Kids erklären's Erwachsenen
Von Heinz Wagner
Spielten schon am ersten Tag der diesjährigen Tagung „Kinder und digitale Medien" Kinder und Jugendliche eine deutlich größere, merkbare, wichtigere Rolle als im Vorjahr, so standen sie am zweiten Tag überhaupt im Zentrum. Der Rollentausch gab der Veranstaltung ja auch den Titel „verkehrte Konferenz". Jugendliche der Polytechnischen Schule Pyrkergasse (Wien-Döbling) sowie des Gymnasiums Astgasse (Wien-Penzing) moderierten den Vortragsteil, interviewten Fachleute auf der Bühne – und erzählten über ihren digitalen Alltag (Alexandra, David, Bernhard, Patricia und Alen). Täglich mehrere Stunden in Facebook – das ist normal. Expert_innen selbst namhafter Organisationen meinten, sie würden dieses soziale Netzwerk schon nutzen, gaben als ihre Frequenz aber dann beispielsweise an „so einmal im Monat".
Berührungsängste, Nicht-wissen oder zumindest interessierte Fragen und teils Staunen Über die Antworten – das kennzeichnete die Gesprächsrunden im Erdgeschoß. Hier hielten Jugendliche der bereits genannten Schulen Themenkreise zu Facebook, Handy, Spielen, Apps usw. ab.
David und Paricia sowie Marlene und Markus erklärten so manchen der Erwachsenen in diesen Runden erst so richtig, wie Facebook funktioniere, David beispielsweise auch, dass er mehrere Accounts, einen unter eigenem Namen, einen für Spiele und einen dritten testmäßigen eben für diese Präsentationen habe. Die jüngste in der Runde, die erst 12-jährige Lina plauderte aus ihrem Alltag: „Ich nutz Facebook hauptsächlich um mit meinen Freundinnen zu chatten, eine wohnt in der Steiermark und ich seh sie in echt nur einmal im Jahr." Auf die Frage einer der Erwachsenen, „aber man darf sich doch erst mit 13 bei Facebook anmelden", gab sie entwaffnend zu: „Beim Geburtsdatum hab ich geschwindelt." Wenn sie Hilfe brauch, „so frag ich meine Schwester, die ist schon 19, ist in eine Informatikklasse gegangen und studiert das auch." Und die habe gemeinsam mit ihren Schulkolleg_innen Facebook auch für den Austausch über schulisches Wissen verwendet.
Basics
Die Schüler_innen aus der Astgasse berichten, dass sie auch als Klasse eine geschlossene Gruppe auf Dacebook eingerichtet haben, „wo wir alle Infos, wer Stundenwiederholung macht, ob die eine oder andere Stunde ausfällt ... (mit-)teilen."
Martina und Jarmila, Dominique und Bernd müssen manchen der „Oldies" überhaupt Grundbegriffe wie Apps am Handy grundlegend erklären.
Allerdings bleibt auch für viele Jugendliche so manches zu lernen, insbesondere was Sicherheitsvorkehrungen betrifft – was aber sicher nur durch Tun und nicht Verbote passieren kann – wie der erste Tag zeigte.
"Erschreckend, was alles über mich im Netz zu finden ist!"
Den eigenen Namen in eine Suchmaschine eingeben und – da staunten einige Kids nicht schlecht, was da so alles über sie im Netz auftauchte. Nicht wenige fanden`s erschreckend. Und weil da oft auch auf Fotos und eher privat gedachte Einträge im eigenen Facebook-Profil zugegriffen werden konnte, dachten so manche ernsthaft daran, ihre Privatsphäre-Eisntellungen in diesem sozialen Netzwerk zu verändern. Beispielsweise Lukas, Sonja und Melanie. Ort des Geschehens: Die Aula der Wissenschaften in der Wiener Wollzeile. Es war der erste von zwei Tagen der Konferenz Kinder und digitale Medien.
Kinder und Jugendliche kommen zu Wort
Nicht zuletzt angeregt von einer massiven Kritik des Kinder-KURIER an der vorjährigen Tagung, dass ddamals Kinder nur sehr am Rande vorgekommen waren, fanden in diesem Jahr schon am ersten Tag parallel zu – mehr und weniger gelungene Vorträgen vor Oberstufenklassen im zweiten Stock – zu ebener Erde mehrere jeweils halbstündige kleine Workshops statt – organisiert, geleitet und dokumentiert von angehenden Lehrer_innen, die an der Pädagogischen Hochschule Wien studieren. Wie und was ist im Netz alles über einen selbst zu feinden, wie kann darauf geachtet werden, dass nicht alles für alle sichtbar ist. Wie steht`s um das Recht aufs eigene Bild (Video), worauf sollte bei Apps, Spielen und anderen Anwendungen geachtet werden. Was ist wichtig beim Online-Shopping. Für Simon war beispielsweise bei Letzterem neu, dass auf jeder Seite, wo seriös verkauft wird, auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) aufscheinen müssen. „Und wir haben auch gehört, wenn irgendwas „kostenlos" angeboten wird, so sollten wir am besten immer gleich einen Screenshot machen, um das später auch nachweisen zu können.
Facebook-Check
Auch Ivana und Khadija „haben viel Neues, teils auch Erschreckendes, welche Gefahren da lauern, erfahren". Die beiden zuletzt Genannten sagen das dem KiKu während sie Tests zum Europäischen Computerführerschein ausfüllen. „Da steckt viel Neues drin, das wir noch nicht kennen", tönt es aus der runde von Schüler_innen aus Ella-Lingens-Gymnasium (Wien-Floridsdorf) und KMS Spallartgasse (Wien-Penzing).
Im Eingangs-Foyer hat die Initiative Safer-Internet einen Tisch aufgebaut, wo unter anderem der Facebook-Check live durchgeführt werden kann - mit der Möglichkeit die eigenen Privatsphäre Einstellungen gleich zu verändern.
Einige Bilder zum ersten Tag der Kofnerenz in der Fotostrecke!
Am zweiten Tag findet eine „verkehrte Konferenz" statt, bei der Jugendliche nicht nur über ihren digitalen Alltag berichten, sondern auch Fachleute öffentlich interviewen.
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