Leben/Gesellschaft

Matura, was jetzt? Sechs Beispiele zeigen wie's geht

Endlich Zeit für den Kindheitstraum

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Seit Thomas klein ist, weiß er ganz genau, was er mit seinem Leben machen möchte:

"Als ich mit sechs Jahren zum ersten Mal in den Urlaub geflogen bin, war für mich sofort klar: Ich will Pilot werden!“ Schon als kleiner Bub spielte Thomas (großes Bild) nicht mit Autos, sondern mit Modellflugzeugen. Später wurden aus den Spielzeugen Flugsimulatoren. Heute ist Segelfliegen sein größtes Hobby, Pilot noch immer sein Traumberuf. Die komplexe Technik eines Flugzeugs und die ständige Abwechslung reizen ihn an dem Beruf.

Vor einem Jahr machte der Burgenländer seine Matura an der HTL Weiz in Fürstenfeld mit dem Schwerpunkt Automatisierungstechnik. Ein unglaubliches Gefühl, beschreibt Thomas: "Ich fühlte mich einfach nur frei und hatte das Gefühl, endlich tun und lassen zu können, was ich will.“ Zuvor musste er  aber den Zivildienst bei der Lebenshilfe  absolvieren. Mit seinem großen Ziel vor Augen machte Thomas zwischendurch  immer wieder Flugausbildungen, wie das Funksprechzeugnis und den Segelflugschein, um Flugerfahrung sammeln zu können.

Schon während des Zivildienstes saß er Dutzende Abende grübelnd vor seinem Stapel Unterlagen, um sich für die Aufnahmeprüfung des Studienlehrgangs Luftfahrt vorzubereiten.  Ein dreistufiges Aufnahmeverfahren, bestehend aus Bewerbungsschreiben, schriftlichem Reihungstest und  mündlichem Gespräch sollte schlussendlich über seine Zukunft bestimmen. Würde  Thomas die Aufnahme nicht schaffen, wäre die einzige Möglichkeit ein erneuter Versuch ein Jahr später.Vergangenen Montag dann aber die Zusage: Thomas darf ab Herbst Luftfahrt an der FH Joanneum in Graz studieren. Für den 20-Jährigen ist so der Grundstein für seinen Traumberuf gelegt. "Es ist noch keine Ausbildung zum Piloten, aber auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, eine Art Absicherung“, erklärt Thomas stolz.

Mit dem Studium hätte er auch die Möglichkeit, andere Jobs in der Technik oder im Luftfahrtcontrolling zu übernehmen. Trotzdem will er zusätzlich eine Ausbildung zum Piloten machen, wenn es  Zeit und  Geld erlauben. Denn so eine Ausbildung ist teuer. "Man muss mit rund 120.000 Euro rechnen. Darum würde ich am liebsten die Ausbildung bei einer Fluggesellschaft machen, dort wird einem ein Teil der Kosten  vorgestreckt und man hat die Möglichkeit einer Übernahme. Doch in so eine Fluggesellschaft hineinzukommen, ist nicht ganz einfach“, äußert Thomas seine Bedenken. "Alternative wäre die Ausbildung bei einer Flugschule, wo man wirklich alles selber zahlen muss.“ Bevor es soweit ist, tritt er einmal seine Ausbildung an – und muss sich wohl noch einige Zeit mit dem Hobby-Segelfliegen zufriedengeben.

 

Neues Land, neue Kultur, neue Erkenntnisse

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Hannah entschloss sich nach der Matura zu einem internationalen Freiwilligendienst mit der Caritas in Tansania:

Zweieinhalbstunden mit dem Auto von der nächsten Stadt entfernt, in einem kleinen Ort mitten im Busch in Tansania – hier steht Hannah im Klassenzimmer vor 55  Vier- bis Siebenjährigen und unterrichtet Englisch. In einer Welt, die viele nur aus dem Reisekatalog kennen, verbringt die 19-Jährige vier Monate ihres Lebens.  

Im Juli schloss Hannah ihre Matura an der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik in Feldkirch ab. Danach gab es  zu viele Optionen, also nahm sie sich Zeit: "Im Maturastress hatte ich zu viel um die Ohren, um darüber  nachzudenken. Nach der Matura dachte ich mir, wann, wenn nicht jetzt, etwas tun,  dass ich immer schon mal machen wollte!“  Afrika reizte die 19-Jährige schon immer und Kinder sind ihre große Leidenschaft. Sie suchte also in den unterschiedlichen Projekten der Caritas nach dem richtigen Einsatz und entschied sich für einen internationalen Freiwilligendienst mit der Caritas Steiermark in Tansania.

Seit drei Wochen ist sie nun inzwischen vor Ort,  unterrichtet Englisch und unterstützt die Lehrer an der ortseigenen Privatschule. Leisten können sich diese Schule aber die meisten Familien nicht selbst, denn viele leben hier knapp an der Armutsgrenze. Daher  übernehmen der Orden des Klosters vor Ort bzw. Spenderinnen und Spender aus Österreich die Schulgebühren vieler Familien. Denn eine englische Ausbildung  und somit auch die Möglichkeit später studieren zu gehen, fehlt an den meisten staatlichen Schulen.  

"Erst wenn man fast gar nichts mehr hat, wird einem bewusst, welche Dinge im Leben wirklich wichtig sind“, zieht Hannah einen ersten Schluss . "In Österreich jammern wir über so viele Dinge, die eigentlich komplett unwichtig sind, hier in Afrika haben die Menschen fast nichts, trotzdem sind sie zufrieden“, sagt die Vorarlbergerin nachdenklich. Ein Kübel Wasser, mehr haben die Menschen vor Ort für ihre tägliche Hygiene und den Gang zum WC nicht. Wer sich waschen will, muss das Wasser auf dem Kopf vom ortseigenen Brunnen in die Lehmhütte transportieren. In der Schule werden die Bleistifte und die Hefte unter mehreren Kindern geteilt, weil sie sonst nicht leistbar wären. Die Schulpflicht  wird von vielen Eltern  trotz der finanziellen Unterstützung bei dieser Schule nicht immer ganz genau genommen. "Manchmal fehlen Kinder, weil sie zuhause auf die Tiere aufpassen oder den Eltern im Haushalt helfen müssen“, erklärt Hannah.

Dass es nicht leicht werden würde, in diese komplett neue Kultur inklusive neuer Sprache einzutauchen, war für sie von Anfang an klar: "Zu Beginn war es ungewohnt, in dieser neuen Kultur zu leben und wir hatten große Sprachbarrieren.  Hier gibt es ja über 130 Stammessprachen und es sprechen nicht einmal alle Suaheli, geschweige denn Englisch. Ich habe mich  dann halt mit Hand und Fuß verständigt.“ Nach gut zwei Wochen kam sie jedoch immer besser in die Kultur hinein. Aufgrund der Herzlichkeit der Kinder und der großen Hilfsbereitschaft der Priester vor Ort fühlt sie sich  nun in ihrem Einsatzgebiet angekommen. Nach ihrer ersten Zeit in Afrika ist sich Hannah sicher: "Es ist wirklich eine Erfahrung fürs Leben, die ich so nur jedem weiterempfehlen kann.“

 

In neun Monaten um die Welt

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Das Backpacker-Leben ist nicht immer luxuriös, aber eine einzigartige Erfahrung:

Geht es nach Elisabeth, sollte  jeder Maturant mit dem Rucksack die Welt erkunden. "Mein Weltbild ist durch die Reise gereift, ich habe so viel gelernt.  Zum Beispiel, dass wir es hier echt schön haben und sehr verwöhnt sind.“ Die Reiselust hat die heute 19-jährige Kärntnerin schon während eines Auslandssemesters in den USA vor vier Jahren gepackt. "Seitdem war klar, dass ich einmal eine Weltreise machen werde.“ Fast alle ihrer Mitschüler sind nach der Matura auf die Uni gegangen. Das findet Elisabeth schade. Wann bleibt sonst wieder Zeit, 13 Länder am Stück zu bereisen? "Nach der Matura hat man noch nichts Neues angefangen und keine großen Verpflichtungen.“

Also packte Elisabeth vor einem Jahr ihren  Rucksack und  buchte ein One-Way-Ticket nach  Bangkok. Der Rest würde sich schon unterwegs ergeben. Ihr neunmonatiges Abenteuer führte sie unter anderem nach Vietnam, Myanmar, Australien, Peru und Kolumbien – mit leichtem Gepäck. Platz für Eitelkeit ist in einem 45 Liter-Rucksack nicht. Die vier eingepackten Leiberln hatten sich am Ende der Reise fast vollständig aufgelöst. Aber: "Es ist sowieso allen egal, wie man ausschaut.“ Vermisst hat sie vor allem ihr eigenes Bett, Leitungswasser und Schwarzbrot.

Die ersten Monate war Elisabeth ganz auf sich alleine gestellt. Nach über vier Monaten stießen zwei Freundinnen aus der Heimat dazu – eine in Myanmar, die andere in Australien. "Das waren  zwei verschiedene Reisen. Es war zwar schön, meine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Aber alleine unterwegs zu sein, ist schon etwas Besonderes.“ Außerdem sagt eine Backpacker-Weisheit: Auch wer alleine reist, ist niemals einsam. Unterwegs hat sich Elisabeth immer wieder anderen Weltenbummlern angeschlossen.  

Um sich die Reise leisten zu können, arbeitete sie davor als Skilehrerin und übernahm Promotion-Jobs. "Ich habe auch meine Sparbücher geplündert. Papa hat mir die Flüge gezahlt.“  Dass sich das nicht jeder leisten kann oder will, weiß sie: "Viele Jugendliche haben andere Prioritäten. Mir war wichtiger, die Welt zu sehen als ein Auto zu kaufen. Das muss aber jeder für sich entscheiden.“ In der Zukunft  würde sie gerne ein soziales Jahr in Afrika machen. Zuerst steht Studieren am Programm – Englisch und Kultur- und Sozialanthropologie. 

 

Auf der Suche nach der perfekten Uni im Ausland

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Mit Ehrgeiz und Planung zum Uni-Erfolg:

Zielstrebig war Maurice schon immer. Der heute 21-Jährige nahm bereits in der Schule an Simulationen der Vereinten Nationen und des Europa-Parlaments teil. Nach der Matura ging es für ein Jahr mit einem Austauschprogramm  nach Australien. Seitdem war  klar: "Ich wollte auf Englisch und in einem internationalen Umfeld studieren. Das Studium sollte alle meine Interessen miteinander vereinen.“  

Seine Wahl fiel auf die Universität Amsterdam: Der Studiengang trägt den unscheinbaren Namen PPLE. Dahinter verbirgt sich eine Fächerkombination aus Politik, Psychologie, Recht und Wirtschaft. Die Bewerbung organisierte Maurice von Australien aus: "Mein Bewerbungsgespräch fand um sechs Uhr in der  Früh statt.“ Aber die Mühe hat sich gelohnt: Maurice war einer der rund 150 Studenten, die pro Jahr in das anspruchsvolle Programm aufgenommen werden.   

Um sich das teure Leben in Amsterdam – "die perfekte Studentenstadt“ – finanzieren zu können, arbeitet er als Babysitter und Tennislehrer. Außerdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität.Ob er einmal nach Österreich zurück will? Vorerst nicht. Zuerst will er Berufserfahrung sammeln oder ein Masterstudium in England beginnen.

 

Landluft statt Stadtstress

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Eine Maturantin erzählt von der etwas anderen Auszeit:

Nach dem Lernstress raus aus dem stickigen Klassenzimmer und rein in die Welt – das wünschen sich viele Maturanten. Dass man die Welt auch anders  erkunden kann als mit Bustouren und Städtetrips, beweist die 19-jährige Helena. Auf ihren Reisen   stellt sie Käse her, setzt Gemüse an und hilft beim  Alm-Auftrieb. Seit sie 15 ist, ist Helena begeisterte "Wwooferin“.
Was nach Hundegebell klingt, ist eine Organisation namens World-Wide Opportunities on Organic Farms (Weltweite Möglichkeiten auf Biobauernhöfen).  Das heißt: Man hilft auf Bauernhöfen mit und wird mit Gastfreundschaft belohnt. Helena kam dabei ganz schön herum: Schon in ihrer Schulzeit war sie in einem burgenländischen Schafbetrieb, einem irischen Rinderbauernhof und einer norwegischen Gärtnerei zu Gast – zuerst gemeinsam mit ihrer Tante, später alleine.

Das gewohnte Leben gegen ein paar Wochen Landluft einzutauschen,  findet sie gerade für Maturanten sinnvoll. "Da ergibt sich für viele ein kleines Zeitfenster, in dem man etwas Neues lernen kann.“ Gelernt hat Helena zum Beispiel, "dass Unkraut jäten eine extrem meditative Aufgabe ist.“ Und, dass man auch in Österreich etwas erleben kann: "Es gibt  so viele schöne Platzerln rund um uns herum, die sehenswert sind.“

Helena maturierte zwar an einer landwirtschaftlichen höheren Schule, zum Wwoofen braucht man allerdings kein Vorwissen – nur Interesse und den Willen anzupacken. Ungefähr den halben Tag hilft man im Betrieb aus. In der "Freizeit“ zieht man sich jedoch nicht vor den Fernseher oder das Smartphone zurück. Stattdessen wird gemeinsam gekocht  – "selbst angebaute Gurken und Tomaten schmecken einfach besser“ – oder gewandert. Helenas Ausflugs-Highlight: Krabbenfischen in Norwegen.

Helena ist besonders begeistert von der ungezwungenen Stimmung unter den Wwoofern. Bei ihrem ersten Einsatz auf einem steirischen Bauernhof nahm die Tochter des Betriebs sie sofort nach der Ankunft mit ins Schwimmbad – daraus wurde eine Freundschaft fürs Leben. "Das ging so schnell, ich hatte nicht einmal Zeit, meinen Rucksack abzulegen.“ Möglich ist beim Wwoofen grundsätzlich alles. "Man kann auch mit dem Schlafsack im Heuschober schlafen, wenn man will.“ Wichtig ist nur, dass man sich rechtzeitig anmeldet, denn es gibt nicht allzu viele Bauernhöfe, die teilnehmen. Interessierte gibt es allerdings massenhaft. "In Österreich sollte man sich bis zu drei Monate vorher informieren. Im Ausland kann es auch ein halbes Jahr früher sein.“

Was als nächstes kommt? Vielleicht ein Ernährungs- oder Sportwissenschaftsstudium, ganz sicher ist sich Helena noch nicht. Deshalb plant sie bereits ihr nächstes Bauernhof-Abenteuer im Frühling. "Das Wwoofen hilft mir dabei, herauszufinden, was ich mit meinem Leben machen will.“ Sie könnte sich auch vorstellen, einmal einen eigenen Bauernhof zu betreiben – mit vielen Wwoofern. Aber: "Momentan bin ich einfach zu gerne unterwegs.“

 

„American Way of Life“ – ein neues Zuhause für 13 Monate

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Anna-Lena träumte lande davon, in die USA zu gehen:

Langsam schweift Anna-Lenas Blick von den Spitzen der Wolkenkratzer über die blinkenden Werbetafeln und Neonschilder auf den von Menschenmassen gefüllten Vorplatz des Times Square. Sie kann es kaum glauben, jahrelang hat sie davon geträumt, einmal in den USA zu leben, jetzt ist sie hier in New York. Drei Tage verbringt Anna-Lena im Big Apple, bevor ihr 13-monatiges Abenteuer als Nanny in einem kleinen Vorort von Washington startet.

Die 19-Jährige schloss ihre Matura im Juli ab. Bereits drei Jahre zuvor hatte sie sich  die Auszeit als Au-pair in den Kopf gesetzt: "Ich wusste, ich will nach der Matura ins Ausland und ich arbeite gerne mit Kindern. Da war die Möglichkeit, als Au-pair in die USA zu gehen, einfach perfekt.“ So bewarb sie sich bereits im Oktober vor ihrer Matura auf der Plattform AIFS (American Institute for Foreign Study) – und tatsächlich schrieben sie viele Familien an. Nach ihrem zweiten Skype-Telefonat hatte Anna-Lena  ihre Familie gefunden: "Es hat einfach von Anfang an gepasst und inzwischen ist es  für mich wie ein zweites Zuhause geworden.“

Dieses neue Zuhause sieht aus, als wäre es gerade einer US-Serie entsprungen – ein typisch pompöses Familienhaus mit langer Einfahrt und perfektem Garten. Keine Seltenheit im Vorort Chevy Chays in Maryland. Die Familie, mit der Anna-Lena hier wohnt, besteht aus fünf Mitgliedern: Eltern, Zwillinge im Alter von fünf Jahren und ein achtjähriger Bub. Trotz den drei Kindern hat Anna-Lena einen relativ lockeren Alltag: Nach dem Vorbereiten von Frühstück und  Lunchboxen bringt sie die Kinder zum Bus und muss sie dort  erst wieder um vier Uhr abholen. "In der  Zeit   dazwischen genieße ich die Zeit in Washington D.C.“, erklärt Anna-Lena schmunzelnd.

Rund 1400 Euro musste sie für den Aufenthalt an Programmgebühren und Versicherungen zahlen. Die Flüge sowie die ersten Tage in New York wurden von der Organisation finanziert.
Zehn Monate bleiben Anna- Lena, um die amerikanische Welt zu entdecken. Dann will sie in Österreich studieren.