Jugendliche wollen ihren Mitschüler nicht verlieren
Von Heinz Wagner
„Bleib bei uns!“ Jugendliche des Gymnasiums St. Ursula in Wien-Liesing verfassten Donnerstag Mittag in der Pfarre Erlöserkirche Plakate mit diesem Spruch und ähnlichen Wünschen/Forderungen. Sie wollen ihren Mitschüler Njteh nicht verlieren. Der 13-Jährige besucht die 3. Klasse. Seine 25-jährige Schwester ist Englisch-Arabisch-Dolmetscherin, hat mittlerweile für Deutsch den B1-Kurs absolviert („selbstständige Sprachverwendung“). Sie sind mit dem Vater (62) im Vorjahr nach der Flucht aus dem bombardierten syrischen Aleppo in Wien gelandet. Und hier bestens integriert. Njteh in seiner Klasse. Aber nicht nur. Allein am Donnerstag unterschrieben 350 Kinder und Jugendliche des Gymnasiums eine Petition, in der sie verlangen, dass ihr Mitschüler hier bleiben kann. Außerdem ist er Teil eines Fußballteams.
Ehrenamtliches Engagement
Blaulicht
Mittwoch Früh wurden die drei aus ihrer von der Pfarre zur Verfügung gestellten Wohnung mit Blaulicht von der Polizei abgeholt und in Schubhaft genommen, Handys wurden ihnen abgenommen. Ihre Betreuerin durfte sie nur wenige Minuten sehen. Kriegsflüchtlinge behandelt wie Schwerverbrecher. Die drei sollen am Freitag nach Kroatien abgeschoben werden, weil sie auf ihrer Flucht über die Balkanroute gekommen waren. Es sei denn, so die Hoffnung der Mitschüler_innen, der Menschen in der Pfarre und vieler anderer: Österreichische Behörden zeigen in letzter Minute, ja fast schon Sekunde, ein Einsehen und setzen die Abschiebung aus. Immerhin läuft hier ja das Asylverfahren.
„Jetzt ist der Vater am Ende“, berichtet Lesigang dem Kinder-KURIER gegenüber. Die Ehefrau und Mutter konnte aus gesundheitlichen Gründen die Flucht nicht mitmachen, fristet ihr Dasein im eingeschlossenen, umkämpften Aleppo „und der Vater sagt, er könne nicht noch einmal von Null auf anfangen, da würde er sogar nach Syrien zurückgehen!“