Leben/Gesellschaft

Jung - und verliebt in die Welt der Kräuter

"Meine Mutter nennt mich liebevoll Kräuterhexe", sagt Claudia Chruszczyk und lächelt. Dem, was man sich landläufig unter einer "Kräuterhexe" vorstellt, entspricht die junge Burgenländerin ganz und gar nicht. Dass sich hinter ihrer Natürlichkeit eine Verbundenheit mit der Natur verbirgt, merkt man aber schnell.

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Mit Wildkräutern und ihren Wirkungen begann sich die 27-Jährige, die in der Kindheit durch den naturverbundenen Großvater geprägt wurde, vor zwei Jahren intensiver zu beschäftigen. Aus anfänglicher Neugier wurde echtes Interesse – und schließlich eine neue Leidenschaft: "Ich habe in meiner Kindheit und Jugend vieles, was Kräuter betrifft, aufgeschnappt und mir das gut gemerkt. Das Interesse war schon früh da. Als wir den Grund für unser Haus besichtigt haben, ist mir zum ersten Mal der Wiesenboden richtig aufgefallen. Dann habe ich mir mein erstes Bestimmungsbuch gekauft", erinnert sich Chruszczyk, die derzeit im niederösterreichischen Seibersdorf mit ihrem Lebenspartner ein Blockhaus baut.
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Naturliebhaberin

Auf Spaziergängen und im eigenen Garten wurde das neu erworbene Wissen gleich angewandt. Das willkürliche Bestimmen verschiedener Pflanzengattungen wurde der derzeit noch in Wien lebenden jungen Frau schnell zu wenig. "Freundinnen haben mir eine Kräuterwanderung geschenkt. Da bin ich auf die Weinviertler Kräuterakademie aufmerksam geworden." Es folgte ein einjähriger Kräuter-Lehrgang, der aus dem Kräuterlehrling, Gesellenjahren in Form von Teilseminaren und der Prüfung zur Kräutermeisterin bestand.

Heute kann sich Claudia Chruszczyk, die an der FH Journalismus studierte und hauptberuflich in einem Unternehmen für die interne Kommunikation zuständig ist, ein Leben ohne die Kräuterkunde nicht mehr vorstellen. Ihre Freizeit verbringt die Hundebesitzerin größtenteils in der Natur. Dabei ist es praktisch, dass auf ihrem Grundstück ein verwilderter Garten wächst.

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Dort erfreut sie sich nicht nur an den kreuz und quer gewachsenen Pflänzchen, sie baut auch selbst an. In einem angelegten Beet wächst mittlerweile Lungenkraut und Frauenmantel. Baldrian, Beinwell und Eibisch warten darauf gepflanzt zu werden. Bestimmt sind die Kräuter für unterschiedliche Zwecke. Die experimentierfreudige Burgenländerin macht gerne Haarseifen aus Kokosfett und Kräuteröle für den Eigenbedarf, verfeinert Desserts mit zarten Blüten, kredenzt Liköre oder stellt Teemischungen her. Mit ihrem Garten hat die 27-Jährige noch viel vor. Dabei sind ihr Naturbelassenheit und der Respekt vor der Natur wichtig: "Hier soll alles wild wachsen dürfen."
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Neues Interesse der jungen Generation

In ihrem Umfeld bemerkt sie ein wachsendes Interesse für fast vergessenes Kräuterwissen. "Es ist schön zu sehen, dass sich wieder mehr Menschen bewusst erden und zum Ursprung zurückkehren. Wir werden immer mehr in Richtung Konsum gedrängt, anstatt uns das zunutze zu machen, was am Boden und um uns herum wächst."

Die Beschäftigung mit der Kräuterwelt wird für Chruszczyk jedenfalls weitergehen, denn auf ihrem Nachtkästchen liegt schon der nächste Kräuterführer, der durchschmökert werden will.