Leben/Gesellschaft

Mit dieser App überwachen saudische Männer ihre Frauen

Auch wenn die Aufhebung des Autofahrverbots für Frauen des jungen Kronprinzen Mohammed bin Salman saudi-arabische Verhältnisse revolutionär war, so ist das Land von einer Gleichberechtigung der Geschlechter noch immer weit entfernt.

Nach der Vormundschaftsregelung benötigen Frauen in Saudi-Arabien für Reisen, ein Studium oder die Ausübung bestimmter Berufe weiterhin die Zustimmung ihres Vaters, Bruders, Mannes oder Sohnes. Um Männer die Überwachung der Frauen zu erleichtern, hat die Regierung des Golfstaates kürzlich eine App namens "Absher" herausgegeben, was übersetzt so viel wie "genehmigt" heißt.

Kritik an IT-Giganten

Saudi-arabische Bürger können in der App, die es auch als Website gibt, den Namen und die Passnummer ihrer Frau registrieren und ihr dann digital eine Berechtigung erteilen, das Land verlassen zu dürfen. Sie können diese Berechtigung mit nur einem Klick revidieren und beispielsweise bestimmte Zielflughäfen verbieten. Wenn die Frau ausreisen will, erhalten die Männer eine Information per SMS. Absher wird außerdem unter anderem dafür genutzt, Strafzettel zu bezahlen oder Geburten zu registrieren.

Vertrieben wird das Programm von Google und Apple, was dem IT-Giganten nun Kritik einbrachte. Am vergangenen Montag forderte der US-Senator Ron Wyden die Anbieter in einem offenen Brief dazu auf, Absher zu entfernen.

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Unterschiedlichen Medienberichten zufolge scheinen genau das einige saudische Frauen aber gar nicht zu wollen. Denn die App ermöglicht es ihnen, alleine zu reisen. Zuvor musste der Vormund eine schriftliche Reiseerlaubnis ausstellen, was einen hohen, bürokratischen Aufwand bedeutete.

Frauen drehen den Spieß um

Die ägyptisch-amerikanische Journalistin Mona Eltahawy schrieb auf Twitter, dass sie von einer Frau kontaktiert worden sei, die sich selbst als saudi-arabische Feministin bezeichnet. Laut dieser ginge es den Frauen ohne die App viel schlechter. Denn mit Zugriff auf die App sei es Frauen sogar möglich zu fliehen. Mit den Papier-Dokumenten wäre das nicht möglich gewesen.

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Wie bento.de berichtet, geben sich saudi-arabische Frauen in dem Forum wearesaudis.net Tipps, wie sie sich einen Zugriff auf das Handy ihres Vormundes beschaffen können, um sich selbst heimlich Berechtigungen auszustellen.

Erst kürzlich ging die Geschichte der 18-jährigen Rahaf Mohammed al-Kunun um die Welt, die gegen den Willen ihrer Familie das Land verlassen wollte. Sie verbarrikadierte sich am Flughafen von Bangkok, bis ihr die Ausreise gestattet wurde.