Jeden Tag wird eine neue Art entdeckt
Vögelchen mit Sturmfrisur und fliegende Frösche, Riesen-Hörnchen und Fallschirm-Geckos, augenlose Riesenspinnen, Schlangen mit Zorro-Maske und ein Fisch der seine Geschlechtsorgane auf dem Kopf hat - das sind nur die bizarrsten Vertreter aus dem aktuellen WWF-Bericht "Mysteriöser Mekong".
In dem nun veröffentlichten Report der Naturschutzorganisation finden sich 367 neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten. Die bisher unbekannten Erdenbewohner tummeln sich alle in der südostasiatischen Mekong-Region und wurden in einem Zeitraum von nur einem Jahr erstmalig wissenschaftlich beschrieben.
Unter den Neuentdeckungen aus dem Zeitraum 2012/13 finden sich 290 Pflanzen, 24 Fische, 21 Amphibien, 28 Reptilien, drei Säugetiere und ein Vogel. Die Region „Greater Mekong“ erstreckt sich über Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand, Vietnam und Chinas südwestliche Provinz Yunnan. Seit 1997 wurden hier über 2000 neue Arten wissenschaftlich beschrieben.
Science Fiction
„Die über 360 neu entdeckten Tiere und Pflanzen offenbaren uns wie kreativ und phantastisch Evolution sein kann. Viele Arten könnten direkt einem Science Fiction-Film entsprungen sein. Doch tatsächlich kommen sie nicht von fernen Welten, sondern leben auf unserem Planeten“, sagt WWF-Referentin Kathrin Hebel. „Die Mekong-Region ist eine der letzten weitgehend unerforschten Ecken der Erde, ein Hotspot der biologischen Vielfalt.“ Es gibt aber auch Grund zur Sorge. Hebel: „Zahlreiche Arten drohen zu verschwinden, bevor sie überhaupt entdeckt wurden. Der Bau von Straßen, große Stauanlagen und schnell wachsende Städte bedrohen die Artenvielfalt am Mekong.“
Nach WWF-Angaben mussten in Südostasien seit 1990 jährlich 2,7 Millionen Hektar Dschungel den Monokulturen riesiger Plantagen weichen. Außerdem sollen rund 150 neue Wasserkraftwerke entstehen. Bereits heute finden sich 70 Prozent der nur hier vorkommenden Säugetierarten auf der Roten Liste, darunter der Indochinesische Tiger und der Asiatische Elefant. Das letzte Java-Nashorn auf dem asiatischen Festland wurde erst 2011 in Vietnam gewildert. Auch die hunderten von Neuentdeckungen könnten bald für immer verschwunden sein.
Schutz
Der WWF fordert, dass biologisch wertvolle Gebiete am Mekong mit Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft grenzüberschreitend und dauerhaft geschützt sowie die natürlichen Ressourcen nachhaltig genutzt werden. Gesunde und intakte Ökosysteme kommen dabei auch der dort lebenden Bevölkerung zugute. So bedrohen viele der geplanten Staudämme nicht nur die Artenvielfalt sondern gefährden auch die Ernährungssicherheit in Laos, Kambodscha und Vietnam.