Leben/Reise

Viel Sport und ganz leger auf dem Kreuzfahrtschiff MS Europa 2

Wenn Awai Cheung bei Sonnenuntergang am Deck der MS Europa 2 die Hände zum Gruß faltet, versammelt sich eine bunt gemischte Gruppe um den Tai-Chi-Meister. Gemütlich, mit zwölf Knoten, schlägt das Schiff sanfte Wellen. Genauso sanft ist Tai-Chi, es verbindet Bewegung mit Meditation – perfekt, um nach einem Landausflug zur Ruhe zu kommen. „In Gedanken umarmen wir einen Baum, er ist das Symbol für Halt“, sagt Awai und führt die fließenden Bewegungen in Zeitlupe aus. In Bildern beschreibt er die verschiedenen Grundübungen.

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Der Berliner mit chinesischen Wurzeln ist bei ausgewählten Themenkreuzfahrten als Coach unterwegs. Mit den Passagieren trainiert er nicht nur an Bord. Auch bei den Landausflügen wird jeder geeignete Platz für Tai-Chi-Übungen genützt. In einem thailändischen Tempelgarten oder auf dem Strand von Kambodscha – Awai findet immer einen ruhigen Platz. Dieses Mal ist es der Tao-Dan-Park in Ho-Chi-Minh-Stadt.

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Unter schattigen Bäumen treffen einander Jugendliche genauso wie Pensionisten zur morgendlichen Turnstunde. Awai und einige Passagiere, die ihn begleiten, schließen sich einer vietnamesischen Gruppe an. Zur Musik aus der Konserve versuchen die Europäer die langsamen, eleganten Bewegungen nachzumachen. Nach ein paar Minuten hören sie den tosenden Verkehrslärm rund um den Park nicht mehr.

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Auch bei der Stadtbesichtigung bleiben die Gemüter gelassen, wenn sich Mopedfahrer wie Ameisenschwärme auf vierspurigen Straßen drängen und sich Touristen durch den Wiedervereinigungspalast, den Ben Thanh Markt und den historischen Gebäuden aus der Kolonialzeit schieben. „Deine äußere Kraft behältst du, wenn du beständig deine innere Ruhe trainierst,“ versichert Awai.

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Kickboxen und Golfen

Zurück an Bord geht es ein bisschen schweißtreibender zu. Entweder kickboxend im Fitnessraum oder bei einem Sonnenbad an Deck. Dieses Mal lassen die Herren aus, nur Damen sind gespannt auf den Schnupperkurs mit Coach Darius Alibek. In den 1980er-Jahren war er mit seinen Kursen noch Pionier. „Heute wird das Kickboxen auch hier auf dem Schiff sehr gut als Fitness- und Koordinationstraining angenommen“, sagt der Hamburger.

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Hände hinein in die Boxhandschuhe und los geht es. „Linkes Bein vorne, rechtes hinten, um stabil zu stehen. Mit der linken Hand auf die rechte Hand des Gegenübers schlagen, Hüfte drehen, mit dem rechten Fuß einen Schlag auf das linke Schienbein des Gegners andeuten. Und dann umgekehrt.“ Gar nicht so leicht getan wie gesagt, stellen die Schülerinnen fest. „Aber es macht Spaß“, versichert eine Berlinerin,die sich als Kreuzfahrt-Fan vorstellt. „Es hat sich viel verändert. Alles ist legerer und jünger geworden. Sport statt Cocktailrobe, trotzdem sind die Qualität und das Angebot auf Fünfstern-Niveau. Das finde ich dufte“, erklärt die 48-jährige Ärztin.

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Langweilig wird ihr nicht. Die Hobbygolferin nützt auch das Golfangebot an Bord. PGA-Professional John Semple gibt am Golfsimulator auf Deck 5 oder bei den Themenreisen an Land Unterricht. „Ich habe viele Stammgäste, die seit zehn Jahren immer wiederkehren.“ Wer seine eigenen Golfschläger nicht dabei hat, für den hat John die japanische Luxusmarke Honma als Leihschläger an Bord.

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Wanderung und Picknick

Beim nächsten Stopp im kambodschanischen Sihanoukville wartet ein Speedboot auf einige Ausflügler, das sie auf die Bamboo Island bringt. Nach einer Wanderung durch die Wälder leuchtet zwischen den Bäumen das türkisblaue Meer und der helle Sand vom Koh Russey Resort. Awai ruft zur Tai-Chi-Stunde auf. Bis zu den Knöcheln steht seine Fangemeinde im Meer, die Übung kann beginnen.

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Wen das nicht freut, der lässt sich das Picknick am Strand schmecken oder die Seele auf der Schaukel zwischen den Palmen baumeln.

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Das Lager der MS Europa 2

Zurück an Bord gibt es eine Führung in die unteren Decks, in die Lager. Ein Erlebnis! Passagiere sehen sonst nur die Decks vier bis zehn. Hotel Inventory Controller Miguel Schott hat die Übersicht über die Warenwirtschaftsprozesse des Schiffs. 160 Tonnen Lebensmittel sind an Bord. Dann gibt es noch Lager für Trockenware wie Geschirr, Servietten, Bettwäsche oder Putzmittel.

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Der Bestand wird laufend kontrolliert, um nachbestellen zu können. „Für Wasser haben wir das größte Lager, das wird lokal in den Häfen nachgekauft. Beim Alkohol wissen wir nach zwei, drei Tagen, wie viel getrunken werden wird. Da können wir die Passagiere schon ziemlich genau einschätzen“, sagt Miguel und lacht.

Jeder Kühlraum wird speziell für die jeweiligen Waren temperiert. Große Mengen an Trockenwaren wie Mehl, Öl, Reis sind gelagert, „weil wir unsere eigene Bäckerei an Bord haben und Roggen- oder Dinkelmehl unterwegs schwer zu bekommen sind. Und für unser asiatisches Personal brauchen wir immer genug Reis. Sonst gibt es einen Aufstand.“

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Im Frostraum für drei Tonnen Fisch werden auch fein säuberlich die schwarzen Kisten, gefüllt mit Hummer, gestapelt. Am wenigsten Platz brauchen Kaviar und Gänseleber. Dafür verspeisen Passagiere und Crew pro Tag neunhundert bis tausendeinhundert Eier und bis zu hundertfünfzig Kilo Butter. Wenn diese Mengen auf dem sogenannten „kleinen Schiff“ mit fünfhundert Passagieren vorrätig sein müssen, wie viel Tonnen müssen dann erst die Kreuzfahrtsriesen mit fünftausend Passagieren lagern?

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Eine Frage, die sich kaum ein Gast in den oberen Stockwerken stellt, wenn er gut gelaunt einen Absacker in der Sansibar schlürft, sich an die Reling lehnt und sanft wie die Wellen die Hüften zur Livemusik schwingt.

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Schnorcheln in Thailand

Auf Ko Kut, eine der ursprünglichsten Inseln Thailands, haben die Gäste am letzten Tag der Kreuzfahrt die Wahl zwischen Schnorcheln, Schwimmen, Kajak fahren oder Faulenzen am Privatstrand Ko Reat der MS-Europa-Schiffe. Liegestühle, Sesseln, Tische, Handtücher, Hängematten und ein üppiges Buffet stehen dort schon bereit.

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In Laem Chabang, wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen, endet die Reise mit dem Bustransfer nach Bangkok. Awai verabschiedet sich von seinen Schülern mit einem letzten Sonnengruß und freut sich auf ein Wiedersehen.

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Info

Das Kreuzfahrtschiff MS Europa 2 mit sieben Restaurants, sechs Bars, einem Fitnesscenter mit Coaches, einen Golfsimulator mit PGA-Golfpro und Spa hat Platz für 500 Passagiere und fährt mit maximal 21 Knoten, 320 Besatzungsmitglieder kümmern sich an Bord um die Gäste.

Preisbeispiele

Sport- und Entspannugsreise von Limassol (Zypern) bis Colombo (Sri Lanka). An Bord wird mit Coaches trainiert, um Kondition, Beweglichkeit, Kraft und Konzentration zu steigern. Zwölf Tage kosten ab 5.691,- Euro pro Person.

Golfreise rund um Skandinavien, Gepäckservice, Schuh- und Schlägerreinigung, Transfer zum und vom Course inklusive Reiseleitung, 9 Tage ab 5.490,- Euro pro Person.

Der Kapitän

Der neue Kommandant des schwimmenden Fünf-Sterne-plus Resorts genießt, wie seine Besucher, den Ausblick von der Brücke. Sören Anderl (36) hatte schon als Kind sein Ziel vor Augen, als er im Hafen von Travemünde sehnsüchtig die Schiffe beobachtete. Jetzt steuert er die 225,8 Meter lange MS Europa 2.