Leben/Gesellschaft

Hunde als Wasserratten

Es ist keine Frage des Könnens. Es ist eine Sache des Wollens. Und viele wollen: Golden Retriever, Irish Setter und Neufundländer z. B. zählen zu den begeisterten Schwimmern unter den Hunden. Nicht zuletzt, weil sie über lange Zeit fürs Wasser trainiert wurden. Andere langhaarige Rassen oder kurzschnauzige wie der Mops finden weniger Gefallen an der gesunden Erfrischung – ebenfalls zuchtbedingt. Dazu kommen individuelle Vorlieben.

"Prinzipiell kann jeder Hund schwimmen. Manche sind dabei besser, ausdauernder und können auch tauchen", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, dass Hunde ab der 12. Lebenswoche bereit für die ersten Paddelversuche sind und erklärt, wie die Tiere sicher zu Wasserratten werden.

Freizeitvergnügen

Sommerzeit ist Badezeit. Das gilbt auch für Hunde. Eine Abkühlung tut gut. Das Wassertreten stärkt den Kreislauf, die Muskeln und das Herz. Der therapeutische Effekt wird auch bei Gelenkproblemen und Patienten genützt. In der Freizeit freilich steht die Freude am Plantschen im Vordergrund. Mit spielerischer Erziehung können Hunde das Baden genießen, Übung macht sie zu Meistern.

"Kleine Hunde sind an allem interessiert. Mit etwa drei Monaten können sie langsam ans Wasser gewöhnt werden", sagt Schratter. Furchtsame starten im aufblasbaren Babybecken, Mutigere trauen sich gleich in seichtes Gewässer ohne Strömung. Zunächst erkunden die Anfänger das Ufer des Teichs, der Bucht oder des Baches. Setzt der Hund eine Pfote ins Wasser, wird er gelobt. Schwimmendes Spielzeug zum Apportieren oder ein Ästchen verlocken auch, Bauch und schließlich den Rücken nass zu machen. "Mit dem Spielzeug bekommt der Vierbeiner gleichzeitig eine Belohnung", sagt die Expertin. Etappenweises Vorgehen bringt Erfolg und den Hund so tief ins Wasser, dass er sich selbst ohne Bodenkontakt sicher fühlt. Ein schwimmerfahrener Artgenosse an der Seite hat Vorbildwirkung. Mit Zwang und Gezerre misslingt das Manöver, ein Schock vermiest das Element meist für immer.

Manche Hunde sind am Anfang etwas ungeschickt. Jeder Badeausflug bringt mehr an Routine. Das Befolgen von Regeln minimiert die Gefahren:

Gesundheits-Check: "Nur Vierbeiner, die wirklich fit sind, dürfen schwimmen", sagt der KURIER-Tiercoach. Hunde, die z. B. an einer Ohrenentzündung leiden oder eine offene Wunde haben, müssen an Land bleiben. Vorsicht ist auch bei Rassen mit kurzer Schnauze geboten. Sie geraten leicht außer Atem.

Anstrengung: Schwimmen ist kräfteraubend. Hunde merken die Erschöpfung nicht. Halter dagegen können einschätzen, wann es genug ist mit dem Steckerl-ins-Wasser-werfen-Spiel. Und "aufhören, wenn es am Schönsten ist", rät Schratter.

Abkühlung: "Der Sprung ins kalte Wasser kann an heißen Tagen problematisch sein, das ist wie beim Menschen", erklärt die Expertin. Die plötzliche Erfrischung belastet das Herz-Kreislauf-System. Der Hund soll vor allem bei extremer Hitze nur Schritt für Schritt ins Wasser.

Aufsicht: "Behalten Sie Ihren Liebling am und im Wasser immer im Auge", empfiehlt der KURIER-Tiercoach. Aus Rücksicht auf andere Badegäste sind Badeverbote einzuhalten. Aus Sicherheitsgründen kann es sinnvoll sein, ausgewiesene Hundebadezonen aufzusuchen. "Nacktbaden" verhindert, dass sich die Vorderpfoten im Halsband verfangen.

Abstand: Tauchen Mensch und Tier gemeinsam ab, sollte der Besitzer im eigenen Interesse Distanz halten. Hunde neigen dazu, sich mit den Krallen am Schwimmgefährten festzuhalten, das kann weh tun.

Abtrocknen: "Nach dem Schwimmen ist keine spezielle Fellpflege notwendig", sagt Schratter. Der Hund schüttelt sich ab und trocknet beim Herumlaufen. Allein an kühlen Tagen und bei niedriger Wassertemperatur soll das Tier mit einem Handtuch abgerubbelt werden. Salzwasser freilich muss abgespült werden, das beugt Hautirritationen vor.

Ausruhen: Am Ende des Badetages steht Rasten auf dem Programm. Sonne und Schwimmen machen müde. Mit neuer Energie steht einem weiteren Ausflug ans Wasser nichts im Weg.