Leben/Gesellschaft

Immer mehr Selfie-Todesfälle: Forscher untersuchen tragisches Phänomen

Vor einer steilen Klippe, auf Bahngleisen oder mit Wildtieren: Auf der Suche nach dem perfekten Selfie werden die Menschen immer kreativer – und wagemutiger. Das hat seinen Preis, wie eine neue Studie indischer Forscher nun zeigt.

259 Selfie-Todesfälle

"Selfie-Todesfälle sind zu einem neuen Problem geworden und wir haben diese Studie durchgeführt, um die Verbreitung von Selfie-bedingten Todesfällen auf der ganzen Welt zu untersuchen", schreiben die Forscher im Journal of Family Medicine and Primary Care.

Für die Erhebung suchten die Wissenschaftler mithilfe von Google und Medienlisten Nachrichtenmeldungen nach bestimmten (englischen) Schlagworten ab. Im Untersuchungszeitraum von Oktober 2011 bis November 2017 trugen sich demnach 259 Todesfälle im Zusammenhang mit Selfies zu. Während im Jahr 2011 zwei Menschen beim Selfiemachen starben, waren es im Jahr 2017 93. Im Schnitt waren die Todesopfer knapp 23 Jahre alt, rund 73 Prozent der Todesfälle entfielen auf Männer, 27 Prozent auf Frauen.

"Die höchste Anzahl an Selfie-Todesfällen wurde in Indien gemeldet, gefolgt von Russland, den Vereinigten Staaten und Pakistan", schreiben die Forscher. Der Untersuchung zufolge seien Ertrinken, Aufenthalte in Transportmitteln und Stürze die häufigsten Gründe für derartige Todesfälle. Andere Ursachen waren der Kontakt mit Tieren, Schusswaffen und Stromschläge.

In der Analyse der Daten wurde auch eine Einteilung der Todesfälle je nach Ursache in "riskantes Verhalten" und "nicht-riskantes Verhalten" getroffen. Riskantes Verhalten verursachte mehr Todesfälle aufgrund von Selfies als nicht riskantes Verhalten. "Wenn man nur dasteht und das Foto einfach mit einer Berühmtheit knipst, ist das nicht gefährlich", erklärt Agam Bansal im Interview mit der Washington Post. "Aber wenn das Bild von riskantem Verhalten begleitet wird, macht das Selfies gefährlich."

Die Anzahl der Todesfälle bei Frauen sei aufgrund von riskantem Verhalten zudem geringer als bei nicht riskantem Verhalten, während sie bei Männern etwa dreimal so hoch ist, so die Forscher.

"No Selfie Zones"

Um diese Zahl zu verrinnen, appellieren die Forscher rund um Studienleiter Agam Bansal an Behörden auf der ganzen Welt, sogenannte "No Selfie Zones" zu errichten. Diese "sollten in touristischen Gebieten, insbesondere in Gewässern, auf Berggipfeln und hohen Gebäuden, ausgewiesen werden, um die Häufigkeit von Selfie-Todesfällen zu verringern."