15-Jährige spielen eine knappe Stunde Szenen über Diskriminierung von Frauen und den Kampf dagegen.
Diese brisante Aktualität hätten sich weder die sechs Mädchen auf der Bühne noch die beiden Theatermacherinnen für das Stück „Feminis:Mut“ gewünscht. Sechs 15-Jährige - Ava Bayatech, Franziska Vogt, Inga Rajchl, Johanna Haschka, Lina Lobnig, Melina Paitli aus dem Schwechater Gymnasium bzw. jenem in der Wiener Rahlgasse - spielen sich rund eine Stunde durch verschiedene Szenen, denen sie als (junge) Frauen ausgesetzt sind.
Zu Beginn sitzen sie vor Spiegeln auf Würfel-Hockern und tippen imaginär – das können Facebook-Postings ebenso sein wie Tagebuch-einträge, Blogs oder auch Anfragen an Helplines oder Beschwerden bei der Gleichbehandlungs-Anwaltschaft.
Die Spiegel dienen später in einer Szene zum Stylen – womit nicht zuletzt thematisiert wird, welchen öffentlichen Diktaten in Sachen Aussehen und Outfit sie sich ausgesetzt fühlen. Rollenerwartungen sind ein weiteres Thema. Ungleichbehandlung sowieso. Alles wird in Flash-artigen kurzen Szenen, teils musikalisch untermalt, kurz und prägnant dargestellt. Da darf natürlich (sexuelle) Belästigung genau so wenig fehlen wie Erniedrigung und Gewalt, die (viele) Männer (nach wie vor) gegenüber Frauen ausüben. Aus dem Off kommen die ärgsten Sager von einem „Toni Trumpf“ – und die sind oft nichts anderes als die Übersetzungen von Sprüchen eines gewissen Donald Trump.
Die sechs jungen Darstellerinnen haben mit den beiden Regisseurinnen und Theatergruppenleiterinnen - Michaela Illetschko und Christine Nocker – seit Ende März am Sammeln von Themen, Texten und Inputs gearbeitet und ab dem Sommer dieses Material in Szenen übertragen.
Das Stück bleibt aber nicht beim Aufzeigen von Diskriminierung, Unterdrückung und Macho-Verhalten stehen. Die sechs Schauspielerinnen entwickeln aus ihrer Unzufriedenheit auch Mut zum Widerstand – durchaus auch in kreativer und witziger Weise. So nehmen sie den „Toni Trumpf“ in Form eines Königs aus dem Puppentheater in die Mangel und handeln aus, eine Ausgabe der Schmerzblatt-Show kapern zu dürfen, um das quotenträchtige TV-Format als Plattform für den Transport ihrer Inhalte nutzen zu können – als Klub der Über-Trumpferinnen.
Die sechs jungen Darstellerinnen spielen ihre Entwicklung sehr plausibel nachvollziehbar – und mutig – so manche Szene geht echt nach ran an Persönliches – und das vor einem mit Pubertierenden vollbesetzten Theaterhaus, nicht ohne! Deswegen wären die beiden eher belehrenden Video-Einblendungen einer erwachsenen Schauspielerin durchaus verzichtbar. Sie wirken wie erhobene Zeigefinger von Lehrkräften oder Eltern. Hier scheint es, als hätte die Produktion nicht auf den Mut der jungen Bühnenakteurinnen vertraut.
Regie, Leitung: Michaela Illetschko und Christine Nocker Schauspiel: Ava Bayatech, Franziska Vogt, Inga Rajchl, Johanna Haschka, Lina Lobnig, Melina Paitli Video: Darstellerin: Lena Reichmuth, Produktion: Alexander Zechmeister Bühnenbild: Paul Otto Sukopp