Leben/Gesellschaft

Moderne Arbeitsplätze für Lehrer

Den ganzen Tag in der Schule? Für die meisten Lehrer undenkbar. Einen adäquaten Platz zum Arbeiten haben sie nämlich nicht. Was es kosten würde, zeitgemäße Arbeitsplätze in der Schule zu schaffen, hat jetzt die Architektenkammer errechnet: Auf 1000 Euro pro Pädagoge belaufen sich die Kosten bei bestehenden Objekten. Bei Neubauten wären es 4000 Euro.

Ein vergleichsweise geringe Summe. Warum das so ist? „Wer intelligent plant, baut günstig“, sagt Christian Aulinger, Bundesvorsitzender der Architekten. „Nicht jeder Lehrer benötigt einen eigenen Schreibtisch. Die Arbeitsplätze können von mehreren Pädagogen gemeinsam genutzt werden. Je nach Schultyp und Fach können sich zwei bis vier Personen einen Tisch teilen.“

Ähnlich wie in vielen Betrieben braucht es neue Konzepte wie die des „Business Clubs“. Die herkömmlichen Büroräume werden durch „Arbeits-Landschaften“ ersetzt, die ein zeitgemäßes Arbeiten ermöglichen: Jeder Angestellte hat seinen Laptop und schließt ihn bei Bedarf an den Schreibtisch an. Neben Einzelarbeitsplätzen werden Lounges und Besprechungstische errichtet. Dadurch ist sowohl konzentriertes Arbeiten als auch Kommunikation mit den Kollegen möglich. „Der Arbeitsplatz Schule bietet idealtypische Voraussetzungen für solche Ideen.“

Mit ihren Vorschlägen will die Architektenkammer eine Lösung anbieten, um das Patt zwischen Regierung und Gewerkschaft bei den Dienstrechtsverhandlungen zu überwinden. Heute wird die Kammer eine Stellungnahme zum Entwurf des Lehrerdienstrechts abgeben.

Für Schüler und Lehrer

Und was sagen die betroffenen Lehrer dazu? Georg Neuhauser vom Impulszentrum Cool für neues Lernen kann den Ideen viel abgewinnen: „Vor allem, wenn diese Umbauten in ein Gesamtkonzept eingebettet sind. Planen kann man nämlich erst, wenn man weiß, nach welchem pädagogischen Konzept eine Schule arbeiten will. Eine moderne Schule ist jedenfalls ein Ort, an dem Lehrer, Schüler und auch Eltern gemeinsam gerne arbeiten und kommunizieren. Zeitgemäße Arbeitsplätze benötigen auch die Schüler. Sollen sie den ganzen Tag an der Schule sein, benötigen sie Rückzugsorte, Essensmöglichkeiten oder Nischen, in denen sie in kleinen Gruppen zusammenarbeiten können“, meint der Lehrer und Psychotherapeut Neuhauser. Aulinger sieht das genauso: „Allerdings werden Architekten durch baupolizeiliche Vorschriften extrem eingeengt. Intelligente Lösungen, die es z.B. für offenes Lernen braucht, sind kaum möglich. Hier wären Lockerungen der Bestimmungen erforderlich.“

Die Forderung der Architektenkammer, dass jeder Lehrer ein verbrieftes Recht auf einen Arbeitsplatz in der Schule hat, wird von Eckehard Quin unterstützt. Der AHS-Lehrergewerkschafter bezweifelt aber, dass ein „Umbau so wenig kostet. Die Anschaffung eines Laptops ist sicher nicht mit einberechnet.“ Quin bezweifelt auch, dass die Politik die Lehrer den ganzen Tag in der Schule haben will: „Wenn Lehrer zu Hause arbeiten, kommt es den Staat billiger.“

Und die Schüler? Die neue Bundesschulsprecherin Angi Groß würde es begrüßen, wenn Lehrer und Schüler die Schule als einen angenehmen Ort zum Lernen erleben könnten. „Das wäre für uns Schüler sicher von Vorteil.“KURIER Schüleranwalt Wie soll ein Schulhaus aussehen? Posten Sie Ihre Meinung.