Facebook-Protest gegen Mathe-Matura
Von Ute Brühl
Dass Mathematikschularbeiten schlecht ausfallen, kommt vor. Aber so schlecht? Von 22 Schülern einer 7. Klasse der AHS Linzer Straße in Wien hatten 14 einen Fleck. In der Parallelklasse fiel der Test nicht besser aus. In der 24-köpfigen Klasse gab es 16 „Nicht genügend“.
Schulsprecher Alexander Kornell meint, den Grund für das desaströse Ergebnis zu kennen: „Diese Schularbeiten sollten eine Vorbereitung für die neue Reifeprüfung sein“, erläutert er. „Doch viele Schüler kommen mit diesem System nicht zurecht.“ Vor allem das neue Bewertungsschema wurde für viele zum Verhängnis: „Für eine Aufgabe gibt es nur dann Punkte, wenn man alles richtig gelöst hat. Schon der kleinste Fehler führt dazu, dass man 0 Punkte erhielt.“ Zudem war der Test zweigeteilt, wie es bei der Zentralmatura vorgesehen ist: „Im ersten Teil muss man 16 von 24 Punkten schaffen, um positiv abzuschneiden.“ Da gab es Schüler, die nach altem Benotungssystem einen Zweier, nach neuem einen Fleck hatten.
Kornell will Schülern und Lehrern keine Schuld zuweisen. „Es hat einfach zu lange gedauert, bis die Schulbücher auf die kompetenzorientierte Matura umgestellt wurde. Die jetzigen Schüler der 7. Klasse sind nicht daran gewöhnt. Die jüngeren Schüler tun sich mit dem System leichter. Doch ausgerechnet die Schüler, die als Erste die Zentralmatura ablegen sollen, scheitern.“
Die Schüler proben deshalb den Aufstand: Über Facebook sammeln sie Gleichgesinnte, die die Zentralmatura in Mathematik zumindest um ein Jahr verschieben wollen. „Derzeit haben wir schon mehr als 6000 Unterstützer“, berichtet Markus Geiger, Administrator der Seite. „Da berichten Betroffene anderer Schulen, dass bei ihnen Schularbeiten ähnlich schlecht ausfallen. Sobald 10.0000 Menschen die Seite ,gegen das kompetenzorientierte Mathematiksystem' unterstützen, wollen wir mit unserer Forderung ans Ministerium wenden.“ Auch Schülerstreiks sind angedacht.
Bundesschulsprecherin Angi Groß weiß, dass „die Angst vieler Schüler berechtigt ist. Wir müssen uns jetzt auf jeden Fall ganz genau ansehen, wie die Ergebnisse an den Schulen sind, die im Frühjahr die Zentralmatura machen. Daraus muss man Schlüsse ziehen, damit die Zentralmatura 2014/’15 auch tatsächlich klappt und die Zeit für Vorbereitungen nutzen. Vom Verschieben halte ich nichts.“