Leben/Gesellschaft

Linzer Klangwolke setzt auf LED und Drohnen

"Die Wolke im Netz ist ein Projekt für die ganze Stadt, an der jeder teilnehmen kann", erklärt Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter des Ars Electronica Festivals beim Pressegespräch in Wien. Dieses Jahr geht es bei dem Highlight, welches am Samstag, 1. September um 20.30 Uhr im Linzer Donaupark stattfinden wird, darum, die Grenzen zwischen Realität und Virtualität, zwischen Mensch und Maschine, aufzulösen und aufzuzeigen, dass neue Technologien nahezu jeden unserer Lebensbereiche durchdrungen haben.

Den Anfang dieser Geschichte markieren dabei die Entdeckung der Elektrizität und der darauffolgende Siegeszug des künstlichen Lichts. Die Geschichte geht weiter mit der Erfindung der Telegrafie und Telefonie, von Film und Fernsehen und den ersten erfolgreichen Versuchen digitale Botschaften von A nach B zu übertragen. Dann wird die Rede vom World Wide Web und von der digitalen Revolution sein, von Social Media und der mobilen Kommunikation.

Doch die Klangwolke begann dieses Jahr bereits früher als sonst und zwar in Form von Bürgerpartizipation: Im Mai diesen Jahres wurden Workshops im Ars Electronica Center gestartet, bei denen interessierte Menschen Buchstaben basteln konnten, die mit LEDs versehen sind und am Abend der Linzer Klangwolke leuchten werden. "Über 1200 Leute haben sich an den Bastelarbeiten beteiligt, die Resonanz war riesengroß", hieß es seitens des Organisationsteams. Jeder Mensch bekommt hier allerdings nur einen Leuchtbuchstaben - wer keinen selbst gebastelt hat, kann auch jetzt noch einen für acht Euro käuflich erwerben.

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Buchstaben zum Sozialen Netzwerken
"Die Buchstaben sind analog, werden vom Sechsjährigen bis zur Großmutter von allen verstanden. Sie sind die Basis für ein soziales Netzwerk. Denn nur wenn man sich selbst einbringt, mit anderen netzwerkt und viele überzeugen kann, mitzutun, kann man am Abend der Klangwolke eine Botschaft projizieren", erklärt Stocker die Idee dahinter. Alle Leuchtbuchstaben sind dabei mit einem Sender versehen, damit diese zur Klangwolke synchronisiert zum Leuchten gebracht werden können. Bei 405.000 Stück - denn es wurde der gesamte LED-Bestand Österreichs für das Projekt aufgekauft - darf man sich auf viele verschiedenen Botschaften und Netzwerke gefasst machen.

5000 Stück werden zudem per Funksignal mit dem Internet verbunden. "Dadurch werden 5000 Buchstaben zu einem großen PC-Bildschirm", so Stocker. Doch das Buchstaben-Projekt endet nicht mit der Klangwolke. "Es ist ein internationales Projekt, das weit über die Klangwolke hinausgeht. Aus den Buchstaben entsteht eine neue Schrift, die beispielsweise im Internet dazu verwendet werden kann, um E-Mails damit zu versenden", erklärt Stocker.

Drohnen-Ballett mit Bedrohungsszenarien
Neben den LED-Buchstaben werden zudem 50 Quadrocopter, die zivilen Artverwandten von Drohnen, mit Leuchtkugeln durch die Luft fliegen. "Das ist der weltweit größte Outdoor-Drohnen-Schwarm, den es je gegeben hat", heißt es seitens des Organisationsteams. Diese Drohnen kommunizieren miteinander, wissen genau, wo sie sich befinden und empfangen ihre Befehle über ein Visualisierungsprogramm. "Das ist nicht nur ein Spaß für Modell-Flugbauer, sondern wir wollen der Gesellschaft eine Vorstellung davon geben, wo wir uns hinbewegen", sagt Stockinger. So werden die Quadrocopter beispielsweise ein Auge im Himmel zeichen als Zeichen für Überwachung. "Damit man auch sieht, was für ein Bedrohungspotential dahinter steckt", erzählt Stockinger. Die Fluggeräte werden von Ascending Technologies in München gebaut.

Neben 405.000 Leuchtbuchstaben und 50 Zivil-Drohnen werden auch noch Industrieroboter mit Wasserfontänen, Performer mit LED-Anzügen und Bundesheer-Hubschrauber zum Einsatz kommen. Mitglieder des Amanogawa-Teams aus Japan werden etwa 50.000 LED-Bälle in der Donau platzieren. Doch natürlich kommt bei der Klangwolke auch der Sound nicht zu kurz. Am Sonntag werden im Donaupark über die Anlage mit 250.000 Watt auch eingereichte einminütige Soundcollagen zu hören sein, sogenannte "Klangwolkenminiaturen". "Hier wird man sicherlich über manchen Beitrag überrascht sein", erklärt Stocker.