Comic-Muse küsste den Meister
Von Heinz Wagner
Eine davon zwar nur ziemlich knapp – um einen halben Punkt. Aber immerhin. Überhaupt sind die Jungen dabei, sozusagen die Macht zu übernehmen. Und „schuld“ ist ein Manga.
„Das war bei uns allen so“, meint später auch der 17-jährige Niki Grünbichler. Er spielte nicht im Finale, betätigt sich am Ort der Austrian Championship zeitweise als „Schreiber“.
Die Partien wurden live ins Internet übertragen, wo sie noch immer Zug für Zug nachverfolgt werden können. „Dabei hab ich sehr viel gelernt“, gesteht der junge Mitschreiber, der dabei jeden Spielzug und damit auch die Strategie minutiös verfolgen konnte/musste.
Korea
Viel gelernt habe der neue Meister in Korea, meint auch der entthronte Meister Lothar Spiegel. Im derzeit stärksten Go-Land verbrachte der Österreicher mit chinesischen Wurzeln in den Ferien sechs Wochen in einem speziellen Go-Trainings-Camp. Wie lang, oder besser wie kurz er dem Go frönt, „weiß ich eigentlich nicht“, meint Lin zum Jugend-KURIER. „Ich hab irgendwann einmal die Regeln von meinem Vater gelernt, aber es hat mich nicht besonders interessiert.“ Und dann kamen die Manga-
Maskottchen
Nervosität scheint Lin nicht zu kennen, wenngleich er sich mit etlichen Maskottchen umgibt – von einem weißen Teddy über einen grünen Plüschwürfel bis zu einem Fächer mit dem Leitspruch des berühmten japanischen Go-Meisters Takemiya Masaki (9p). Neun steht für den neunten dan (Rangstufe), p für Profi. Masaki steht für uchuryu, den sogenannten cosmic style. Das charakterisiert, „dass er oft ungewöhnliche Züge setzt, zum Beispiel in der Mitte anfängt und nicht wie fast alle anderen an den Rändern und Ecken.“ Für Takemiya ist oft die Intuition wichtiger als das Berechnen und Tüfteln.
Bevor Viktor Lin im März in Banja Luka (Bosnien-Herzegovina) Österreich bei der Jugend-EM vertritt, wird Meister Takemiya am 26. Februar in Wien im Japanischen Kulturzentrum einen Vortrag halten.
Server, auf dem Spiele mitverfolgt oder nachbetrachtet werden können
Andere Kids ließen sich durch ihre Liebe zu den japanischen Comics sogar dazu anregen, diese fernöstliche Sprache zu erlernen. Und da sage noch einer, Comics würden nicht bilden!
Ziel ist es, Gebiete mit den eigenen Steinen abzugrenzen (und gegnerische Steine zu fangen). Alle Steine sind – im Gegensatz zum Schach – gleichwertig und es geht nicht darum, den Gegner zu vernichten. Selbst ein halber Punkt mehr ist genug. Schwächere Spieler bekommen auch Vorgaben – dürfen anfangs entsprechend dem Unterschied der Spielstärke einige Steine aufs Brett setzen. Die Regeln sind in wenigen Minuten erklärt und dennoch bietet dieses Strategiespiel schier unendlich viele Varianten.
Die Geschichte
Weltweit wird Go von rund 50 Millionen Menschen gespielt, in Ostasien gibt es etliche Profispieler, die mindestens so bekannt und bezahlt sind wie hierzulande vielleicht Spitzensportler im Fußball oder Skifahren. In Österreich spielen weniger als 1000 Menschen regelmäßig in Klubs.