Leben/Gesellschaft

Dinos waren möglicherweise im Drogenrausch

Die Vorstellung ist ein wenig beängstigend: Ein ohnehin schon furchteinflößender Dinosaurier taumelt im Drogendelirium durch die prähistorische Landschaft, gebeutelt von Zuckungen und Krämpfen. Dass dies nicht ganz unwahrscheinlich gewesen sein könnte, darauf deuten jetzt Untersuchungen von George Poinar von der Oregon State University hin, die in der Fachzeitschrift Paleodiversity veröffentlicht wurden.

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Die Forscher untersuchten den ältesten erhaltenen Grashalm der Welt - erst ist rund 100 Millionen Jahre alt und sehr gut erhalten, weil er seit damals in Bernstein eingeschlossen ist. Auf der Spitze des Halms entdeckten sie einen Pilz, der sich bei näherer Analyse als Vorläufer des heutigen Mutterkorns herausstellte. Dieses enthält die Lysergsäure - ein davon abgeleiteter, chemisch hergestellter Stoff istLysergsäurediethylamid,besser bekannt als LSD, eines der stärksten Halluzinogene.Der Chemiker Albert Hofmann stellte 1938 im Rahmen seiner Forschung zum Mutterkorn erstmals synthetisch LSD her.

Auswirkungen unbekannt

"Es gibt aus meiner Sicht keinen Zweifel, dass dieser Pilz von den Dinosauriern gefressen wurde - allerdings kennen wir nicht die genauen Auswirkungen, die das auf sie hatte", sagt Poinar. Ganz sicher jedenfalls keine lebensbedrohenden: Denn der Pilz, die Gräser und die Dinosaurier lebten über Millionen von Jahre in Koexistenz.

Ziel der Forschungen ist aber nicht die Entschlüsselung der genauen Wirkung des Gras- und Pilzkonsums auf die Dinosaurier. Die Forscher untersuchen die Entwicklung der Gräser über die Zeitepochen hinweg. "Denn einige dieser Gräser - etwa Weizen oder Reis - sind die Basis der menschlichen Nahrungsmittelversorgung", betont Poinar. Diese Erkenntnisse könnten einen Beitrag zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung leisten.