Leben/Gesellschaft

Klimawandel: Wo hat sich die Wärme versteckt?

Eigentlich ist es eine gute Nachricht: Seit der Jahrtausendwende steigen die durchschnittlichen Oberflächentemperaturen auf der Erde nicht mehr an. Und das, obwohl es so viele Treibhausgase in der Atmosphäre gibt, wie nie zuvor.

Wohin also ist die Wärme verschwunden?

Diese Frage treibt Klimaforscher um. Jetzt glauben sie, eine Erklärung gefunden zu haben: Möglicherweise hat der Pazifik die "fehlende" Wärme aufgenommen – und schiebt sie jetzt in den Indischen Ozean. Das berichten Wissenschafter um Sang-Ki Lee von der University of Miami im Wissenschaftsmagazin Nature Geoscience.

Der Indische Ozean hat sich 2000 deutlich erwärmt und so einen großen Teil der Erderwärmung abgepuffert. Die aufgenommene Wärme stammt jedoch ursprünglich aus dem Pazifik – ein Beispiel für die Bedeutung der Meeresströmungen für den Klimawandel, schreiben die Forscher. "Wir haben zunächst vermutet, dass der Pazifik überdurchschnittlich viel Wärme gespeichert hat", sagt Wonsun Park, Co-Autor vom GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Diese Hypothese mussten die Forscher aber verwerfen, weil Messungen keinen Temperaturanstieg im Pazifik zeigten.

In umfangreichen Modellrechnungen kamen Park und Kollegen dem Phänomen schließlich auf die Spur: Demnach gelangte mit dem sogenannten indo-pazifischen Durchstrom Wärme vom Pazifischen in den Indischen Ozean.

"Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung des indo-pazifischen Durchstroms als Teil der Ozeanzirkulation", sagt Erstautor Sang-Ki Lee. Denn die aufgestaute Wärme könnte auch über andere Meeresströmungen weiter transportiert werden, beispielsweise den Agulhas-Strom in den Atlantik. Dies verteilt die Wärme schließlich um den ganzen Globus.

"Zu welchen Klimaschwankungen solch großräumige Umverteilung von Wärme im Ozean führt, lässt sich noch nicht abschätzen", sagt Park. "Wir werden das Phänomen weiter beobachten und weitere Modellexperimente durchführen."

Der Meeresforscher Gerhard Herndl von der Universität Wien, der sich selbst viel mit Meeresströmungen beschäftigt, bezeichnet die Überlegungen der Forscherkollegen als "ganz einleuchtend". Allerdings sei die Studie mit Unsicherheit behaftet, weil es im Indischen Ozean nur sehr wenige Messstationen gebe. Skeptisch dürfte auch Nature Geoscience gewesen sein, wurde die Studie doch mit einem begleitenden Kommentar veröffentlicht, in dem ebenfalls auf das dünne Messnetz hingewiesen wird. Präzise Daten seien aber nötig, um herauszufinden, ob die gespeicherte Wärme eines Tages in die Atmosphäre zurückkehrt.

Bäume funktionieren wie eine Dunstabzugshaube: Sie nehmen Luft auf und filtern sie. Während sie die Spalten an ihren Blättern öffnen, entweicht an dieser Stelle Wasser. Da durch den Klimawandel größere Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) verfügbar sind, nehmen sie mehr davon auf, wodurch weniger Wasser verloren geht.

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Eine Studie stellt diese Annahme nun in Frage. Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung berichtet im Fachjournal Natural Climate Change, dass Europas Wälder trotz der vermeintlichen Effizienz mehr Wasser verdunsten: Die Menge an transpiriertem Wasser ist im 20. Jahrhundert um fünf Prozent gestiegen.

Warum? Die gestiegene Menge an CO2, das gemeinsam mit Wasser und Licht Pflanzen wachsen lässt, habe auch die Blätter größer werden lassen und ihre Wachstumsperiode verlängert – sie verbrauchen mehr Wasser. Was das für das Klima bedeutet, ist noch unklar: Das Verdunsten von Wasser kostet die Bäume Energie und verringert die Oberflächentemperatur, andererseits kann der Dampf zur Erwärmung beitragen. Wie diese Bilanz aussehen soll, wollen die Forscher nun herausfinden.