Palma de Mallorca: Vom Bollwerk zum Ballermann
Kaum einer weiß, dass Palma de Mallorca einmal ein Bollwerk der Araber gegen das Christentum war. Es ist auch kaum zu glauben, wenn man heute das Wahrzeichen Palmas, die gotische Kathedrale La Seu, vor Augen hat.
Tatsächlich war die Hauptstadt der Balearen in der Zeit von 902 bis 1229 der Regierungs- und Verwaltungssitz der Araber, zunächst als Teil des maurischen Kalifats von Córdoba, später als unabhängige Verwaltungseinheit. Nach der Rückeroberung der Insel bemühten sich die Christen, alle Spuren der Mauren verschwinden zu lassen.
Mit Erfolg. Die heute das Stadtbild dominierende Kathedrale wurde an der Stelle der ehemaligen Hauptmoschee errichtet, um so den Triumph des Christentums über den Islam zu dokumentieren. Eines der wenigen Überbleibsel aus der maurischen Zeit sind die Arabischen Bäder (Banys Àrabs) – baden kann man dort nicht mehr, aber ein Sonnenbad im idyllischen Innenhof ist allemal drin.
Palma verfügt über eine gänzlich erhaltene, fast autofreie Altstadt, die mit engen Gassen, vorbildlich renovierten Stadtpalästen und lauschigen Innenhöfen aufwartet. In der Unterstadt befinden sich gleich drei exklusive Einkaufsstraßen: Passeig d’es Born, Carrer Jaume III. und Carrer de la Unió. In Letzterer trifft man auch auf mehrere Beispiele für den katalanischen Jugendstil, genannt Modernisme: zum Beispiel auf die von Gaudí inspirierten Edifici Casasayas oder die Fassade der Kultbäckerei Forn des Teatre.
Stadthotel in einem historischen Palast.
Can Cirera befindet sich gleich neben der Kathedrale. DZ ab 170 €, hotelcancirera.com
Panoramablick von der Kathedrale.
Führungen auf Dachterrasse und Glockenturm für 25 € (Voranmeldung!), catedraldemallorca.com
Bei Einheimischen beliebte Tapas-Bar.
La Rosa Vermuteria ist so gut besucht, dass man wirklich vorbestellen muss: Tel. +34/971/778 929
Noch „moderner“ sind die Exponate, die das Museum Es Baluard beherbergt. Ein Besuch ist unbedingt empfehlenswert – nicht nur wegen der hochrangigen zeitgenössischen Kunst, die gezeigt wird, sondern auch wegen der spektakulären Architektonik (das Museum ist in einem Teil von Palmas einstiger Stadtbefestigung untergebracht) und der tollen Aussicht auf Palmas Hafen.
Endlose Uferpromenade
Während andere Hafenmetropolen des Mittelmeers wie Neapel oder Palermo vom Meer abgeschottet sind, verfügt Palma über eine endlose Uferpromenade, auf der man nach Herzenslust flanieren (oder radeln) kann: in Richtung Westen etwa zum Stadtstrand Can Pere Antoni und zum alten Fischerhafen El Molinar.
Wer will, kann auch noch bis zum berüchtigten Ballermann weiterwandern und dort die Erkenntnis gewinnen, dass selbst der seine Reize hat – wenigstens was die Qualität des dortigen Strandes betrifft. WOLFRAM KAUTZKY