Deutsche Autorin: "Kein Baby bekommen – der Umwelt zuliebe"
KURIER: In Ihrem Buch wollen Sie eine Lanze für ein Leben ohne Kinder brechen. Warum?
Verena Brunschweiger: Ich bin 38 und werde seit meinem 30 Lebensjahr immer wieder gefragt, wann ich Kinder möchte. Das nervt mich und ich finde die Frage auch übergriffig, vor allem, wenn sie von Fremden kommt.
Neben der persönlichen Motivation gibt es eine ökologische Komponente. Ein Kind ist das Schlimmste, was man der Umwelt antun kann. Jedes nicht in die Welt gesetzte Kind bedeutet eine CO2-Einsparung von rund 50 Tonnen im Jahr.
Lässt sich diese Entscheidung so rational treffen?
Zumindest eher, wenn man sich nicht ganz sicher ist. Hinter einem Kinderwunsch stecken oft aber auch egoistische oder narzisstische Motive.
Ist der freiwillige Verzicht auf Elternschaft ein Tabuthema?
In unserer Gesellschaft herrscht ein pronatalistisches Dogma. Die ganze Kultur ist darauf ausgerichtet, Kinder zu wollen. Das geltende Ideal ist ein Mädchen und ein Bub. Wenn man als Frau davon abweicht, fällt man negativ auf. Denn der Status der Frau ist nach wie vor eng mit ihrer Rolle als Mutter verknüpft. Etwas, das mein Mann in der Form nicht erlebt.
Wie sollen sich Männer verhalten, wenn sie gerne Kinder hätten, ihre Partnerin aber nicht?
Die Männer können sich da ruhig nach ihren Frauen richten. Denn am Ende sind sie es, die sich den körperlichen und psychischen Gefahren aussetzen. Als ich meinen Mann mit 30 Jahren kennengelernt habe, ging er davon aus, bald Vater zu werden. Mittlerweile ist er froh, dass ich ihn von meinem Lebensentwurf überzeugen konnte.
Warum verwenden Sie für sich die Bezeichnung kinderfrei?
Weil Kinderlosigkeit Frauen betrifft, die ein Problem damit haben, nicht schwanger zu werden. Kinderfrei zu sein bedeutet, eine profunde und reflektierte Entscheidung getroffen zu haben, sich nicht fortpflanzen zu wollen und auch alles dafür zu tun, dass das nicht passiert.
Verena Brunschweiger: „Kinderfrei statt kinderlos – Ein Manifest“ Büchner Verlag. 150 Seiten. 16,00 Euro.