Leben/Gesellschaft

Zahnprobleme bei Nagern an der Wurzel packen

Nahezu reglos sitzt das Meerschweinchen vor dem Heuhaufen und mümmelt genüsslich am Trockenfutter. Stundenlang. Auch Kaninchen, Degu und Chinchilla sind Dauerfresser. Das entspricht nicht nur den Ernährungsgewohnheiten aus wilden Zeiten, das dient auch der Zahnpflege.

"Bei Nagetieren und Kaninchen wachsen die Zähne ein Leben lang nach. Bei Ratten, Hamstern und Mäusen betrifft das nur die Schneidezähne, bei den anderen Arten gilt das auch für die Backenzähne", erklärt Zoodoc Katharina Reitl. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team weiß, dass diese Besonderheit aber kein Garant für immerwährende Zahngesundheit ist. Falsches Futter, genetische Ursachen oder Infektionen der Zahntaschen können zu Problemen im Maul führen. Dann ist der Tierarzt gefragt.

Abrieb

"Ein Treppengebiss mit unterschiedlich großen Zähnen und spitze Enden macht Kleintieren am häufigsten zu schaffen", sagt Reitl. Richtiges Fressen sorgt für einen korrekten Abrieb des Kauwerkzeugs. Schneidezähne schleifen sich an Holzästen ab, Backenzähne an Rohfasern. Ungleichmäßige Abnützung freilich verändert den Biss. Die Fehlstellung kann so weit führen, dass sich Zahnspitzen in die Zunge bzw. Wange bohren. Im schlimmsten Fall wachsen die Zähne in die falsche Richtung und ziehen dort den Nase-Rachen-Raum oder ein Auge in Mitleidenschaft. Bei Meerschweinchen und Chinchilla können die von Natur aus schief stehenden Zähne noch mehr kippen, eine Brücke schlagen und die Zunge darunter einsperren.

"Haustierhalter können die Probleme nicht sehen", verweist der Zoodoc auf den jährlichen Routine-Check beim Tierarzt. Dem Experten gelingt der tiefe Blick ins Maul eher. Außerdem kann er mittels Röntgen oder CT die Therapie exakter planen und eine seriöse Prognose stellen. Schließlich liegt nur ein Drittel des Zahnes frei.

Schmerzen

"Zahnprobleme sind extrem schmerzhaft. Aber die Fluchttiere sitzen nur still da und stellen die Nahrungsaufnahme ein", sagt der KURIER-Tiercoach. Wenn sich der Vierbeiner mehr versteckt als sonst, wenn er abnimmt, und sein Fell struppig wird, muss der Patient zum Tierarzt. Die Sanierung erfolgt in Narkose. Reitl: "Das Kürzen der zu langen Zähne verschafft nur kurz Erleichterung. Spätestens nach drei Monaten sind die Zähne wieder in der ursprünglichen Länge. Man muss das Problem bei der Wurzel packen."