Leben/Gesellschaft

Der SMS-Nachfolger heißt joyn

Die Allianz der Mobilfunkunternehmen, die GSMA, hat auf dem Mobile World Congress mit der Ankündigung des SMS-Nachfolgers joyn überrascht. Der neue Standard soll noch dieses Jahr auf zahlreichen Smartphones ausgeliefert werden. Doch ein wichtiger Hersteller zögert noch.

"Wir verarbeiten täglich mehr als 2 Milliarden Nachrichten. Das sind knapp 30.000 Nachrichten pro Sekunde." Die Angst unter den Mobilfunkbetreibern auf dem Mobile World Congress ist deutlich spürbar, als WhatsApp-CEO und Mitbegründer Jan Koum die beeindruckenden Zahlen des Kurznachrichtendienstes verlautbart. WhatsApp ist erst seit drei Jahren auf dem Markt, hat aber durch seinen rasanten Erfolg einen deutlichen Trend sichtbar gemacht - das Ende der SMS ist gekommen. Die auf 160 Zeichen beschränkte Kurznachricht stammt noch aus GSM-Zeiten und wird durch Smartphones und mobiles Internet massiv unter Druck gesetzt. Über Instant Messenger wie WhatsApp, Facebook Messenger oder Google Talk können nicht nur kostenlos Textnachrichten, sondern auch multimediale Inhalte wie Fotos, Videos oder sogar der aktuelle Standort verschickt werden. Hier kann der veraltete Standard nicht mehr mithalten. Doch nun will man für Abhilfe sorgen.

Die Antwort: joyn

Unter dem Namen "joyn" hat die Allianz der Mobilfunkunternehmen GSMA am Montag den offiziellen Nachfolger der SMS vorgestellt. Das ist aber nur die offizielle Bezeichnung, die eigentliche Spezifikation läuft unter dem Namen RCS-e, dem Kürzel für Rich Communication Suite enhanced. joyn soll prinzipiell all jene Funktionen liefern, die die SMS heute nicht mehr bietet: Gruppenchat, Videonachrichten oder - sofern ausreichend Bandbreite über das LTE-Netzwerk verfügbar ist - sogar das "gemeinsame Bearbeiten von Bildern". Der Standard soll noch dieses Jahr auf zahlreichen neuen Geräten implementiert werden, allerdings wird auch hier wieder die Unterstützung durch die Netzbetreiber der Knackpunkt sein. Denn zahlreiche Unternehmen wie die Deutsche Telekom, AT&T oder die spanische Telefonica gaben zwar an, den neuen Standard unterstützen zu wollen, jedoch noch nicht, wie teuer die Nutzung des Dienstes künftig sein wird.

Die Entwicklung des neuen Standards wird bereits seit 2008 vorangetrieben, nun hat der Erfolg der Messaging-Apps die Netzbetreiber zum Handeln gezwungen. Eine aktuelle Ovum-Studie besagt, dass allein 2011 den Netzbetreibern 13,9 Milliarden Euro durch Messaging-Apps entgingen. Haupteinnahmequelle bleibt zwar die herkömmliche Telefonie, doch durch den Smartphone-Boom explodierten auch die Kosten für den Ausbau und Instandhaltung der UMTS-Netze. Joachim Horn, CTIO bei Tele2, geht sogar so weit und bezeichnet Angebote wie Skype und WhatsApp als "Parasiten-Dienste", die sich auf Kosten der Netzbetreiber bereichern.

Nur Apple zögert

Mit dem neuen Standard wolle man aber nicht Softwareunternehmen wie WhatsApp vom Markt verdrängen, sondern die verlorenen Umsätze aus dem SMS-Geschäft wettmachen. "Wir wollen nicht nur Zugang zu den Diensten anbieten - wir wollen den Dienst selbst betreiben. Hier haben wir den Vorteil, denn im Gegensatz zu WhatsApp wird joyn auf allen Geräten verfügbar sein.", sagte Kobus Smit, Vice President für Products & Innovation bei der Deutschen Telekom. Aber noch ist unklar, ob es wirklich auf allen Geräten verfügbar sein wird. Neun der zehn größten Smartphonehersteller sind mit an Bord, einer zögert aber noch: Apple. Bislang ist unklar, ob der kalifornische Technologiekonzern, der mit iMessages ein Konkurrenzprodukt zur SMS anbietet, den Standard auf dem iPhone anbieten wird.