Hugh Hefner wird alt
Von Axel Halbhuber
Der Playboy ist fast tot. Der Männertyp, der Frauen verehrt und zugleich frisst, stirbt aus, die Gunther Sachse und Udo Jürgense sind abgetreten und keiner kommt nach. Nur der Mitbegründer des modernen Playboys lebt noch.
Aber selbst Hugh Hefner – er wird heute 90 Jahre alt – hat seine wilde Phase hinter sich. Sagt seine Ehefrau Crystal, geborene Harris. Sie wird demnächst 30 und wenn deine Frau öffentlich über euer Eheleben sagt: "Heute kuscheln wir oder spielen Backgammon", dann liegt der Playboy-Zenit hinter dir.
Der Start
Am Anfang war alles anders. Der 27-jährige Hefner war 1953 voller Träume vom vergangenen Glanz der opulenten 1920er-Jahre – "der Party, die ich verpasst habe." Die prüden Nachkriegs-USA widerten ihn an, wie viele andere. Das erkannte Hefner und schwatzte einem Fotografen alte Nacktbilder von der mäßig berühmten Monroe ab und druckte sie auf das Cover seines ersten Männermagazins. Und: Auf das Centerfold (Pin-up) in der Heftmitte – lebensgroß ausklappbar. Die vielleicht wichtigste Erfindung in Hefners Leben.
Geld, die neuen Zeiten und Freizügigkeiten wirkten wie ein Turbo auf Hefners Ego. "Die Welt änderte sich, und wir waren Teil dieser Veränderung." Die Pablo Picassos, John Updikes und Woody Allens jener Tage veröffentlichten im Playboy und irgendwann war Hefner so groß, dass er sich nur mehr selbst vernichten konnte.
Das tun alle großen Männer früher oder später. Eine Art natürliche Selbstregulation des Playboys.
Hefner versenkte Geld in Entertainment-Projekten und unterschätzte die neue Konkurrenz von Hustler und Penthouse. Der neue Konservativismus der Reagan-Ära und die härtere Wirtschaft hatten keinen Platz für den Playboy reserviert. Weder für den aus Papier noch den aus Fleisch, den 1985 ein leichter Schlaganfall in die Sinnkrise stieß.
Das Ende
Immerhin gehört Hefner noch immer das "Y" des berühmten Hollywood-Schriftzugs in L.A. und die Urnenkammer neben dem Monroe-Grab. Und auch wenn im US-Playboy keine Nackten mehr gezeigt werden und Hefners Sohn Cooper das Magazin führt – Hugh ist noch immer Chefredakteur.
Ihm bleibt das Gegenüber beim Backgammon, das im Vergleich mit den Oberweiten und Schlauchlippen früherer Mitbewohnerinnen aussieht wie das hübsche Mädchen von nebenan. Der Mann ist alt geworden.
Der Playboy auch.