Musik überwindet Grenzen
Von Heinz Wagner
Musik liegt in der Luft – in den Räumen und im Hof der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Wien-Favoriten. Hier ist die Musikinitiative Superar – ein Projekt nach dem Muster der in Venezuela vor rund 40 Jahren erfundenen El-Sistema-Bewegung, in der vor allem Kinder und Jugendliche singen und spielen, die vielleicht sonst nie zum Musikmachen gekommen wären - beheimatet. Und die hat in der ersten Sommerferienwoche (Ostösterreichs) Kinder und Jugendliche verwandten und ähnlichen Initiativen aus sieben anderen europäischen Ländern nach Wien eingeladen.
Probenbesuch
Der Kinder-KURIER besuchte die singenden und musizierenden Kids an ihrem ersten Probentag. Und da gab’s kaum Dissonanzen. Dabei hatten Kinder und Jugendliche aus dem serbischen Vranje eine rund 20-stündige Busfahrt hinter sich. Nun ja, nicht nur Fahrt. Sie und ihre Kolleg_innen aus Paracin, Jagodina und Belgrad mussten allein an der ungarischen Grenze drei Stunden warten. Die Zeit nutzten sie aber schon zum Üben. Raus aus dem Bus, Geigen ausgepackt und schon ging’s los. Das bewegte eine Tanzgruppe, die wenige Busse weiter in der Warteschlange saßen, ebenfalls ihre Sitze zu verlassen und zu den Klängen der jungen Musiker_innen zu tanzen – „in the middle of no-where“, wie Marijana aus Belgrad dem Kinder-KURIER erzählt.
Interviews
Ihr 13-jähriger Kollege Petar spielt ebenfalls seit vier Jahren – aber Geige. Ihn hatte sein Vater gefragt, ob er nicht die Musikschule besuchen wolle. „Ich hab’s probiert, mir hat die Musik sehr gut gefallen, drum hab ich gleich angefangen. Jetzt übe ich so eine dreiviertel bis ganze Stunde jeden Tag. Manchmal ist’s schon ein bisschen hart. Aber dafür kann ich jetzt hier sein, es ist das erste Mal, dass ich bei einem internationalen Camp bin.“
Vor eineinhalb Jahren hat die Wienerin Denise Cello ausprobiert. „Ich hab’s bei anderen gehört und wollte es dann selber, obwohl Geige schon das berühmtere Instrument ist. Aber es war so ein Gefühls-Entscheidung, dass ich dann doch mit Cello angefangen habe.“
Aset hingegen spielt Geige, „seit drei Jahren und es ist echt cool, weil wir gute Lehrerinnen und Lehrer haben. Und drum macht es Spaß, auch wenn schon für die Schule viel zu tun ist und du dann noch jeden Tag üben sollst.“
Reise nach Wien als Anreiz
Besser als Aufräumen ;)
Noch proben vor allem die Instrumental- und die Chorgruppen extra, bis zum Abschluss-Konzert am Donnerstag Abend wird sich das ändern, mehr als die Hälfte des Programms (siehe unten) werden Chor und Orchester gemeinsam be„streiten“.
Proben-Fotos
Höhepunkt des Camps ist das Abschlusskonzert
Aus dem Programm: Charpentier/ Te Deum; Mendelssohn-Bartoldy/Hebe deine Augen auf; Kappsberger/Sonino, Scherzino; Kodály/ Esti dal; Grieg/Holberg Suite, N.1; Ajde Stameno; Mene majka jednu ima; Magira ; Offenbach/Can Can; Piazzolla/ la muerte del Ángel; Beethoven/ Europa Hymne; Hope; Al shlosha d’varim; You raise me up; Hoya Ho
Donnerstag, 7. Juli 2016, ab 18 Uhr
Anker.Saal
Alte Ankerbrotfabrik, 1100, Absberggasse 27, Objekt 19, 3. Stock
Eintritt frei
www.superar.eu
Proben der Europa-Hymne
Cello-Gruppen
Chor probt das altserbische Liebeslied Ajde Stameno
Geigenproben
Kreative Wartezeit-Überbrückung
aufgenommen von Marijana Milošević-Simić