Leben/Reise

Hotel-Feeling für Zuhause: Bernd Schlacher verrät, wie man zum perfekten Gastgeber wird

Draußen wird es kälter, dafür werden die Stuben wärmer. Daher ist der Herbst die Jahreszeit der Einladungen und des Gäste-Bekochens. Aber seit Dutzende TV-Formate uns vorsetzen, wie man das perfekte Dinner inszeniert, streben alle nach einer gewissen Exzellenz beim Gastgeben.

Bernd Schlacher sagt man nach, dass er diese Exzellenz nach fast vierzig Jahren in der Gastronomie beherrscht. Er wurde durch seine „Motto“-Lokale zu einer Art Prototyp des Szene-Gastronomens, vor drei Jahren kam auch das Hotel Motto dazu. „Ich wollte schon lange auch ein Hotel aufmachen. Aber ich muss sagen, Gastronomie ist herausfordernder“, sagt er. Tatsächlich spricht noch immer ganz Wien sowohl über das Boutique-Hotel im Pariser Stil auf der Mariahilfer Straße – als auch über die Restaurant-Bar „Chez Bernard“ im obersten Stock. Schlacher hat wieder Maßstäbe gesetzt.

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Person und Hotel
Bernd Schlacher, geboren 1965 in Obdach (Stmk.), lernte Eisenbahner, hatte aber mit 22 Jahren sein erstes Restaurant. Seit der Eröffnung des legendären „Motto“ (1991) gilt er als der Szene-Gastronom in Wien. 2021 erfüllte er sich den Wunsch eines Hotels (91 Zimmer/Suiten) samt Restaurant-Bar „Chez Bernard“, alles im Pariser Flair,  hotelmotto.at

Charity-Event
Zu sehen u. a. am 30.11. beim jährlichen Charity Punsch (16–22 Uhr, Dachterrasse Hotel Motto). Gesammelt wird für 
Schlachers Herzensprojekt YABONGA, eine Hilfsorganisation für die Kinder in den Townships Südafrikas

Weshalb wir von ihm wissen wollen: Wie können wir zum besseren Gastgeber werden?

„Man muss es vor allem gerne machen. Man kann nicht Gastgeber spielen, das wirkt dann auch nur wie ein Schauspiel. Entweder du bist es oder du bist es nicht ...“ Moment! Das bringt uns nicht weiter, wir wollen Tricks und Kniffs lernen, wie wir zu Hause die Gäste noch ein wenig mehr beeindrucken können. Und auf Nachfrage verrät der Schlacher sie eh, die Tricks.

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Zur Begrüßung

Natürlich sind es viele Kleinigkeiten, auf die man achten sollte. Das beginnt schon im Eingangsbereich. 

  • Da geht es zunächst um die Qualität des Begrüßens. Schlacher: „Man muss Gäste wirklich willkommen heißen. Bei uns macht das natürlich die Rezeption, wo man einmal angelächelt wird. Dieses Lächeln muss aber ehrlich wirken – und dafür auch ehrlich sein. Es darf nicht bloß eine Hülle sein.“ Übersetzt für Zuhause: In den Moment an der Türe investieren, Jacken abnehmen. 
  • Schuhe ausziehen darf erbeten, aber nicht verlangt werden, findet Schlacher: „Der Gast muss sich damit wohl fühlen. Wenn es draußen gatschig ist, bitte ich bei mir daheim die Menschen schon darum, und habe Gästehausschuhe.“ Wir notieren: Gästehausschuhe in verschiedenen Größen besorgen.
  • Ganz wichtig ist für ihn auch das Licht im Eingangsbereich: „Wir haben da auch immer Kerzen. Generell sollten die Gäste nicht gleich im Grellen stehen.“
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Bei Tisch 

Daheim verzichte er auf Tischtücher, weil Schlacher „einen wahnsinnig schönen Holztisch“ habe. 

  • „Aber es müssen Stoffservietten sein, ich habe zehn verschiedene Sets.“ Das mache den Unterschied – bringt uns schon wieder einen Extrapunkt beim Gastgeber-Wettlauf. 
  • Wie auch das Bereitstellen von (gutem!) Brot auf dem Tisch, bevor noch serviert wird. Damit werden sehr hungrige Gäste entspannter. „Im Chez Bernard gibt es zu Mittag Brot, Olivenöl, Salz – und am Abend Brot mit geschlagener Butter.“ Interessant ist, dass in seinem Lokal nicht allzu üppig gedeckt ist, Besteck und Gläser aber von einer gewissen Opulenz sind.

Am Klo

Ebenso interessant ist das WC im Chez Bernard – weil unisex. „International gibt es das öfters, warum auch nicht. Wir haben hier auch Schminkspiegel und insgesamt eine Atmosphäre, die an ein Wohnzimmer erinnert.“ Sprich Teppich und Stofftapeten, wieder Kerzen. Muss Klo nicht steril sein? 

  • „Es muss gut riechen. Aber man kann das auch so sauber halten und Design gibt wiederum die Möglichkeit, sich wohlzufühlen.“ 
  • Tipp am Rande: Heutzutage sollte man auch Feuchttücher auflegen. 
  • „Und unbedingt eine gute Seife!“
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Zum Übernachten

Wer den Platz hat, Menschen auch zum Übernachten einzuladen, kann sich in den Motto-Zimmern Anregungen holen. 

  • „Wichtig ist, dass man für Gäste ein schönes, gutes Badetuch und Handtuch hat. Vielleicht auch ein eigenes Duschgel und Shampoo.“ 
  • Vielleicht sogar Creme, Zahnpasta und Zahnbürste – es geht ums Bereitstellen. „Dann fühlt sich der Gast wertgeschätzt und denkt sich nicht, hm, ich hab nix da.“ 
  • Im Motto liegen neben dem üblichen Nagelfeile-Duschhaube-Zeug auch Kondome bereit. Könnte man ja zu Hause auch machen. 
  • Apropos Bereitstellen: Snacks und Getränke zum Bett oder zur Couch!
  • Im Gegensatz zum Hotel wird man als Privater nicht in teure Gästebetten investierten, aber vielleicht in die Polster – die wichtigste Zutat für gutes Schlafen. Man könnte zum Beispiel unterschiedlich große und weiche Polster bereitstellen. Und das Bett muss sauber sein.

Aber das wussten wir ja schon.

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