Leben/Gesellschaft

Asteroid now! Der Apokalypse mit dem Raumschiff entfliehen

Die Erde ist kein sicherer Ort - das macht Wissenschaftsautor Florian Freistetter in seinem neuen Buch „Asteroid now“ klar. Es heißt nicht zufällig ähnlich wie ein Francis Ford Coppola-Film. Denn der Weltuntergang droht immer und überall - nicht nur von Asteroiden. Ausgehend von apokalyptischen Szenarien schildert Freistetter, warum für ihn „die Zukunft der Menschheit in den Sternen liegt“.

Hang zu Endzeitszenarien

Freistetter hat offensichtlich einen Hang zu Endzeitszenarien, schon 2012 veröffentlichte der österreichische Astronom und Wissenschaftsblogger ein Buch namens „Krawumm! - Ein Plädoyer für den Weltuntergang“. Auch im neuen Werk lässt er es krachen, wenn er etwa einen großen Asteroideneinschlag auf der Erde als „wahrhaft apokalyptisches Ereignis“ beschreibt. Ein solcher Einschlag sei definitiv geeignet, ein globales Massensterben zu verursachen, wie es vor 65 Millionen Jahren stattgefunden hat.

„Die Erde war schon immer Zielscheibe“, schreibt Freistetter, auch in Zukunft müsse man mit Asteroideneinschlägen rechnen. Dennoch ist er zuversichtlich, dass „wir nicht das gleiche Schicksal erleiden müssen wie die Dinosaurier.“ Dafür müsse man sich aber mit den Gefahren aus dem Weltall beschäftigen.

Und deren gibt es viele, nicht nur Asteroiden drohen, weiß der Astronom: In der Nähe des Sonnensystems explodierende massereiche Sterne, sogenannten Supernovae, Klimaschwankungen, verursacht durch gravitative Störungen der Erdbahn bzw. der Ausrichtung der Erdachse durch die anderen Planeten, durch Ausbrüche von Supervulkanen oder durch die Kontinentalverschiebung.

Doch Freistetter ist kein esoterischer Endzeitfanatiker. Seine Szenarien fußen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, sind realistisch - auch wenn man sich vor dem großen Fürchten Wahrscheinlichkeiten und Zeitskalen genau anschauen sollte.

Ebenso wissenschaftlich fundiert, gut verstanden und - zumindest im kleinen Maßstab - erprobt sind viele von ihm beschriebenen Möglichkeiten, wie man sich vor der Bedrohung aus dem All schützen könnte. Etwa wie man die Bahn eines die Erde bedrohenden Asteroiden mittels Sonnensegel, Gravitations-Abschleppseil oder Beschuss mit schnellen Objekten ablenken könnte. Voraussetzung für ein verlässliches System zur Asteroidenabwehr ist für Freistetter aber: „Wir müssen anfangen, ernsthafte Raumfahrt zu betreiben.“

Und das ist für den Autor viel mehr, als ein paar Satelliten in einen erdnahen Orbit zu bringen. Notwendig seien völlig neue Konzepte für die Raumfahrt - für die wieder Asteroiden und die in ihnen enthaltenen Materialien helfen sollen: Asteroidenbergbau könnte jenes Material liefern, um direkt im Weltraum „all das zu bauen, was wir bis jetzt nur aus Science-Fiction-Büchern kennen“.

Die Idee des Weltraumlifts

Spätestens hier nimmt der Fiction-Anteil in Freistetters Buch massiv zu. Er begeistert sich für die Idee des Weltraumlifts, mit dem man an einem Kabel von der Erde bis ins Weltall fahren kann. Dies wäre für den Autor „ohne Frage eine große technische Herausforderung. Aber es ist durchführbar, und zwar mit dem Wissen und der Technik, die wir heute besitzen ... das einzige ungelöste Problem bleibt die Suche nach passendem Material“.

Mit einem solchen Lift könnte die Menschheit Schritt für Schritt nicht nur das Sonnensystem erobern, sondern auch gleich zu anderen Sternen und ihren - hoffentlich erdähnlichen - Planeten aufbrechen. Weil die aber so weit weg sind, wären „Generationenschiffe“ notwendig, in denen erst die Enkel oder Urenkel der Start-Crew ihr Ziel erreichen.

Dieser Exodus werde angesichts der sich in ihrem Endstadium aufblähenden Sonne irgendwann notwendig sein. Außer man favorisiert ein anderes Rettungskonzept, das Freistetter vorstellt: Dabei müsste man „nur“ die Bahn der Planeten um die Sonne verändern, übrigens wieder mithilfe von Asteroiden und deren Schwerkraft.

Bergbau auf dem Asteroiden

Freistetter räumt ein, dass diese Zukunftsvisionen weit von der heutigen Realität seien, aber „auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren, die wir gut verstanden haben. Es sind keine prinzipiellen Probleme, die uns daran hindern, einen Weltraumlift zu bauen, Asteroidenbergbau zu betreiben, Mond oder Mars zu besiedeln, Generationenschiffe zu anderen Sternen zu schicken oder die Erde selbst zu bewegen“. Nur finanzielle und gesellschaftliche Gründe würden uns daran hindern.

Schon etwas schwindelig ob dieser Zukunftsszenarien ist man dann über Freistetters Epilog dankbar, der wieder auf den Boden der Realität zurückführt: „Um in der Lage sein zu können, das Überleben der Menschheit langfristig zu sichern, müssen wir zuerst die Krisen in den Griff bekommen, die uns jetzt schon bedrohen. Kriege, Überbevölkerung, Klimawandel, Armut und Hunger betreffen uns im Alltag viel mehr, als es die abstrakte Gefahr durch Asteroiden tut.“ Dennoch plädiert Freistetter dafür, „jetzt die Fundamente für große Visionen zu legen“.

Buchtipp: Florian Freistetter:Asteroid Now - Warum die Zukunft der Menschheit in den Sternen liegt, 236 Seiten, 18,40 Euro, ISBN 978-3-446-44309-9.