"Die automatische Prinzessin - Fantastische Fabeln aus 1001 Nacht" eine spannende Montage mit Aktualitätsbezügen im Wiener Theater der Jugend.
Läuft im kleineren der beiden Häuser des Wiener Theaters der Jugend mit dem Jugendstück „Tschick“ eine Art Road-Movie des Erwachsenwerdens, so steigt seit kurzem auf der Bühne des großen Hauses in der Neubaugasse auch eine theatrale Reise – hier in fantastische Welten – rundum ein Auto. Zentrales Bühnenelement ist ein alter irgendwie an Hippie-Zeiten erinnernder VW-Bus.
Der Bus verwandelt sich – meist mit wenigen Handgriffen und Elementen – vom Wunderladen im Basar von Bagdad, „als dieses noch friedlich war“, in abenteuerliche Höhlen und andere Locations von Märchen aus Tausend und einer Nacht. Die coolste Verwandlung des Gefährts ist sicher jene zum Vogel Rokh, der Prinzessin Bahar Banu entführt. Der geniale Vogelkopf (Figurenbau: Rebekah Wild), zwei große weiße Tücher/Segel und Bahar Banu vorne am Kühler des Wagens mit einem Sicherheitsgurt angeschnallt. Das wirkt gewaltig. Als der böse Vogel sie fallen lässt, taucht eine kleine Figur als Ebenbild der Entführten auf dem Bühnenboden auf.
Um zwei Schwestern, Shadiyyah und Mabubah (SandraLipp und Claudia Kainberger) herum baute Regisseur Henry Mason „Die automatische Prinzessin“. Das knapp mehr als zwei Stunden dauernde Stück führt aber nicht nur durch einige echte bzw. von diesen angeregte Szenen aus den Märchen von 1001 Nacht, die Sheherazade dem König Schahrayar erzählte und sich so um ihr Überleben redete. Mason erfand eine Rahmenhandlung, die aktuelle Geschehnisse aus der Region so „nebenbei“ aufgreift: Der neue Kalif verbietet Mädchen und Frauen, Arbeit im öffentlichen Raum. So müssen die beiden Schwestern, die im Wunderladen ihrer Eltern arbeiten, flüchten. Der Automat in Form einer mechanischen Prinzessin ist DIE ideale Ehefrau, die der böse Zauberer dem neuen Herrscher einreden will. Er selbst hat Angst vor Frauen und vor allem vor Gefühlen und Herz(lichkeit).
Die beiden Schwestern reisen somit nicht nur durch abenteuerliche, fantasievolle, spannende Märchen mit so manch sehr witziger Szene, sondern müssen auf ihrer Flucht auch gegen die Herzlosigkeit und für die Freiheit ankämpfen...
Die automatische Prinzessin Fantastische Fabeln aus 1001 Nacht Ab 6 Jahren; ca. 2 ¼ Stunden
Shadiyyah / Die Prinzessin Bahar Banu SandraLipp Mabubah / Die Möwe / Ein Diener des Kalifen / Die Prinzessin Bahar Banu Claudia Kainberger Der Kunde / Dalilah / Der Kapitän / Der König Subaah, der Dschinn / Christian Graf Erster alter Mann / Jawabir (Baba) / Kommandant der Palastwache/ Der Zauberer / Das Sofa Frank Engelhardt Zweiter alter Mann / Kalif Fazil / Der Palastbote / Latifaa / Der sprechende Kopf / Der Prinz / Laila, die automatische Prinzessin Stefan Rosenthal Palastwachen / Matrosen / Der Vogel Rokh / Dämonen / Kaputte Automaten Ensemble
Regie Henry Mason Bühne Michaela Mandel Kostüme Anna Katharina Jaritz Figurenbau und Coaching Rebekah Wild Licht Christian Holemy Dramaturgie Marlene Schneider Assistenz, Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner Aufführungsrechte Theater der Jugend, Wien