Leben/Gesellschaft

Pflanzen-Rückschnitt: Jetzt ist die Zeit zum Zwicken

Der Experte sagt gütig: „Ein paar Beererln werden immer draufhängen, auch am alten Trieb. Aber Schnittmaßnahmen beim Beerenholz sollen ja den Ertrag steigern.“ Damit stellt Matthias Repits von der Gärtnerei Schießbühl schon das Wesentliche fest, wenn es um den Rückschnitt meiner Topfpflanzen geht.

Der Kleingartenfachberater findet, dass man wissen muss, was man haben will, bevor man zur Schere greift: „Wenn jemand fragt, wie man einen Obstbaum schneidet, kommt es darauf an: Will ich einen Schattenspender, will ich viel Ertrag oder will ich ihn schön geschnitten haben?“

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Bei meinen Topfbeeren zählt natürlich die Menge, und ich unterstelle vielen Terrassengartlern ähnliche Absichten. Bei der Himbeere bedeutet das Radikalität: „Da schneidet man die Ruten, die getragen haben, bodennah ab.“ Neue Triebe kommen aus dem Wurzelstock, aus dem Stummel kommt nix mehr. Repits: „Am besten macht man das gleich nach der Ernte, aber es geht auch jetzt. Der gute Ertrag kommt auf einjährigen Ruten, die noch nicht getragen haben.“ Das sind entweder jene, die heuer gewachsen sind, aber fruchtlos blieben – die tragen dann zeitig in der kommenden Saison. Oder jene, die erst im Frühjahr sprießen und im Spätsommer Früchte tragen.

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Brom statt Himbeere

Der Zyklus von Brombeeren ist langsamer, aber ähnlich: Auch bei ihr werden Triebe, die getragen haben, bodennah gekappt. Wichtig ist aber, die anderen stehen zu lassen. „Bei der Brombeere muss der Trieb älter sein, damit er trägt. Was heuer gewachsen ist, aber fruchtlos blieb, blüht und fruchtet im nächsten Jahr.“ Die Ribisel (großes Bild) wiederum trägt erst im zwei- bis dreijährigen Holz optimal. „Im ersten Jahr kommt es ganz hellgrau und glatt, da hat es ordentlichen Zuwachs“, erklärt Repits und meint damit: Es wachst wie irr. „Dieser Zuwachs wird dann immer weniger. Daher haben richtig alte Triebe nur mehr wenig Früchte, nämlich nur auf dem wenigen Zuwachs der beiden Vorjahre.“ Die eingangs erwähnten Beererln nämlich. Daher: Dicke, alte Äste mit weißen Punkten auf der dunklen Rinde rausschneiden.

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Solche alten Triebe lichtet man am besten auch bei der Heidelbeere aus, besonders wenn sie zu dicht wird. Erdbeeren, die ja schon rein optisch anders sind, muss man im Herbst nicht schneiden. „Man könnte aber Kindeln, also die Absenker, die sie bilden, abtrennen und neu einpflanzen.“

Ziergehölze (Repits, launig: „Alles, was keine Nutzpflanze und kein Obst ist, aber Holz, ist Ziergehölz“) würde der Profi meist im Frühjahr schneiden: „Für 90 Prozent davon gilt: nach der Blüte, beziehungsweise im Frühjahr. Weil die Gefahr besteht, dass sie zurückfrieren. Habe ich schon davor geschnitten und es friert noch zurück, bleibt nichts übrig.“ Gilt zum Beispiel bei Rosen, bei denen man auch die Wuchsrichtung im Auge behalten soll.

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Das sei generell ein Thema: „Immer eher die starken Triebe lassen und einzeln ausschneiden, statt alles auf zehn Zentimeter kürzen.“ Denn die Wuchsform soll erkennbar bleiben. Oder, in Repits Worten: „Sonst schaut das aus wie ein Kleiderständer mit drei Hakerln.“