Leben/Gesellschaft

Wie junge Menschen mit dem Tod umgehen

Sich auf den Tod und das Sterben einzulassen, ist nicht einfach – speziell für junge Menschen, die gerade am Anfang ihres Lebensweges stehen. Doch wie gehen sie mit der Thematik um? Einblicke ermöglicht das neue Buch "Helldunkelblau", in dem sich Studierende und Absolventen der Klasse für Schreibkunst an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst ausgerechnet mit dem Sterben von Kindern beschäftigen. Damit sollte ein gesellschaftlich zwar relevantes, aber besonders verdrängtes Thema literarisch aufgearbeitet werden.

Tröstliche Erlebnisse

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Eine Aufgabe, der sich die zwölf Nachwuchsautoren ohne Zögern stellten. Auch wenn ihre Arbeit nicht ohne Emotionen ablief. "Wir versuchen erst, unseren Weg im Leben zu finden – und dann waren wir mit Menschen konfrontiert, die erst halb so alt sind und schon am Ende ihres Lebens stehen", beschreibt etwa Sebastian Höllmüller, 24, die Herausforderung. Außer dem Tod der Großeltern, den er aber mit einem anderen Zugang erlebte, hatte der junge Wiener noch keine Erfahrungen mit dem Tod. Er hat für das Buchprojekt ein Kinderhospiz besucht und dort mit Kindern und Betreuern gesprochen. Wie man sich dort der kleinen Bewohner annimmt, habe er trotz allem "in gewisser Weise auch tröstlich" empfunden. Seine Erlebnisse dort haben einige Wertigkeiten in seinem Leben verändert.

Sichtbarer, präsenter

Cherry Hu, 26, beschäftigt sich durch das Projekt zwar nicht mehr mit dem Tod als vorher. Aber durch Gespräche, etwa mit einer Trauerberaterin, wurde er sichtbarer und präsenter. "Es ist ein Thema, das sehr menschlich ist, das man aber nicht kennt." Sie wollte in ihrem Beitrag erkunden, wie Eltern damit umgehen, wenn ihr Kind tot zur Welt kommt. "Das wird besonders selten aufgegriffen, das hat mich beschäftigt." Das Reden über und das Umgehen mit Sterben ist noch schwieriger, wenn man damit keine persönlichen Erfahrungen hat. Deshalb brachte man an der deutschen Universität Witte gemeinsam mit der Uniklinik Düsseldorf im Jahr 2012 dreißig junge Menschen im Rahmen eines Forschungsprojekts mit Todkranken zusammen.

Sie führten dann Gespräche und ließen sich auf diese Weise gewissermaßen auch auf den Tod ein. Das Projekt 30 junge Menschen dokumentierte es mit Videos und einem wissenschaftlich aufbereiteten Buch. Die Organisatoren stellten fest, dass sich die Haltung der Teilnehmer veränderte. "Auf jeden Fall habe ich gelernt, wie kostbar Zeit ist", sagt eine junge Frau.