„Echte Helden sind anders“
Von Heinz Wagner
Die Tochter bringt ihren Freund mit, um ihn ihren Eltern vorzustellen. Bemüht und doch ignorant spielt die Mutter auf freundlich. „Und, habt ihr in Sirien (so spricht sie’s aus) auch Straßenbahnen?“ Der Vater im Ripp-Unterleiberl und mit mächtigem Kreuz um den Hals schlurft mehr abwesend ins Wohnzimmer.
„Und, welche Regierung hast du?“ – und meint dabei offenbar Religion, wenn er auf die erstaunte Nachfrage des jungen Mannes, dann meint: „Ich bin Christ!“ Dessen „Moslem“ quittiert er mit „Du basst nich!“ Das zieht sich mit Schweinsstelze und Vodka weiter... – mit letztlich doch überraschendem Ende.
Der rund siebenminütige Film ist einer von dreien unter dem gemeinsamen Projekttitel „Echte Helden sind anders“. Diese entstanden in Zusammenarbeit von rund einem Dutzend Jugendlichen und mit Profis verschiedener Sparten – von Drehbuch bis Schauspiel. Die Jugendlichen brachten eigene Erfahrungen und Geschichten ein. Auch die eingangs geschilderte Familienszene beruht – wie am Beginn aller drei Filme eingeblendet wird – auf einer wahren Begebenheit. Eine Erfahrung von Ausgrenzung und Abwertung, deren Opfer mitunter Beute von Radikalisierern werden können. Die jahrelange immer wieder leider erfolgreiche Rekrutierung des IS setzte oft auf (Online-)Videos. Auch deswegen wurde in diesem Projekt gegen Extremismus auf das Medium Film gesetzt – alle drei sind nun online zu sehen – Link siehe unten.
Dem IS entkommen
Zu wenige Mädchen
Eine der beiden Schauspielerinnen im Team war Michelle Damla Kök (spielt Laura). Das sei für sie aber kein Problem gewesen, alle Burschen hätten sie voll auf Augenhöhe akzeptiert. „Aber es war echt schwer, aber doch auch wieder cool, so eine böse Rolle zu spielen.“ Eine zweite, Parisa Zahedi, wollte schon als kleines Mädchen im Iran auf die Bühne. In Wien besucht sie - im zweiten Jahr - eine Schauspielschule und setzte ihr Talent, in andere Rollen zu schlüpfen, beim Filmprojekt vor der Kamera ein. Jetzt im Herbst spielt sie mit vier Schauspielschulkolleg_innen im "jungen theater im ersten Stock" in einem Theaterstück namens "40 Tage ohne Handy - eine Challenge".
Geschichten Jugendlicher
Hintergrund
„Radikalisierung findet unter anderem im Internet statt. Videos sind dabei eine wichtige Quelle der Beeinflussung, gerade auf Jugendliche. Mit dem Projekt „Echte Helden sind anders“ wird bewusst auf ein Gegenkonzept gesetzt, das bei der Stärkung von Jugendlichen und ihren Identitäten ansetzt. Wir setzen damit eine wichtige Maßnahme gegen Radikalisierung und für Prävention“, meinte (Noch-)Staatssekretärin Muna Duzdar. Das Staatssekretariat für Diversität, Öffentlichen Dienst und Digitalisierung im Bundeskanzleramt hat das Filmprojekt ebenso unterstützt wie die Wiener Kinder und Jugendanwaltschaft.
Link zu den Filmen: https://vimeo.com/echteheldensindanders
Echte Helden sind anders
Du basst nich
Haram
Click Live
Idee, Konzept, Projektleitung,
Produktionsleitung, Regie: Mahir Yildiz
Konzept, Workshop-Leitung,
Aufnahmeleitung: Aleksander Studen-Kirchner
Schauspiel Coaches: Alev Irmak, Aleksander Studen-Kirchner
Drehbuch Coaches Ibrahim Amir, Fero Zboray
Drehbücher/Schauspieler_innen:
Die Jugendlichen: Abhinab Sapkota, Ahmad Alhommada, Aleksandar Vasić, Ali Ahmad, Arben Kica, Asim Ali Shafia, Delwar Anz, Michelle Damla Kök, Parisa Zahedi, Paul Sammy Chinoris, Soliman Alhommada
Kamera: Michael Rottmann
Kamera Assistenz: Phillip Habenicht
Oberbeleuchter: Gottfried Schmelzer, Michael Weitz
Ton: Sebastian Brötzner, Axel Schlögel
Schnitt: Wolfgang Auer
Produktionsassistenz: Mateusz Wiglinzki
Musik: Nejla Melike Atalay
Farbbearbeitung: Daniel Hollerweger
Tonbearbeitung,
Sound Design: Sinan Ilhan
Continuity/Script: Sarah Bernhardt
Kostümbild: Özlem Oktan, Sonia Shaieb
Szenenbild: Çagdaş Yılmaz, Reha Refik Tasci
Maskenbild: Nina Peters
(Profi-)Gast-Schauspieler_innen
Du basst nich (ca. 7 Minuten)
Oktay Güneş, Claudia Kottal, Asail Alhommada
Haram (ca. 11 Minuten)
Khaled Moubaid, Alev Irmak, Maylin Kretzschmar, Aleksander Studen-Kirchner,