Leben/Gesellschaft

Apropos "Blue Monday": das "Plaudernetz" gegen Einsamkeit

Der dritte Montag im Jahr gilt angeblich als der traurigste Tag im Jahr. Aus Anlass des morgigen "Blue Monday" verweist die Caritas wieder einmal auf ihr "Plaudernetz". Dieses wurde in April 2020 eingerichtet und soll eine "schnelle Hilfe in Momenten der Einsamkeit" bieten.

Menschen, die niemanden zum Reden haben, können die Telefonnummer 05-1776-100 zum üblichen Ortstarif anrufen und mit Freiwilligen telefonieren, die ihnen gerne ihr Ohr leihen. Der KURIER berichtete.

Seit Projektstart im April 2020 wurden 21.000 Gespräche geführt. Täglich werden bis zu 100 Gespräche zwischen 12 und 20 Uhr entgegengenommen. Als Faustregel gilt inzwischen: Steigen die Infektionszahlen, steigt auch die Zahl der Anrufer.

Bereits 3.500 Freiwillige im Netz

Im Schnitt dauern die Telefonate eine halbe Stunde. 3.500 Menschen, die meisten Mitte 50, engagieren sich ehrenamtlich österreichweit beim "Plaudernetz". Die Hilfesuchenden rufen aus ganz Österreich an und sind zu einem großen Teil über 40 Jahre alt.

Die Zunahme von Anfragen von Menschen, die in Not geraten sind, ist laut Auskunft der vielen ehrenamtlich tätigen Caritas-Mitarbeiter ein Faktum. Neu ist, wie viele Menschen mit psychischen Problemen und Krankheiten zu kämpfen haben.

Mit dem vierten Lockdown gab es auch in den Sozialberatungsstellen der Caritas einen deutlichen Anstieg der Anfragen. Beklagt werden vor allem verlorene Tagesstrukturen, zusammengebrochene Pläne, eine unsichere Zukunft und eben die Einsamkeit.

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Daher fordert die katholische Hilfsorganisation schon seit Längerem die Bundesregierung zu einem "Pakt gegen die Einsamkeit" auf. Bisher allerdings ohne zählbare Ergebnisse.

Die Caritas stützt ihre Forderung auf zahlreiche Studien, die belegen, dass Einsamkeit das Risiko für chronischen Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Demenz und frühen Tod erhöhe.

Vorbilder in England und Deutschland

In England, wo das Konzept des "social prescribing" pilotiert wird, bei dem eine Schnittstelle zwischen Hausärzten und sozialer Arbeit geschaffen wird, wird bereits reagiert. Die Ampel-Koalition in Deutschland mit einem Nationalen Präventionsplan gegen Einsamkeit im Regierungsübereinkommen wird von der Hilfsorganisation als weiteres Beispiel genannt.

Zur Situation in Österreich berichtet die Caritas, dass bereits vor der Corona-Krise rund 372.000 Menschen niemanden für persönliche Gespräche in ihrem Umfeld hatten.

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