Fotogen wie ein Philodendron: Die "Plantfluencer" erobern Instagram
Von Julia Pfligl
Welcher Tag war gestern? Für eine wild wachsende Gemeinschaft auf der Fotoplattform Instagram nicht einfach nur Montag, sondern #monsteramonday: Einmal wöchentlich rücken Internet-affine Hobby-Botaniker die Zimmerpflanze mit der markanten Blattsilhouette ins rechte Licht und posten die sorgsam inszenierten Fotos auf Instagram.
Der Hashtag wurde 2016 von der US-Amerikanerin Morgan Doane verbreitet, im selben Jahr gründete sie mit der Bloggerin Erin Harding den Houseplantclub, eine Online-Community für Pflanzenliebhaber, die heute mehr als 480.000 Abonnenten zählt und als Instagram-Sensation gilt. Doane und Harding sind sogenannte „Plantfluencer“: eine Mischung aus „Plants“, englisch für Pflanzen, und „Influencer“, also Personen, die mit ihren Inhalten – Mode, Beauty-Produkte, hübsch angerichtetes Essen und jetzt eben Zimmerpflanzen – über soziale Medien ein großes Publikum erreichen.
Hauptsache exotisch
In Österreich ist die Szene der Plantfluencer überschaubar, weiß Iwona Laub. Die Instagram-Seite der 32-jährigen Wienerin ist voll mit ausgefallenen Zimmerpflanzen. „Weil das Garteln auf der Terrasse im Winter nicht so viel Freude macht, habe ich begonnen, in der Wohnung Pflanzen zu züchten. Das hat sich zu einem echten Hobby entwickelt.“ Die Auswahl der Pflanzen wurde immer exklusiver: „Irgendwann habe ich die Fotos auf Instagram gepostet und gesehen, dass es in den USA einen richtigen Boom gibt. Da haben Leute, die nur Pflanzenfotos posten, 50.000 Follower.“
Begehrt ist, was außergewöhnlich, schwer zu haben und natürlich fotogen ist: Blätter mit Punkten, exotische Philodendronarten (für sie wurde der #philodendronfriday erfunden) und alles, was sich aufhängen lässt. Den Trend spürt auch Andrea Mühlwisch, Inhaberin der Flowercompany, ein auf Zimmerpflanzen spezialisiertes Blumengeschäft in Wien: „Wenn eine Pflanze auf Instagram präsent ist, kommen die Leute mit Fotos zu mir und sagen mir, dass sie so etwas wollen.“ Die erste Pflanze, die vom Insta-Hype profitierte, war die Pilea peperomioides, aktuell sei die Pilea Watermelon, deren Blätter einer Melone ähneln, gefragt. „Mittlerweile haben auch die Gärtnereien darauf reagiert“, sagt Mühlwisch.
Zu wenig Fachwissen
Die Pflanzenexpertin lässt sich selber gerne auf Instagram inspirieren und merkt sofort, wer die Pflanze lediglich für ein Foto inszeniert und wer auch das nötige Fachwissen besitzt: „Manche wollen einfach nur, dass die Pflanze stylish aussieht. Aber wenn sie viel Sonne braucht und weit weg vom Fenster steht, wird sie nicht lange gedeihen.“ Einen guten Plantfluencer erkenne man daran, dass er dieselbe Pflanze immer wieder fotografiert und zeigt, wie diese wächst und sich verändert.
Vor allem bei den Millennials gelten Zimmerpflanzen als neues Statussymbol: Laut New York Times entfiel im vergangenen Jahr ein Viertel aller verkauften Zimmerpflanzen auf 18- bis 34-Jährige – junge Städter, die sich immer weniger Wohnraum und schon gar keinen Garten leisten können, die aber dennoch nicht auf Grün verzichten wollen, weil sie sich der Vorteile vom Leben mit Pflanzen sehr wohl bewusst sind.
Doch auch der psychologische Effekt – das gute Gefühl, sich um etwas zu kümmern – sei nicht zu unterschätzen, sagt Hobby-Botanikern Iwona Laub: „Es ist ein kleines Erfolgserlebnis im Alltag, wenn man sieht, wie etwas wächst und gedeiht.“
Pflanzen-Instagrammer, denen es sich zu folgen lohnt:
@urbanjungleblog Große Community für Pflanzenliebhaber.
@jamies_jungle Der Londoner
hat sich eine Oase mit vielen tropischen Pflanzen geschaffen.
@houseplantgal New Yorkerin Jacqueline Zhou zeigt ihr sehenswertes „grünes Heiligtum“.
@homesteadbrooklyn Summer Rayne Oakes lebt mit 700 Pflanzen in ihrem Apartment in Brooklyn.
@thejungalow Kunterbunte Inspiration für begrünte Wohnräume.
@philodendronfanatic Tipps für Philodendron-Fans.
@flowercompany_vienna Andrea Mühlwisch präsentiert aktuelle Zimmerpflanzen-Trends.