Kiku

Ob bunt, ob grau oder aus Recyclingmaterial: Kreatives G’wand

„Ein Overall mit ganz vielen Katzen“, so hieß die Beschreibung eines jungen Designers, der sein Outfit, am 7. Oktober 2017 im MCG Mode- und Textilgroßhandelscenter St. Marx bewundern konnte. „Kids in Fashion“ heißt der Modewettbewerb, der Jugendlichen die Möglichkeit bietet ein buntes Blatt Papier zum Leben zu erwecken. Österreich ist, in Form eines Kleides mit einem Riesenrad vorne, über den Laufsteg gelaufen.

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Junge ambitionierte DesignerInnen und SchneiderInnen haben ihr Können unter Beweis gestellt, aber auch junge Models mit verschiedenem Körperbau und unterschiedlicher Herkunft konnten in den Genuss eines voll applaudierenden Saals kommen. Die Stimme hat es einem verschlagen, als man die Kreationen, die mit größter Sorgfalt geschnitten worden sind unter bunten Lichtern gesehen hat und von selbstbewussten jungen Menschen erst so richtig zum Strahlen gekommen sind.

Natürlich darf man sich bei einer Altersbeschränkung ab 4 Jahren nicht über die ausgefallensten Designs wundern und wird zugleich in den Bann der jungen Fantasie gezogen. Die Veranstaltung gleicht einer ganz anderen Welt, denn der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Modeherzen schlagen höher bei dem reinen Anblick der gebotenen Vielfalt und der enormen Arbeit die hinter einem einzigen Abend steckt.

1400 Entwürfe...

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... von Kindern und Jugendlichen – bis nach Tirol und München – langten im Frühjahr bei den Wiener Jugendzentren ein. Rund 60 davon wurden ausgewählt und von Modeschüler_innen in Stoff und anderen Materialien verwirklicht. Jugendliche Models führten die umgesetzten Kreationen auf dem Laufsteg vor – Samstagabend im Modecenter St. Marx. Für die jeweils drei besten Entwürfe aus drei Altersgruppen (bis 10, 14 und 21 Jahre) sowie zwei Sonderpreise für Münchner Einsendungen gab’s Preise.

Was dieser zum 23. Mal stattgefundene Bewerb – wie jedes Jahr - zeigt: Kinder und Jugendliche haben vielfältige, kreative, oft auch sehr ausgefallene Ideen für Kleidungsstücke. Manche, insbesondere Jugendliche die ihr Hobby oder ihre Leidenschaft auch zur Schulwahl veranlasste, produzieren ziemlich professionelle Design-Entwürfe, wo selbst grau in grau gehaltene Kleidungsstücke nicht nur elegant, sondern durchaus auch extravagant wirken. Und was auch auffällt: Seit ein paar Jahren entwerfen etliche Kinder und Jugendliche auch Recycling-Mode - aus unterschiedlichsten Materialien.

Zum krönenden Abschluss wurde der Laufsteg von vielen anwesenden Kindern und Jugendlichen bestiegen, die mit einem breiten Grinsen neben den Models gehen konnten, die ihre verwirklichten Entwürfe trugen. Es war ein Abend voller Talent, Kreativität, Arbeit, Mut und Ehrgeiz.

Mitarbeit: Anđela Čegar, 17

Kurzinterviews mit den meisten Preisträger_innen und einigen anderen Jung-Designer_innen weiter unten

Fotos (1) der Sieger_innen, ihrer Entwürfe und mit den Models

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Die Jüngsten (4 bis 10 Jahre)

„16 oder 15 Entwürfe habe ich eingeschickt“, beginnt die neunjährige Marlen Vivienne Plaschg im Gespräch mit dem Kinder-KURIER zu erzählen. Zwei ihrer dreidimensionalen Entwürfe – ein Kleid mit aufgeklebten Stoffstreifen, eines mit silbrig glänzenden Streifen und Holzstäben durchs Haar. „Das ist wie bei einer Marionettenfigur, aber nur dass sie selber mit ihren Händen sich steuert.“ Die junge Designerin kommt selbst auch sehr gestylt zur Mode-Gala. Auf die Frage, ob sie selber einen ihrer prämierten Entwürfe anziehen würde, meint Marlen Vivienne Plaschg: „Im Fasching schon!“

Der Jüngste und den diesjährigen Gewinner_innen ist Finn Schmid. Ein wenig schüchtern, hat hat der Fünfjährige seelische Unterstützung – auch beim Gang über den Laufsteg – von seiner älteren Schwester. Seine beiden Entwürfe haben Anklänge an Comic-Figuren. „Ich hab einfach drauf los gezeichnet und bei dem einen so was gezeichnet, das ihm um den Hals hängt, damit's cooler ausschaut.“ Auf die Frage was dieses Ding sei, meint seine Schwester: „Vielleicht eine Kamera“ und der Jungdesigner drauf: „Na gut, dann ist es eine Kamera!“

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Niko Shehata (8) verrät dem Kinder-KURIER, dass er „zuerst aus Stoffstücken Gewand auf die gedruckten Mädchen und Buben geklebt habe und dann hab ich‘s abgezeichnet“. Insgesamt hat er sieben Entwürfe eingeschickt, „ein anderer (als der ausgewählte) hat mir noch besser gefallen. Da hab ich bei den Schultern Flügel gemacht.“ Dass er zu den Gewinnerkindern zählt, „war schön, aber ob 3. oder 1. war mir wurscht“.

Mittlere ( 11 bis 14 Jahre)

Bereits zum zweiten Mal gewann Sergei Kolesov (13) aus dem niederösterreichischen Klosterneuburg. Und während er seine Entwürfe zeigt und über die Entstehung erzählt, tauchen auch drei Mitschülerinnen – Astrid Schwabegger, Emilia Steup und Maja Sailer - auf. „Wir haben einen Schwerpunkt BE - Bildnerische Erziehung, heuer in der dritten Klasse (Gymnasium) haben wir sechs Stunden. Da können wir schon viel machen, wir arbeiten im Werken auch mit verschiedensten Materialen, Draht, Gips und noch vielem anderen“, erzählen die vier kreativen Jugendlichen. Für die Aufnahme in diesen Zweig mussten sie einen Eignungstest machen. „Und unsere Werklehrerin hat mein Potenzial erkannt und gezwungen beim Bewerb mitzumachen“, meint der Sieger der „mittelalterlichen“ Kategorie (11 bis 14 Jahre) schmunzelnd zum Kinder-KURIER. Übrigens: Die drei genannten Mitschülerinnen, deren Entwürfe auch alle umgesetzt wurden, findest du in der Bilderstrecke (Foto 2) mit ihren Zeichnungen.

Zum dritten Mal hintereinander landete Victoria Landrock (12) unter den Top-Platzierten. Sechs oder sieben Mal insgesamt hat sie schon Entwürfe für Kids in Fashion eingeschickt. „Wenn ich Dritte geworden wäre, dann hätte ich schon alles 1., 2. und eben 3., so hat sie nun den zweiten zweiten Platz ihrer Design-Karriere erreicht. „Gemacht hab ich heuer so ungefähr 40 Entwürfe, 30 hab ich eingeschickt.“ Ausgewählt und prämiert wurde das Kleid aus Tipp-Ex-Reststreifen, „aber ein anderer Entwurf hätte mir noch besser gefallen – ein Kleid aus der Farbe meiner Hand, wo ich als Rock ein Bild meiner Hand gezeichnet habe“.

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Auf Recycling-Mode haben sie die beiden Mädchen, die gemeinsam arbeiten und mit einem Kleid aus Kunststoff-Streifen den dritten Platz in dieser Alterskategorie belegten, spezialisiert.Sophia Cichocki (14) und Floria Frass (13) erzählen dem KiKu: „Wir haben aus allen möglichen Dingen, die weggeworfen werden, Kleider entworfen – aus Getränkedosen, PET-Flaschen, Plastik-Sackerl, Altpapier. Zuerst haben wir Skizzen auf Papier gemacht und sie dann 3D mit den genannten Materialien gestaltet.“

Die Ältesten (15 bis 21 Jahre)

Die Siegerin bei den „Ältesten“, Sarah Nofal (17) war von ihren sehr professionell wirkenden Entwürfen gar nicht so überzeugt, wie Mitschülerinnen der Modeschule Herbststraße, die zur Show mitgekommen sind. Eine davon meint, sie habe gleich gesagt, dass die Sarah gewinnen werde. Obwohl die Designerin „selber fast immer schwarz trage“, hat sie einen sehr bunten Rock entworfen.

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Obwohl die Entwürfe vonLena Tokuhiroaus Kramsach (Tirol) sehr professionell wirken, meint die 17-jährige Zweitplatzierte: „Das waren meine beiden ersten Modeentwürfe. Normalerweise male ich mit Öl und Acryl Bilder, meist Porträts, die aber nicht ganz realistisch, sondern auch abstrakte Elemente haben. Das hab ich irgendwie von meiner Oma, die ist Künstlerin.“ Meist zeichnet und malt Tokuhiro, die „in ein normales Gymnasium“ geht „einfach so drauf los, bei Bewerben hab ich erst das zweite Mal teilgenommen, dass ich Zweite geworden bin ist cool.“

Aus München

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Seit einigen Jahren werden auch zwei Preise nach München vergeben. Diesmal gingen sie anYoko Harth (15) und Samira Eckmüller (14). Erstere hatte eine Art Gitter-Kleid samt dazu passendem Helm entworfen und auf ihre Zeichnung auch gleich Anleitungen zur Anfertigung dazu geschrieben. Von der Umsetzung ihres Entwurfes aus lila Lederstreifen war sie so angetan, dass sie nach der Show das Kleidungsstück erwarb um es mit in die bayrische Landeshauptstadt zu nehmen.

Ihre Landsfrau widmete sich der Modekunst aus Recyclingmaterial. „Ich hab schon für einen künstlerischen Abend in unserer Schule ein Kleid aus Zeitungspapier und eines aus Kunststoff entworfen. Letzteres – so ist auf einem Handy-Foto zu sehen, das sie dem Reporter zeigt – ist eine Abendrobe mit langer Schleppe. Ursprünglich sollte es, so die Designerin, mit Plastikmüll aus dem Meer gestaltet werden, „weil wir aber kein Meer in der Nähe haben, wollten wir Plastikmüll in der Stadt sammeln, fanden aber nicht genügend brauchbaren, so hab ich's mit leeren Joghurt-Bechern gemacht.“ Für den Bewerb in Wien blieb sie ihrer Modelinie treu: „Deshalb hab ich auch für Kids in Fashion einen Recycling-Entwurf gezeichnet – ein Gerüst aus dünnem Draht, dessen Waben mit wieder verwerteten Kunststofffolien gefüllt werden.“

Weitere junge Modeschöpfer_innen

Ella Harwanegg (8) hadert bei ihrem Entwurf damit, dass ein glänzender, aufgeklebter schmaler Querstreifen in Brusthöhe fällt immer wieder von der Zeichnung. „Der ist mir einfach so eingefallen, drum gehört er dazu!“

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Extra fein gestylt in (glänzendem) Anzug und mit Krawatte erschien der 8-jährigeJustin Tolajbei der Gala. Sein fürs Finale ausgewählter Entwurf – eine fast klitzekleine Zeichnung mit buntem Outfit – ist „nur einer von mehreren Entwürfen, die ich eingeschickt habe. Zuerst hab ich das mit bunten Pickerln auf Papier gemacht und dann nachgezeichnet“. Selber zieht er allerdings lieber wenige farbenprächtiges Gewand an, „aber auf jeden Fall muss immer alles zusammenpassen“, meint er zum KiKu.

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Unter den vielfältigen herausragenden 60 Kleidungsstücken, die von 49 jugendlichen Models vorgeführt wurden – für einige gab's hektische Umkleidephasen – gab's auch ein weißes mit bauschigem, fast halbkugelförmigem Unterteil. Auf diesem patriotischen Gewandstück fand sich vorne ein aufgemaltes Riesenrad, eine Österreich-Flagge und auf der Rückseite weitere Wien-Motive. „Das hab ich gezeichnet, weil meine Mama im Prater arbeitet“, verrät der siebenjährige Schöpfer dieser Kreation,David Walter.

Model

Stellvertretend für die 49 Jugendliche, die als Models die ausgefallenen, kreativen Outfits am Laufsteg präsentierten, sagte Lia Lavina (15, Schülerin eines Wiener Gymnasiums): „Es macht einfach Spaß!“

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