Kiku

Aliens, Flugobjekte, Pirat_innen, Löwen, Zebras und ein Jesus

Hannah baut mit vielen kleinen grünen PlayMais-Stücken ein Ding das aufs erste wie ein Korb aussieht. „Das ist der Planet vom kleinen Alien.“ Den zeigt Sophie – ein kleines süßes Babie, dafür baut nun Lina ein Raumschiff, damit er zum Heimatplaneten seiner Vorfahren kommen kann, die ihn mit einem Fahrzeug auf die Erde brachten. Andere malen in der Zwischenzeit Gesichts-Masken an, die später auch noch mit den kleinen, bunten, sogar essbaren Maisschaumstückerln verziert werden.

Weit oben, benahe im hintersten Winkel der Universität für Angewandte Kunst konstruiert eine kleine Gruppe junger und jüngster Ferienstudierender verschiedenste fliegende Objekte. Während Anna die Laubsäge zur hand nimmt, um die Flügel für ihren Flieger aus dem leichten Holz ausszusägen, schleift Florian die Klebestellen seines hölzernen Vogels ab. Drei dünne Bambusstäbchen sind schon so abgeschnitten, dass sie als Querstreben die Vogel-Umrisse stabilisieren. „Oben kommt die Drachenfolie drauf“, legt er seinen Plan offen.
Ein eher ungewöhnliches Flugobjekt baut Paul: Seine Teile ergeben eine Fischform. Felix stöhnt ein wenig, die Idee ist gut, „aber aufwändig, ich muss vier Teile aus der folie ausschneiden. Mein flugzeug hat keine Flügel, sondern oben drauf einen Heißluftballon.“

Vier Flügel

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Gleich vier Flügel hingegen wird Daniels Flugzeug haben – und was für welche. An schmalen aus Holz ausgesägten Bögen befestigt er Dutzende, eng aneinander geklebte bunte Trinkhalme. „Die Flügel kommen dann auf jeder Seite immer übereinander wie bei einem Doppeldecker.“
Im Hintergrund legt Sebastian unterschiedlich lange Bambusstäbchen, die an ihren jeweiligen Enden ein Loch gebohrt bekommen haben zu einem spannenden Gebilde zusammen, verbindet sie mit Draht bzw. Schnüren und verklickert dem Reporter: „Keine Aufnahmen, wenn sie nicht fürs Fernsehen sind!“

Einige Workshops nutzen altes Material, das oft weggeworfen wird, um daraus neue Dinge zu fabrizieren, so auch „Modeclip & Tricks“. Hier sind es vor allem nicht mehr gebrauchte jeans – die sich unter den geschickten Händen der Kinder – manchmal mit Unterstützung der Workshop-Leiter_innen zu praktischen Taschen „verwandeln“. Jede sieht obendrein anders aus, jede und jeder gestaltet sie nach eigenen Vorlieben, die einen nähen blumen auf, andere wie ...... urviele verschiedene Knöpfe.

Ausdauernd

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Auf zwei Räume in einer Seitengasse der Mariahilfer Straße, wo das Institut für das künstlerische Lehramt untergebracht ist, haben die meisten schondie Stoffstücke mit der Nähmaschine zu Taschen zusammen genäht (oder nähen lassen), auch die meisten Reißverschlüsse sind angenäht, als der Kinder-KURIER zum Lokalaugenschein am Nachmittag aufkreuzt. Immerhin werken Nina, David, Flora, Pamina, Fabia, Vicky, Rina, Armin, Natalia und Bianca und ein paar andere Kinder schon konzentriert und geduldig seit 10 Uhr Vormittag. Vom Ausschneiden bis zur fertigen Tasche – as nimmt schon einige Zeit in Anspruch.
Jene, die schon komplett fertig sind – genug Accessoires aufgenäht haben, versuchen mit Hilfe eines „Zauberstoffes“, wie ihnen verheißen wird, ganz individuele, witzige Lesezeichen herzustellen. Diesen „Stoff“ in die Nähmaschine eingespannt, nähne sie möglichst enge, viele, verschiedenfärbige Längsnähte. Überzieht ein dichtes Geflecht von Nähten den „Stoff“, legen sie ihn in Wasser, der „Stoff“ entpuppt sich als papier, löst sich auf, die Fäden bleiben übrig – ein schmales Stück nun wirklicher Stoff.

Bei der diesjährigen Kinderuni-Kunst stehen mehrere Bühnenprojekte auf dem Programm, manche gab es schon in früheren Jahren, neu ist hingegen eine Zusammenarbeit von Bühne Baden mit dem Arnulf-Rainer-Museum der niederösterreichischen Kurstadt. Mit der Kunstvermittlung des Museums wurden idem zweieinhalbtägigen Workshop die Kulissen angefertigt. Mit Profis der Bühne erarbeiteten die rund zwei Dutzend Jünst-Studierendenim Workshop „Pinsel, Stimme, Superstar – Bühnenträume werden wahr!“ eine kompakte Version des Musicals „Jesus Christ Superstar“.
„Wer kam wie zu welcher Rolle?“, will der Reporter wissen.

Der "Kuss"

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„Wir mussten vorsprechen und danach wurden die Rollen dann zugeteilt“, berichtet Eyleen. Sie wurde eine der Erzählerinnen der Geschichte. „Die meisten sind mit der Auswahl sehr zufrieden“, erschallt es in einem fast einstimmigen Chor. Selbst die Genannte ist glücklich, „obwohl ich mich für den Jesus beworben habe“. Den übernahm Lisbeth. „Ich finde, der passt gut zu ihr, weil sie die Größte von uns ist, aber nicht nur deswegen, sondern auch, weil ihre Stimme für die Rolle am besten passt.“
Ein bisschen gequält reagiert Emil. Mit Feuer und Flamme hat er sich für den Judas gemeldet, „weil der der böse Verräter ist und ich mag es, einen Bösewicht zu spielen“. Als er jedoch damit konfrontiert war, dass Jesus von einem Mädchen gespielt wird, „naja... das war nicht so einfach, weil sie so groß ist“, sagt er und druckst ein wenig herum, bevor er zugibt, dass es anfangs schon ein bisschen nicht so ganz angenehm war, weil ich als Judas ja Jesus küssen muss, „aber der Kuss kommt bei uns eh nur auf die Wange!“
Estella und Sophie fassten Rollen als Händlerinnen im Tempel aus, „wir rufen frische Fische!“, die dann wie die Geldwechsler von Jesus aus dem Bethaus vertrieben werden.

Herausforderung

Die Kurzinterviews gewähren die Kulissengestalter_innen, Schauspieler_innen und Sänger_innen dem Kinder-KURIER kurz vor der Premiere, die gleichzeitig die einzige Aufführung vor Publikum in der Sommerbühne neben dem Casino ist. „Das wird auch noch eine Herausforderung, weil der Probenraum schon viel kleiner ist, und wir jetzt so laut sprechen und singen müssen, dass alle was hören!“, fasst vor allem Eyleen die leichte Nervosität ihrer Kolleg_innen zusammen. Diese Herausforderung bewältigten praktisch alle hervorragend – sogar so, dass das bekannte zentrale Lied des Musicals nach „Zugabe“-Rufen der Zuschauer_innen auf der Bühne wiederholt werden musste.

Ebenfalls ein Musical proben andere Kinderuni-Kunst-Studierende im „Narrenschloss“ im Wiener: Tuishi pamoja (sprich: tuischi pamodscha). Die beidenWörer stammen aus der Sprache Kisuaheli, die in Kenia, Tansania und Teilen Ugandas weit verbreitet ist und in wenigen Wörtern bei uns vonden „König-der-Löen“-Filme bekannt ist. Simba ist beispielsweise der Begriff für Löwe in dieser afrikanischen Sprache. Tuishi pamoja bedeutet auf Deutsch „wir wollenzusammen leben“. Löwen, Erdmännchen, Giraffen und Zebras lernen darin miteinander auszukommen und gemeinsam zu leben – davon spielen und singen Sophie, Markus, Alona und gut eineinhalb Dutzend weitere Kids.

Marionetten

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Und das sind bei weitem noch lange nicht alle Lehrveranstatlungen rund ums Theater. Mit dem Theatermuseum wurden beispielsweise Stabfiguren hergestellt, im Hof der Angewandten tummelten sich mit viel Papier umwickelte „lebende Mumien“ des Workshops ImaginathreTheatre herum und im Designstudio der Werbeakademie bauten sich die teilnehmer_innen nicht nur ihre Kulissen, sondern auch ihre Schauspieler_innen – Marionetten. Prinzessin, Pirat, Piratin und andere Figuren waren schon zum Großteil fertig, als der Kinder-KURIER diesem Workshop einen Besuch abstattete. Einige hatten auch schon die Schnüre montiert – „das ist mitunter ein Gwirx, wenn sich die Schnüre ineinander verwickeln“, verraten uns die Figurenbauer_innen ein nicht schwer zu erratendes Geheimnis. Leonie hat ihre so genial montiert, dass „meine Figur in der Luft sitzen kann, ganz ohne Sessel“ nimmt sie die Position des Sitzens ein. Simon zeigt die von ihm gemalte Kulisse eines Dracula-Schlosses. Gleich daneben hält Moritz seinen gemalten Flughafen in die Kamera. Mit Sanja und cornelius hat er sich die Geschichte einer Zeitreise ausgedacht – vom Flughafen geht’s ganz ohne flugzeug Jahrhunderte zurück auf ein Piratenschiff.