Leben/Reise

Genter Altar: Mittendrin im unglaublichen Krimi

Während Nazischergen gerade einen ungeheuerlichen Kunstraub begehen, stolpert man selbst fast über die Beine eines anderen Kirchenbesuchers. „Pardon!“, rutscht es einem raus. Das Malheur liegt an der ungewohnten Brille mit „Augmented Reality“, die man am Eingang zur Krypta der St.-Bavo-Kathedrale aufgesetzt bekommen hat.

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Da kann’s im Laufe des knapp einstündigen virtuellen Rundgangs schon passieren, dass einem entweder von der projizierten Realität oder von den abenteuerlichen Irrwegen des berühmten Genter Altars leicht schwindlig wird.

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Prachtvolle Stadt in Flandern

Gent gilt vielen Touristen neben Brügge als schönste Großstadt Flanderns. Die Genter selbst braucht man da nicht fragen, „de fiere stadt“ (die stolze Stadt) sieht sich natürlich vorne. Zur Orientierung: Flandern ist der nördliche Teil Belgiens, wo man Flämisch spricht, also verkürzt gesagt niederländisches Belgisch. „Unten“ sind die Wallonen, hauptsächlich französischsprachig.

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„Anbetung des Lamm Gottes“ von Jan van Eyck

Jedenfalls ist in der von Kunst und Architektur gesegneten, ja nahezu vollgestopften Stadt der Genter Altar ein richtiges Heiligtum: Die „Anbetung des Lamm Gottes“ des flämischen Malers Jan Van Eyck gilt als sein Meisterwerk und als eines der einflussreichsten Gemälde der gesamten Kunstgeschichte.

All das erfahren jene Besucher, die den Weg ins Untergeschoß der Sint-Baafskathedraal finden und dann mit klobiger, schwarzer Brille vor ihrem Gesicht wie ferngesteuert herumtapsen (mit CityCard günstiger). Der Witz dabei ist: belgisch. Die Belgier sind für ihren Humor bekannt und gelten zu Recht als Hochburg der Comic-Kunst – man denke etwa an „Tim und Struppi“. Und so sind Text und Sprecher des Audioguides, der anhand virtueller Pfeile weiterleitet, sehr unterhaltsam.

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Die Tafeln wurden oft gestohlen

Oft gestohlen, wiedergefunden, kopiert und restauriert: Die wichtigsten Stationen des im Jahr 1492 vollendeten Meisterwerks werden vorgespielt. Während der Französischen Revolution landete es in Paris. Später gelangten die Tafeln in den Besitz des preußischen Königs. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland die Tafeln als Kriegsschuld an Belgien zurückgeben. Während des Zweiten Weltkriegs landete der Altar im Salzbergwerk Altaussee. Hitler wollte das Bergwerk samt Kunstschätze sprengen, ein paar Helden verhinderten die Zerstörung des Genter Altars (siehe Hollywoodfilm „Monuments Men“).

Jetzt wären die Genter mal froh, wenn der Altar dortbleibt, wo er hingehört.

Genussvoll Die Bier- und Lokalkultur ist vielfältig. Kurios: Dada Chapel Distillery, eine Brennerei (Gin, Rum ...) in einer ehemaligen Kapelle.

Mehr Infos auf visit.gent.be/de

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