Vermehret Euch wie Karnickel: Stimmt's?
Franziskus mag vieles durch den Kopf gegangen sein, als er sich auf seinem Rückflug von einem der kinderreichsten Länder der Welt vor Journalisten entschuldigte, um dann in blumiger Sprache anzumerken, dass sich gute Katholiken "nicht wie die Karnickel" vermehren müssen. Ganz bestimmt hatte er nicht an den Präsidenten des Zentralverbands Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter gedacht.
Der Papst sollte besser die Verhütung freigeben "als solche dummen Sprüche loszulassen", empörte sich prompt der Präsident, Erwin Leowsky. Sexuelle Ausschweifungen gäbe es wohl, aber bitte nur bei Tieren in freier Wildbahn!
Volle Zustimmung von seinem österreichischen Kollegen, Bundesspartenobmann Rainer Retschitzegger, der bestätigt: "Die Fortpflanzung bei Zuchtkaninchen verläuft in geordneten Bahnen." Nur die Rammler (männliche Kaninchen), die den strengen Rassekriterien entsprechen, dürfen ran, aber weniger oft als sie die Natur drängt.
Theoretisch könnten seine Häsinnen zwölf Mal pro Jahr trächtig werden. Aber das ist nicht erwünscht. "Wir wollen sie nicht ausbeuten." Die Hobbyzüchter versuchen, auf Ausstellungen mit Schönheit zu punkten. Und gesunde Tiere an Kollegen zu verkaufen.
Strategie in freier Wildbahn
Doch auch die Karnickel in freier Wildbahn sind keine Schweindln. "Kaninchen können sich extrem fortpflanzen. Das ist eine erfolgreiche Strategie", sagt Frank Zachos, Leiter der Säugetiersammlung im Naturhistorischen Museum Wien. Bei den Kleintieren geht laut Zachos Masse vor Klasse: Viele Aborte, eine hohe Sterblichkeit und hungrige Jäger wie Fuchs, Marder und Greifvögel reduzieren die Nachkommenschaft. Da wird nicht aus Jux und Tollerei gerammelt, Arterhaltung ist das Ziel.
An der hat auch das liebe Vieh daheim Interesse. "Das Überangebot ist da", bestätigt Angela Brousil von der Kaninchen Helpline, die ihrem Motto entsprechend in Not geratenen Haustieren hilft. 70 bis 80 Kaninchen, darunter sehr viele ungewollte Junge, wollen derzeit vermittelt werden. Jetzt sind alle kastriert, vorbereitet für ein unbeschwertes Leben zu zweit oder in der Gruppe. Merke: Kaninchen sind von Natur aus überaus soziale Wesen.
Kaninchen zur Erheiterung
Nicht zuletzt müssen Kaninchen immer wieder der Erheiterung dienen. Was wäre etwa Bambi ohne Klopfer, Sexbombe Jessica ohne Roger Rabbit, die Warner Bros ohne Bugs Bunny? Oder der Zauberer ohne Albinos aus dem Hut?
Am Mittwoch stellte der Papst übrigens klar, dass ein auf Profit fixiertes Wirtschaftssystem Armut verursacht, nicht Kinderreichtum. In einer neuerlichen Mitteilung zeigte er sich über den Aufruhr, den sein Sager auslöste, betrübt.
Das Wildkaninchen
Fortpflanzung: Häsin und Rammler sind früh geschlechtsreif. Nach ca. 30 Tagen Tragezeit kommen max. 9 Nesthocker zur Welt – bis zu sechs Mal im Jahr.
Der Feldhase
Fortpflanzung: Hasen sind Einzelgänger. Nach 42 Tagen Tragezeit kommen bis zu 5 Nestflüchter zur Welt; in zwei bis vier Würfen pro Jahr.