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„Freundschaft, Gleichberechtigung, Frieden mit der Natur“

Vier Freundinnen, die miteinander Spaß haben – einmal als Ganzes zu sehen, einmal nur die Hände und mehrmals ihre Schatten: Diese Fotoserie veranlasste die Jury des internationalen Friedensfotopreises vier Mädchen aus Hamburg mit dem erstmals vergebenen Kinder- und Jugendpreis auszuzeichnen: Alicia Dirkx, Ruby Owusu, Lea Blase und Lina Momsen. Letztere nahm stellvertretend den Preis und die 1000 Euro entgegen, von denen jede 250 bekommt. Und sie gab dem Kinder-KURIER ein Telefon-Interview.

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Fast 2000 Fotos (genau 1960) junger und jüngster Fotograf_innen aus 137 Ländern waren für den nach dem österreichischen Friedensnobelpreisträger 1911, Alfred Hermann Fried, benannten Preis eingesandt worden. Bei den Erwachsenen – hier wurden die Preise schon zum fünften Mal vergeben – langten 17.147 Fotos aus 122 Ländern ein, in Summe also 19.107 Fotos aus insgesamt 165 Ländern.

Interview

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Freundschaft ist für uns das Wichtigste und erste, das uns zum Thema Frieden eingefallen ist“, erläutert Lina Momsen dem Kinder-KURIER die Entstehungsgeschichte der Fotoserie in einem Telefoninterview. „Unsere Kunstlehrerin hat uns von dem Wettbewerb erzählt“, nennt sie die Initialzündung. Zwei Gruppen von Schüler_innen machten sich dann eineinhalb Stunden auf Motivsuche. „Alles ist dann mehr spontan entstanden, nicht wirklich viel geplant“, meint die Sprecherin der vier jeweils 12-jährigen Schülerinnen eines Klostergymnasiums in Hamburg. „Wir haben kurz drüber geredet. Freundschaft ist uns allen vier ziemlich wichtig“ – als Basis für Frieden. „Also sollten wir vier auch auf einigen der Fotos sein – das haben wir mit Selbstauslöser und Stativ gemacht. In verschiedenen Formen von friedlichem, freundschaftlichem Miteinander.“

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Auf die Frage, wie’s zu den genialen Schattenbildern kam, meinte Lina Momsen: „Wir wollten dann auch nicht nur uns selber zeigen, sondern Fotos haben, die das friedliche Miteinander allgemeiner, abstrakter, ausdrücken und so sind wir auf Schatten gekommen, weil die ja keine erkennbaren Personen zeigen, es könnte alle sein.“

Nach jedem Foto warfen die vier Blicke auf das Kamera-Display, um zu entscheiden, ob das bleibt und was eventuell sonst noch aufgenommen werden sollte. „Im Computer haben wir dann nur die Größe zugeschnitten, weil das Format zu groß war, um es für den Bewerb einzuschicken.“

Vor jedem Foto überlegten die vier kurz, was sie darstellen wollten. „So sitzen wir auf einem Fußballtor – das soll Freiheit zeigen, weil wir ja außerhalb des Käfigs sitzen. Ein anderes Mal formen wir mit Händen Friedenstauben oder ein Herz.“

Gleichberechtigung und Natur

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Auf die Frage, was – über die Fotoserie hinaus – Frieden für sie bedeute, meinte die Interviewpartnerin: Auf jeden Fall Gleichberechtigung aller Menschen, egal welche Herkunft, Sprache oder Hautfarbe sie haben. Das gilt aber nicht nur für mich, auch für uns alle vier ist das so! Und wichtig ist uns auch die Natur. Denn selbst wenn alle Menschen in Frieden miteinander leben würden, aber die Natur, Tiere und Pflanzen, zerstören, dann wäre das für uns noch kein Frieden.“

Zu den Preisen für die erwachsenen Kolleg_innen siehe Abschnitt unten

www.friedaward.com

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Für erwachsene (Profi-)Fotograf_innen wrude der internationale „Alfred Fried Photography Award für das beste Bild vom Frieden“ bereits zum fünften Mal vergeben. Der nach dem österreichischen Friedensnobelpreisträger 1911, Alfred Hermann Fried, benannte und mit 10.000 Euro dotierteHauptpreis ging an den in Schweden lebendenCletus Nelson Nwadike, der einst sein Heimatland Nigeria verließ, in dem ein Bürgerkrieg mit zwei Millionen Toten gewütet hatte.

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In einem Foto-Essay feiert Nwadike die Befreiung von Gewalt und das Glück, in Frieden leben zu dürfen. Der Sieger, der schon als Elfjähriger fotografieren liebte und sagt „taking pictures keeps me alive“ (Fotos aufzunehmen hält mich am Leben) studierte an der Universität Jönköping visuelle Komunikation. Außerdem ist er Autor mehrerer Gedichtbände.

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Den mit 1000 Euro dotierten, erstmals vergebenen Preis für das besteEinzelfotogewann der US-amerikanische Fotograf Jonathan Bachmanfür das Bild einer friedlich gegen rassistische Gewalt demonstrierenden Frau im Moment ihrer Verhaftung in Baton Rouge. Der Fotograf sagt: „Es ist diese Frau, die das Bild gemacht hat.“ Es sei Ieshia Evans, für die man sich interessieren sollte.

Die erstmals vergebene Kinder- und Jugendkategorie gewannen – wie schon oben ausführlich dargestellt - vier 12-jährige Mädchen aus Hamburg: Lina Momsen, die stellvertretend den Preis entgegennahm sowie Lea Blase, Alicia Dirkx und Ruby Owusu, die in ihrer Fotoserie die Bedeutung von Freundschaft symbolisieren.

Medaillen

Die Jury vergab weiters Medaillen an:

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Den chinesischen Fotografen Zongren Xingfür seine Reportage über die Liebe eines Paares, das seine starken körperlichen Behinderungen mit gegenseitiger Hilfe und Zuversicht überwindet. Liu Hai hat seine Arme verloren, Li Meiwen ihre Beine. Sie ergänzen sich, sie teilen, sie tragen sich, sie sind des anderen Hand. Sie sind schwach für sich und gemeinsam stark. Sie haben ein Kind gezeugt. Sie sind ein Bild des Friedens. Zongren Xing hat seine Fotoserie „Alive happily, alive strongly“ (glücklich, stark am Leben) genannt - Bilder von einem unperfekten Leben, in dem die Zuversicht über die Verzweiflung siegt, das Lächeln über das Leid.

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Die niederländische FotografinCarla Kogelmanfür das Langzeitporträt zweier Mädchen – Lúa und Nandini – in einem Asylheim, die sich über die Verluste in ihrer Biografie mit Freundschaft, Optimismus und ansteckender Aktivität hinweghelfen.

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Den in Tunesien lebenden französischen FotografenYoann Cimier für einen poetisches Foto-Essay – „Nomad’s land“ – über das friedliche Strandleben auf der Insel Djerba.

Frieden schwerer zu gewinnen als Krieg

In ihrer Rede über die gegenwärtige Situation von Journalist_innen in vielen Krisen- und Kriegssituationen schilderte die Direktorin des International Press Institute (IPI) Barbara Trionfi die vielen Gefahren, denen die Presse- und Meinungsfreiheit ausgesetzt ist, auch und besonders zurzeit in der Türkei.

Liv Tørres, Direktorin des Nobel Peace Centers in Oslo, erinnerte in ihrer Festrede vor rund 150 Gästen an den Namensgeber des internationalen Preises für das Friedensbild des Jahres, den österreichischen Friedensnobelpreisträger Alfred Hermann Fried. Frieden sei schwerer zu gewinnen als Krieg, sagte sie. Aber gerade deshalb müsse mehr über friedensbildende Maßnahmen gesprochen werden. In einem Dialog, in dem auch die Fotografie eine wichtige Rolle spiele. Fotografie sei eine internationale Sprache, und sie könne „Seelen berühren“.

Der diesjährige Jury-Vorsitzende Gerhard Hinterleitner bezeichnete die Frage, wie der Frieden aussehe, als „eine der spannendsten Aufgabenstellungen in einer Zeit des Unfriedens“. Der Organisator des Alfred Fried Photography Awards Lois Lammerhuber wies in seiner Moderation begeistert auf den neuen Rekord an Einreichungen von mehr als 19.000 Fotos aus 165 Ländern hin.

Der Alfred Fried Photography Award wird in Kooperation von Photographische Gesellschaft (PHG), Edition Lammerhuber, UNESCO, Österreichisches Parlament, Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, International Press Institute (IPI), Deutscher Jugendfotopreis und mit Unterstützung von World Press Photo ausgelobt.

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