfsarbeiter-Jobs, von denen sie nicht leben können. Ein selbstbestimmtes Leben werden sie nie führen.

„Das muss sich ändern“, fordert die VP-nahe Schülerunion. Mit ihrer Kampagne „Bildungsverlierer. Wir wollen keine sein“ versuchen sie, die Politik wachrütteln. Obmann Jim Lefebre: „Diskussionen über Gesamtschule oder modulare Oberstufen hatten wir genug. Solche Strukturdebatten interessieren uns nicht. Wir wollen, dass sich in den Klassenzimmern etwas ändert. Deshalb haben wir einen Forderungskatalog erstellt.“

Blockunterricht Fächerübergreifende Einheiten, die länger als die üblichen 50 Minuten dauern. In dieser Zeit könne kein Thema ganzheitlich behandelt werden.

Lerntypen „Alle vier Typen – auditiv, haptisch, kommunikativ und visuell – sind zu berücksichtigen“, fordert Bundesschulsprecherin Conny Kolmann. „Ein Lehrer muss viele Unterrichtsmethoden anwenden.“

Klassenmanager Statt des Klassenvorstandes sollen sie pädagogische Verantwortung übernehmen.

Talente entdecken „Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? Auf solche Fragen sollen junge Menschen in der Schule eine Antwort finden“, wünscht sich Kolmann.

Mit Videos und Plakaten will die Schülerunion auf diese und weitere Anliegen aufmerksam machen (www.­bildungsverlierer.at). Prominente Fürsprecher wie der Grüne Alexander Van der Bellen, Veit Sorger (Industriellenvereinigung), Rapper Money Boy oder Ex-KURIER-Schüleranwalt Andreas Salcher unterstützen sie. Salcher freut sich, dass Schüler selbst aktiv werden. Den Politikern wirft Salcher Ignoranz vor: „Sie wollen nicht sehen, was nötig wäre. Wider besseres Wissen gehen sie nicht die Reformen im Schulsystem an, die nötig wären. Das ist eine Torheit. Die Schüler sind ihnen offensichtlich gleichgültig.“

Salcher ist überzeugt: „Hätten die Schulen die richtigen Ressourcen, gäbe es weniger Bildungsverlierer. Der Staat spart am falschen Fleck. Würde er jedes dieser Kinder in eine internationale Privatschule schicken, käme es ihn am Ende billiger.“

Rapper Money Boy meint, „dass jeder Mensch ein Talent hat. Das müsste eigentlich in der Schule gefunden werden, weil nicht jeder selbst seine Stärken entdecken kann. Deshalb unterstütze ich die Initiative.“

Veit Sorger macht sich Gedanken um den Standort Österreich: „Der Nachwuchspool, aus dem Unternehmen schöpfen können, trocknet aus. Wir brauchen ein qualitativ hochwertiges Schulsystem. Wir investieren viel Geld ins Schulsystem. Die Leistung der Schüler ist aber maximal Durchschnitt.“

Sprechstunde Sie können den KURIER–Schüleranwalt per eMail (schueleranwalt[a]kurier.at) oder am Telefon erreichen: Di., 8 bis 10 Uhr und Fr., 15 bis 16 Uhr), 0664/60 700 30 000