Hausübung am Handy: So lernen Schüler das digitale Handwerk
So sieht eine digitale Hausübung aus: 13-jährige Schüler nehmen mit dem Handy Videos auf, in denen sie als Kummerkastentanten Tipps für Teenager-Probleme geben. Nach klaren Anweisungen ihrer Lehrerin Julia Weißenböck: alle Texte auf Englisch. Als Vorbereitung verfassten sie einen Brief, in dem sie ein typisches Problem darstellten – und zwar in der Vergangenheitsform past tense und mit weiteren Grammatik-Vorgaben passend zum Unterricht.
Die aufwendige Übung gehört zu einem Konzept, für das die Klasse jetzt mit dem „Media Literacy Award“ ausgezeichnet wird. Die Englischlehrerin aus Salzburg erklärt: „Ich habe im vergangenen Jahr den Schwerpunkt auf Sprechen gelegt. Es ging nicht um grammatikalisch perfekte Videos, sondern darum, das Selbstvertrauen beim Sprechen zu fördern. Gesammelt haben wir die Beiträge auf einer Lernplattform.“
Die Mehrarbeit machte ihrer Schülerin Julia Lackinger nichts aus: „Wir hatten eine ganz neue Möglichkeit, das Sprechen zu üben. Wir haben immer ein Thema bekommen, das wir präsentieren sollten. Einmal ging es um einen Zaubertrick, ein anderes Mal um Halloween. Das Vorbereiten war eine Herausforderung und am Anfang fanden wir es auch technisch ziemlich kompliziert, die Aufnahmen hochzuladen. Jetzt ist das kein Problem mehr.“
Präsentieren wie Profis
Schulkollegin Anna-Lea Erber ergänzt: „Wir mussten uns erst daran gewöhnen, für die ‚speaking homework’ in die Kamera zu sprechen. Im Laufe des Jahres haben wir verschiedene Medien ausprobiert, etwa ein Lernthema als Quiz oder Interviews. Oder ein Video, in dem wir ein Rezept erklären.“
Genau dieser Medienmix beeindruckte die Jury. Die Schüler lernen, mit den Werkzeugen des digitalen Arbeitens umzugehen – also genau jene Fertigkeiten, die Arbeitgeber einfordern und die in der Schule oft zu kurz kommen. Die Experten würdigten auch einen anderen Aspekt: „Die Schüler lernen, sich zu präsentieren, ihre Körpersprache bewusst einzusetzen und in der Fremdsprache zu kommunizieren. Sie präsentieren sich selbstbewusst und medienkompetent.“
Voraussetzung für den Lernerfolg ist eine Feedback-Kultur, die für den Schulalltag untypisch ist, erklärt Weißenböck: „Die Schüler haben mir ihre Arbeiten geschickt, ich habe einen gesprochenen Kommentar aufgenommen und ihnen als
Audiofile zurückgeschickt. Das bringt ihnen mehr, als wenn ich etwas vor der ganzen Klasse kritisiere. Auch die Mitschüler haben die Videos kommentiert. Das hat die Klasse auch menschlich weitergebracht. Die Beziehung hat sich verändert.“ Dazu kommt noch das Erfolgserlebnis über ein gut abgeschlossenes Projekt, erzählt Anna-Lea: „Es ist lustig, Videos zu drehen, aber ich hätte nicht gedacht, dass wir das richtig durchziehen.“
Für Lehrerin Weißenböck hat sich das digitale Experiment gelohnt: „Ich merke eine deutliche Verbesserung beim Sprechen, sie reden flüssig. Das ist ein Fortschritt, den wir sonst im Unterricht kaum erzielt hätten. Der Blog hat viele Kompetenzen abgedeckt – und alles, was die Schüler an digitaler Grundbildung für ihre Zukunft brauchen.“