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„Schauen, wie das Werkl funktioniert“

Vorbei geht’s in einer der Hallen der Zentralwerkstätte der Wiener Linien in Simmering an hoch hinaufgehobenen Bussen mit offenem Motorraum. Wir biegen in eine Nische ein. Links hängt ein glänzendes Gehäuse eines Getriebes, rechts ein ganzer Motor – ziemlich schmutzig, eigentlich aber nur stark genutzt. Hier fühlt sich die 18-jährige Daniela Steiner am wohlsten. Sie, Kfz-Mechanik-Lehrling im zweiten Jahr, besucht das KURIER-Business-Team. "Zwei Monate war ich bei den Getrieben, jetzt bin ich bei der Elektronik, aber Getriebe, so richtige Metallteile, das ist so wirklich meines", erzählt Steiner dem KURIER. "Es gefällt mir, zu sehen und zu begreifen, wie das alles aufgebaut ist, wie die einzelnen Teile zusammenwirken, damit das ganze Werkl funktioniert."
Das "schmutzige" Herzstück des Motors wartet nun darauf, vollständig zerlegt, gereinigt und, wo nötig, auch durch neue Teile ersetzt zu werden. Und es wird – kaum zu glauben – so glänzen wie das eingangs beschriebene.

Sieben Kfz-Lehrmädchen

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 "Das ist nicht neu, nur komplett aufgearbeitet", klärt uns die angehende Kfz-Mechanikerin auf. Und zeigt uns beim Getriebe, das sie erst zusammenbauen muss,  schon fein säuberlich bereit gelegte Teile wie Arbeitsdruckventile, Ölpumpe und Schaltblöcke. Neben Steiner absolvieren 34 weitere Lehrlinge die Kfz-Mechanik-Ausbildung hier, immerhin ein Fünftel davon sind Mädchen.

Puppen zerlegt "Schon als kleines Kind hab ich lieber mit Lego gebaut und mit Autos gespielt, Puppen hab ich zerlegt, weil ich wissen wollte, wie das geht", erinnert sich die 18-Jährige. "Mit 12 oder 13 habe ich bei meinem Onkel in einer Werkstatt mitgeholfen. Das hat mir voll Spaß gemacht." Ihre ersten Schnuppertage im Rahmen der Berufsorientierung verbrachte die damalige Gymnasiastin in einer Tischlerei. "Das hat mir aber nicht so gefallen." Im Jahr danach schnupperte sie bei den Wiener Linien. "Das war von Anfang an wirklich super. Da habe ich mich gleich wohlgefühlt, es war wie in einem Familienbetrieb. Obwohl ich eine Stunde herfahren musste, bin ich dann jeden Tag in der Früh gern aufgestanden, um hier herzukommen", schildert sie mit leuchtenden Augen die ersten Eindrücke.
Trotzdem habe sie noch ein paar andere Bewerbungen geschrieben – zur Sicherheit. Immerhin stand ihr bei den Wiener Linien ja auch noch eine Aufnahmsprüfung bevor.  "Da musste ich dann ein Werkstück biegen und eines feilen. Die theoretische Prüfung waren Fragen am Computer und außerdem hat es noch ein Aufnahmegespräch gegeben."
Das lief alles – wie sich auch ihr Chef freut – zur vollsten Zufriedenheit. Da machte es der damals 15-Jährigen nicht wirklich sehr viel aus, "dass von den anderen Firmen gar keine Antworten oder Absagen" mehr kamen.

Voll akzeptiert

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Von den zehn Lehrlingen in ihrem Ausbildungsjahr "bin ich das einzige Mädchen, aber das ist alles gar kein Problem. Einige der Burschen waren nur am Anfang ein bissl unsicher, wie sie sich mir gegenüber verhalten sollten, aber das hat sich längst gelegt. Heute bin ich einfach so akzeptiert wie jeder andere, wir verstehen uns auch privat ganz gut und unternehmen manchmal auch in der Freizeit etwas miteinander."

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Kinder treffen Chefs und Chefinnen
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Vor zehn Jahren starteten in Österreich Kinderunis: Als Nikolaus Angermayr mitverfolgte, wie Wissenschafterinnen und Wissenschafter ihre Forschungsgebiete Kindern vermitteln (können), kam der Geschäftsführer von Media Guide Events GmbH auf die Idee, das Modell auch auf Wirtschaft umzulegen. Kinder sollten Unternehmerpersönlichkeiten treffen können, um aus erster Hand Wissenswertes über Wirtschaft zu erfahren.
Trotz anfänglicher großer Skepsis konnten er und sein Team Wirtschaftskammer und Dutzende Unternehmerinnen und Unternehmer überzeugen. 2012 steigt die KinderBusinessWeek bereits zum siebenten Mal. Top-Leute aus  80 Unternehmen sind in der vierten Ferienwoche mit Vorträgen und Workshops dabei – darunter der KURIER (Mehr unter Kids am Wort).

Lehrstellen-Schwerpunkt Neu bei der KinderBusinessWeek 2012: Viele Unternehmen weisen ausdrücklich darauf hin, dass sie Lehrlinge ausbilden. Denn Chefs und Chefinnen allein betreiben keinen Betrieb. Es braucht die entsprechenden Fachkräfte. Und so manche Branche leidet unter Mangel an Fachkräften. Die müssen gesucht, gefunden und ausgebildet werden.
Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik der WKÖ: Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich und Institutsleiter WIFI Österreich: "Wir sind eine Woche lang nicht nur das "Haus der Wirtschaft", sondern vor allem auch das "Haus der Kinder", und wir spielen Wirtschaft mit ihnen. Das Ziel dieser KinderBusinessWeek ist, unsere Kinder, zu fördern, zu fordern, deren Begabungen und Talente weiter zu entwickeln und sie am Weg in ihre Berufe bestmöglich zu begleiten sowie ihre Neugier für Wirtschaft zu wecken." Gleich geblieben ist der Grundgedanke, den Initiator Angermayr so formuliert: "Es wird entscheidend für die erfolgreiche Zukunft unseres Landes sein, ob es gelingt, kreative, selbstständig denkende und handelnde Bürgerinnen und Bürger mit einer humanistischen Einstellung zu bilden. Dies wird auch dazu führen, dass rein von Habgier und ausschließlich von Vorteilsdenken geprägtes Handeln zunehmend von Achtsamkeit und partnerschaftlichen Verhaltensweisen abgelöst wird. Leider haben ganze Branchen vergessen, dass der Mensch im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns stehen muss, um der Tätigkeit einen nachhaltigen Sinn zu geben, der über reinen Profit hinausreicht."

Infos: 23. bis 27. Juli 2012
Wirtschaftskammer Österreich, 1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63.

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