Leben/Gesellschaft

Ein Bulle als Batman

Manche Menschen schrauben an Motorrädern, gehen fischen oder sammeln Briefmarken. Andreas aus Wien verkleidet sich als Batman. Drei bis vier Mal im Jahr nimmt der Polizist seine Brille ab, schlüpft in sein grau-schwarzes Kostüm, malt sich schwarze Farbe um die Augen und zieht sich die enge Batman-Latexmaske über. Gemeinsam mit seiner Frau Sandra – sie schlüpft in die Rolle der "Catwoman" – besucht er Comic-Events und lässt sich mit Fans fotografieren.

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So genannte "Comic Conventions" haben sich vom Insider-Event zu einem popkulturellen Phänomen entwickelt. Die meisten Besucher kommen verkleidet als ihr Lieblingscharakter aus Comic-Heft, Kinofilm oder Computerspiel. Die Szene in Österreich ist klein, seit einigen Jahren gibt es Veranstaltungen mit Kostümbewerben, Spielangeboten oder Autogrammstunden von Comic-Autoren. Die bekannteste Fan-Messe findet aber seit 45 Jahren in San Diego, USA, statt. Während sich 1970 nur 300 Menschen dorthin verirrten, pilgerten im vergangenen Jahr 130.000 Besucher zu dem Event. Darunter auch viele "Cosplayer", ein Trend der aus Japan stammt und auch in Wien angekommen ist. Der Name steht für "Costume" and "Play": Menschen, die Figuren aus Mangas – den japanischen Comics – oder Animes, Zeichentrickfilmen, mit Kostüm und Verhalten nachahmen.

Faszination Fledermaus

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Andreas sieht sich nicht als Cosplayer, dafür sei Batman nicht geeignet. Das Interesse für die Fledermaus kam mit dem ersten Kinofilm im Jahr 1989. Ab diesem Zeitpunkt sammelte er alles über die Figur, auf seinem Dachboden steht gar eine lebensgroße Plastik. Seine Ehefrau kann damit nicht viel anfangen, doch sie teilt mit ihm die Freude am Verkleiden. Happy End: 2012 heirateten sie als "Batman und Catwoman" in Las Vegas.

Was aber fasziniert den Polizisten so an der Figur? "Batman hat sich entschlossen, anders zu sein. Er besitzt keine übernatürlichen Kräfte wie Superman, er hat sich seine Tricks selbst beigebracht und hart trainiert." Der Charakter des schwarzen Rächers spricht ihn an: "Er ist ein Einzelgänger und mürrisch – damit kann ich mich identifizieren", sagt Andreas. Als Kind hat er Mickey-Maus-Comics gelesen.

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Auch "Lokin", gebürtiger Oberösterreicher, der in der Werbebranche tätig ist, und seinen echten Namen nicht verraten will, ist mit Comics aufgewachsen. "Mein Vater liebte und sammelte Mickey-Maus-Hefte. Damals, in den 1970er-Jahren, waren Comics noch schwer zu bekommen und galten als Schundliteratur, die Kinder verblöden lässt."

Star-Wars-Fan

Heute interessiert er sich vor allem für Star Wars. Seit er den Kinofilm "Krieg der Sterne – Das Imperium schlägt zurück" gesehen hat, kommt er nicht mehr davon los. Bevor er sich aber als "Twi'lek" kostümierte, eine außerirdische Rasse, die in Star-Wars-Comics- und Computerspielen vorkommt, war er Mitglied einer Mittelalter-Schaustellergruppe. "Egal, ob man sich als Ritter oder Römer verkleidet – ich tauche in eine Kultur ein und versuche, sie zu vermitteln." Für ihn hat das Kostümieren generell einen entschleunigenden Effekt: "Dabei legt man den Alltag ab – wenn ich mich verkleide, benutze ich den ganzen Tag kein Handy. Der Zwang, für alle erreichbar zu sein, ist dann weg."

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Fast ein Jahr hat es gedauert, bis er und seine Freundin "Leroni" ihre "Twi'lek"-Kostüme finalisierten. Die Maskerade – samt Schminken – braucht Zeit und Liebe. "Leroni" – eine zierliche Frau mit großen, braunen Augen – schminkt ihr Gesicht blau, zieht einen Baumwoll-Kimono an und zieht sich die langen blauen Latex-Kopftentakel über – Lekku, das Hauptmerkmal der "Twi'leks". In dieser Montur verbringen sie oft bis zu acht Stunden auf den Veranstaltungen.

Die Eindrücke und Erlebnisse, die sie später von den Events mitnehmen, scheinen die Mühe wert: "Es ist so schön, wenn man die Menschen begeistern kann. Da leuchten die Augen der Kinder und der Erwachsenen." Und: "Wir können dabei Gutes tun." Als Mitglied der Rebel Legion, einem der wenigen Kostümfanclubs, die offiziell von Lucasfilm genehmigt wurden, müssen sie sich für Charity-Projekte engagieren. Bei der "Comic Con Vienna" im September (siehe Termine) sammeln sie Spenden für einen Verein, der gliedmaßengeschädigte Kinder und Jugendliche unterstützt. Mindestens einmal im Monat fahren sie auf Conventions, demnächst nach Birmingham.

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Warum sie sich nicht für bekanntere Figuren, wie Luke Skywalker oder Prinzessin Lea entschieden haben? "Es macht keinen Spaß, Schauspieler zu imitieren. Wer sich als Skywalker verkleidet, muss ihm ähnlich sehen", sagt "Lokin". Darauf achten auch die internationalen Kostümfan-Clubs: "Wer sich im Online-Forum bewirbt, muss mehrere Fotos von seinem Kostüm einschicken, das von einer Jury beurteilt wird", erklärt "Leroni". Je größer und bekannter die Clubs, desto strenger sind die Kriterien. "Es geht um Details. Die Kostüme müssen exakt so aussehen, wie in den bekannten Darstellungen. Kleine Vereine sind kulanter und lassen einem mehr Freiheit und Fantasie."

Die bevorzugt auch Batman Andreas, der sein Outfit über die Jahre hin perfektioniert hat und sich von verschiedenen Batman-Darstellungen inspirieren ließ. Seit einiger Zeit ist er aber nicht mehr der einzige schwarze Rächer in Wien und Umgebung. Es gibt einen weiteren Batman – und der kommt aus Mistelbach. Keine Konkurrenz für Andreas. Die beiden Helden sind in Kontakt, tauschen Tipps und Masken aus.

Comic-Con Vienna (6. 9.)

Siedler von Catan-Turnier, Spencer Wilding aus "Guardians of the Galaxy" gibt Autogramme. Ort: MGC, Modecenterstraße 22, 1030 Wien, Mehr Infos unter: www.comic-con.at

Vienna Comix (3.–4. 10.)

Star-Wars-Special, Cosplay-Bewerb. Disney-Zeichner Don Rosa kommt. Nachwuchs-Comiczeichner können den "COMIX Character Award" gewinnen – gesucht werden originelle Comic-Charaktere zum Thema "The Dark Side of the Ducks". Mehr Infos unter: vienna.comix.at

Ort: Marx-Halle, Karl Farkas Gasse 19, 1030 Wien.

Vienna Comic Con (21.–22. 11.)

Der Ableger der US-Messe kündigt Darsteller aus "Games of Thrones" sowie "Breaking Bad" als Stargäste an. Messe Wien (Halle D), 1020 Wien; www.vienna-comiccon.com

Fix und Foxi (2. 9–4. 10.)

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Die Füchse von Rolf Kauka sind in allen Facetten im Bank Austria Kunstforum zu sehen.

Freyung 8, 1010 Wien; www.kunstforumwien.at