Leben/Gesellschaft

Muttertag: „Halbe-Halbe hamma noch immer nicht“

„Die Männer haben gesagt, es kommt billiger, wenn wir zu Hause bleiben“, erinnert sich Edith Radda noch sehr genau an ihre jungen Jahre.

„Es gab keine Kindergärten für unsere Kinder“, ergänzt Helga Sengeis. „Nur private Kinderbetreuung – und die war für Menschen wie uns viel zu teuer.“

„Aber vielleicht war es ja auch die Bequemlichkeit von den Männern“, wirft jetzt Monika Korinek ein. „Immerhin war für sie, wenn sie heimkamen, der Tisch immer schon gedeckt.“

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Edith Radda, Helga Sengeis und Monika Korinek haben sich im „Mütterklub“ der VHS Favoriten kennengelernt. Vor bald 60 Jahren.

Ein erster Schritt

Dieser Klub wurde im Herbst 1963 gegründet, um jungen Müttern die Chance zu bieten, raus aus dem Trott ihres Hausfrauen-Alltags zu kommen. Für das Wohl und für die Aufsicht ihrer Kinder sorgten zwei eigens engagierte Kindergärtnerinnen. Für die Teilnehmerinnen gab es immer Input zu Themen, die sie interessierten, dazu einen Kaffee und selbst gebackenen Kuchen.

Oft fünfzig Frauen und dazu siebzig Kinder kamen in die Volkshochschule auf dem Arthaberplatz. Zentrales Ziel des Kurses war es, die Frauen selbstbewusster und damit auch unabhängiger von ihren Männern zu machen. Dass dies damals notwendig war, zeigen die Lebensgeschichten der drei Freundinnen aus dem 10. Wiener Gemeindebezirk.

Edith Radda, Jahrgang 1935, etwa. Sie hat vor der Geburt ihres ersten Kindes (vor 64 Jahren) „Industriekaufmann“ gelernt. Sie hat diesen Beruf danach nicht mehr ausgeübt. Radda ist eine Teilnehmerin der ersten Stunde. „Das war damals einmalig“, erzählt sie. „Unsere Kinder sind beaufsichtigt worden, und wir haben uns in der Zwischenzeit die Vorträge von Politikern, Ärzten und Psychologen angehört.“

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In der Erinnerung ihrer Freundin Monika Korinek gab es auch Exkursionen zu Firmen, außerdem Kochkurse und Theaterbesuche. „Das waren Sachen, wo wir als Hausfrauen niemals hingekommen wären. Es war wunderschön, ich möchte diese Zeit nicht missen.“

Der „Mütterklub“ hat sie zusammengebracht. Monika Korinek, die mit 19 geheiratet und mit 20 das erste von zwei Kindern bekommen hat, sagt, dass man sich – so wie heute – an Donnerstagnachmittagen getroffen hat. Sie erinnert sich auch, dass sie sich mit den anderen Müttern über alle Erziehungsfragen austauschen konnte: „Wo man schnell erkennen konnte, dass die eigenen Kinder gar nicht so abgehoben waren.“

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Ein nächster Schritt

Heute wird der rekordverdächtige „Mütterklub“ von Marianne Klicka geleitet, einer Volksschullehrerin und Schuldirektorin im Ruhestand. Sie, die ebenfalls in Favoriten sozialisiert wurde, ist im Jahr 1996 in die Fußstapfen der Klubgründerin Erika Krenn getreten und führt das schöne Erbe in Krenns Tradition weiter.

Pädagogin Klicka leitet den Mütterklub – so wie ihre Vorgängerin – ehrenamtlich. Sie spricht dabei von einem Geben und Nehmen: „Ich bin es als Lehrerin gewohnt, für andere da zu sein und für sie etwas zu organisieren. Dafür bekomme ich aber auch viel Anerkennung und Zuneigung.“ Zudem sei sie als „lernender Mensch dankbar für die Weitergabe von so vielen Erfahrungen“.

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Angesprochen auf den Muttertag und Mutterrollen seinerzeit und heute, erklärt die Leiterin des Mütterklubs klipp und klar: „Halbe-Halbe hamma noch immer nicht. Zwei Drittel der Arbeit zu Hause machen noch immer wir Frauen.“