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Studis wollen studieren...

Vor zehn Jahren öffneten die Universitäten in den Sommerferien erstmals ihre Hörsäle für Kinder im Alter von 7 - 12 Jahren. Sie wollten damit Neugier, Wissbegierde und die Vorfreude auf ein Studium wecken, bei dem Interessen frei ausgelebt werden können.
Und wie schaut`s aus? Wie erleben ehemalige Kinderuni-Studierende nun die „Hochschulen" im Echtbetrieb?

Eingangsprüfungen, fehlende Mitbestimmungsmöglichkeiten, zu wenig Studienplätze und die drohende Abschaffung ganzer Studien prägen das Unileben. Statt freier Bildung und Entfaltung steht eine strikt durchgeplante Ausbildung am Programm.

Wer vergangenes Jahr die Website der Uni Wien besuchte und sich über die angebotenen Studiengänge informieren wollte, fand dort noch die "Internationale Entwicklung" vor - dem ist nicht mehr so. Das sehr beliebte – und angesichts ständiger Internationalisierung sicher auch wichtige - Bachelor-Studium mit bis zu 600 Neuanmeldungen pro Semester soll ab kommendem Wintersemester nicht mehr angeboten werden. Die "Internationale Entwicklung" legt ihren Schwerpunkt auf weltweite Ungleichheiten, Machtgefälle zwischen Gesellschaften sowie anderer Probleme, die uns alle betreffen.

Geldmangel allüberall

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Der Geldmangel trifft aber auch die Technische Universität, an der zum Beispiel die Lehramtsstudien gestrichen sowie der Zugang zum Studiengang Informatik stark beschränkt werden soll.

Von anderer Stelle ausgehend, aber in ähnlicher Manier, findet derzeit die bundesweite Umstellung zur Zentralmatura statt. Trotz zahlreicher Bemühungen, die Einführung zu verschieben, hält Bildungsministerin Schmied an ihrem Zeitplan fest, der die Einführung an den AHS für das Schuljahr 2013/14 vorsieht. Schüler_innen verlangen vor der Einführung zumindest die Klärung wichtiger Fragen. Nach wie vor ist unklar, was der Lernstoff umfasst, die benötigten Bücher zur Vorbereitung stehen den Jugendlichen nicht zur Verfügung, und die Frage, ob sie Wörterbücher verwenden dürfen oder nicht, wurde nicht beantwortet. Die Angst  zu "Bildungsverlierer_innen" zu werden, wird auch von Studierenden geteilt. Damit betrifft diese Umstrukturierung des Bildungssystems nicht nur diese, sondern auch zukünftige Studierende, also Schüler_innen von heute.

Diese Gängelung bezieht sich sowohl auf die Abschlüsse an den Schulen als auch den Aufbau der einzelnen Studiengänge. Das Bologna-System hat die weitgehend freie Gestaltung der Lehrpläne abgeschafft und stattdessen ein System eingeführt, in welchem ein Sammelpool von "Bildungshappen" in Form von Erweiterungscurricula, Modulen und damit verbundenen Voraussetzungsketten den Bildungsweg vorzeichnen. Diese Veränderungen werden von Studierenden wie auch von Schüler_innen mit Besorgnis beobachtet: Bildung scheint zunehmend zum Spielball für Politik und Wirtschaft zu werden.

Mitreden wurde Fremdwort

Auch das Mitspracherecht der Studierenden wurde in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgedrängt. Die  Unterfinanzierung der Unis als Strategie, den Bildungssektor zu  durchstrukturierten, vorgezeichneten Ausbildungswegen umzuformen,  wollen wir uns nicht länger bieten lassen. Seit einigen Wochen aber wehren sich Studierende, Lehrende und Interessierte gemeinsam. Im Zuge von mehreren Aktionstagen/-wochen, Demonstrationen und Spontanaktionen wurden das Rektorat und das Audimax der Universität Wien sowie kurzfristig das Ministerium für Wissenschaft und Bildung besetzt.

All diesen Versuchen, sich hörbar zu machen, wurde mit massivem Polizeieinsatz begegnet und haben bisher aber keine Veränderung der Situation herbeigeführt. Deshalb findet am Dienstag, den 5. Juni, der Bildungsaktionstag in Wien statt, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. An diesem Tag werden Street Lectures, Workshops und verschiedene andere Aktivitäten angeboten. Am Nachmittag wird eine Demo um 16 Uhr vom Haupteingang der Universität Wien starten – wir wollen noch einmal zusammen sagen: „UNS REICHT`S!"

bagru.ie

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